Bischof Scheuer zu Olympischen Jugendspielen

Bischof Manfred Scheuer grüßt die Teilnehmer der ersten Olympischen Jugendspiele in Innsbruck.

60 Nationen auf einem Fleck, kann das gut gehen? Ja! Tirol und Innsbruck bauen auf ihre langjährige Erfahrung mit sportlichen Ereignissen. Dazu Bischof Manfred Scheuer: „Für die unterschiedlichen Gruppen unserer Gesellschaft bietet der Sport ein Begegnungsfeld. Trennende Momente, wie Alter, soziale Herkunft, Hautfarbe und Nation treten demgegenüber zurück. Sport und Kultur bieten viele positive Möglichkeiten: Freude und menschliche Erfüllung, Auslotung der Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit, Vorbildfunktion der Spitzensportler für junge Menschen, Unterhaltungswert des Sportes und der Kultur für die Zuschauer, Überwindung nationaler Grenzen.

Der Sport kann Grenzen überwinden, bzw. die Überwindung von Grenzen kann als ‚Herausforderung an den Sport‘ gelten. Grenzen können überwunden werden durch spezielle Sportangebote - die ersten Youth Olympic Games in Innsbruck können ein Musterbeispiel dafür werden.

Sport hat auch eine starke seelische Komponente 

„Durch den Sport wird ein bedeutsamer ethischer Impuls in die Gesellschaft hineingetragen, z.B. durch das Prinzip ‚Fairness‘ als Grundhaltung des Menschen: Es geht um die unbedingte Achtung des Gegners und die Wahrung seiner körperlichen und seelischen Unversehrtheit. Sportlerinnen und Sportler haben mit der Fairness einer Tugend Ansehen verschafft, die weit über den Sport hinausreicht in Politik und Wirtschaft, in Straßenverkehr und menschliches Miteinander. Die Fairness hat biblische Grundlagen in der so genannten Goldenen Regel: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen" (Mt. 7,12).

Geheimtipp der Oase außer Konkurrenz: Olympisches Jugenddorf Reichenau, Haus E, Räume 65-67 

Vertreter von vier großen Religionsgemeinschaften (Christentum, Islam, Judentum und Buddhismus) haben in langer Vorbereitungsarbeit diese Räume im Olympischen Dorf gestaltet. „Wir wollten einen Raum schaffen, in dem sich die jungen Sportler wohl fühlen und zur Ruhe kommen können", erzählt Hannes Wechner von der Katholischen Jugend.

Die Einrichtung eines multireligiösen Raumes („Multi Faith Center") geht auf das Bestreben des Olympischen Komitees zurück. Neben einem gemütlich eingerichteten Raum mit Polstermöbeln zum Ausspannen gibt es einen Raum, der dem Gebet und der Stille vorbehalten ist. „Dieser Raum dient auch als Aussprachezimmer" und wird jeden Tag in der Früh und am Abend geöffnet sein. Zu diesen Zeiten wird auch immer jemand vom Vorbereitungsteam anwesend sein. An den Wänden wurden Grundgebete der großen Weltreligionen aufgehängt.

Jeweils am Freitag wird ein muslimisches Freitagsgebet abgehalten. Die Katholische Jugend wird darüber hinaus an zwei Terminen zu einem ökumenischen Gottesdienst außerhalb des Olympischen Dorfes einladen, entweder in der evangelischen Auferstehungskirche oder in der katholischen Pfarrkirche St. Paulus in der Reichenau.

Wünsche von Bischof Manfred für Friedenserziehung und Gelingen 

Fairness als Gesinnung und Praxis ist ein wichtiger Beitrag zum Frieden. Wenn der einzelne Sportler bei nationalen und internationalen Begegnungen, bei Meisterschaften und Olympischen Spielen für persönliche Friedensanstrengungen sensibilisiert ist und dazu ermutigt, kann ‚Völkerverständigung durch Sport‘ erwachsen. Schritte zum Frieden beruhen auf dem individuellen und sozialen Verhalten des einzelnen Sportlers. Sie haben eine umfassende Friedenserziehung zur Voraussetzung.

Ich danke allen Verantwortlichen für das Engagement und wünsche den Spielen viel Erfolg. Den Sportlern wünsche ich viele positive Erfahrungen sowie ein friedvolles und begeisterterndes Miteinander.

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Bischof Scheuer zu Olympischen Jugendspielen