Bischof Scheuer: Weiter um die Einheit ringen

Um die Einheit der christlichen Kirchen müsse weiter gerungen werden. Das betonte Bischof Manfred Scheuer in einem Gespräch mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker um dem orthodoxen Metropoliten Arsenios.

Um das Ziel der Einheit der christlichen Kirchen und darum, wie diese Einheit aussehen soll, muss weiter gerungen werden. Das betont der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer; er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Ökumenefragen zuständig. Der Nordtiroler Bischof äußert sich in einem moderierten Gespräch mit dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker und dem orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis), das in der aktuellen Ausgabe des Magazins des Wiener "Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa", "Info Europa", veröffentlicht wurde.
Es sei wichtig, sich in den jeweiligen Stärken auszutauschen und nicht so sehr oder nur darauf fixiert zu sein, was noch nicht oder nicht möglich ist, so Scheuer: "Es gibt die gelebte Ökumene, es gibt die diakonische, die caritative Praxis, es gibt das gemeinsame auch politische Zeugnis, und ich glaube schon, dass wir gemeinsam ein Christuszeugnis ablegen in der Gegenwart. Dafür bin ich dankbar."
Es gehöre aber mit zu den Grundprinzipien der Ökumene, "dass ich vom anderen nicht etwas fordere, das er von seinem Selbstverständnis her nicht einlösen kann". Er wolle das respektieren, doch gelte das "umgekehrt für die anderen Konfessionen auch".
Es gebe freilich schon vom Evangelium her eine Vielfalt, die nicht auf einen abstrakten gemeinsamen Nenner gebracht werden kann, so der Innsbrucker Bischof: "Es gibt zum Beispiel vier Evangelien und nicht eines, und es gibt viele Ausdrucksformen des Glaubens." Die Frage sei: "Was gehört zu Einheit und Gemeinsamkeit dazu?" Da gebe es durchaus auch Differenzen im Verständnis dessen, was wichtig sei - etwa im Blick auf Wort Gottes, Liturgie, Sakramente oder kirchliches Amt. Vor allem aber brauche es "die Einheit in der Liebe, in der Diakonie; hier kann Gottes- und Nächstenliebe nicht voneinander getrennt werden".
"Vielfalt soll nicht Beliebigkeit sein, Einheit soll nicht Uniformität sein", betont Bischof Bünker: "Das heißt, es braucht eine Einheitsvorstellung, die sowohl die Identität als auch die bleibende Differenz im Auge hat."
Der lutherische Bischof formuliert Wünsche an die Kirchen: Die Evangelische Kirche sollte "evangelischer" werden, "also mehr und deutlicher auf die Grundlagen der Heiligen Schrift hinweisen, die Konzentration auf Jesus Christus noch stärker in den Mittelpunkt stellen". Von der Katholischen Kirche würde er sich wünschen, "dass sie katholischer wird, damit sie ihre weltweite Verantwortung und damit auch ihre Verantwortung für die anderen Kirchen noch deutlicher wahrnimmt". Und von der Orthodoxen Kirche erhoffe er sich, "dass sie orthodoxer wird und uns noch stärker in die Spiritualität und in die Tradition der ersten Jahrhunderte und in die Zeit der Einheit der Kirche in Vielfalt hineinführt".
Um in der Frage der gegenseitigen Anerkennung der Kirchen als Kirche weiterzukommen, "könnte es vielleicht ein produktiver Ansatz sein, von Kirchen anderen Typs zu sprechen, mit einem jeweils unterschiedlichen Selbstverständnis", so Bünker. Er sei zuversichtlich, "dass das möglich ist, gerade auch, weil wir uns neu darüber verständigen, das jeweilig unterschiedliche Kirchenverständnis zu respektieren".
Metropolit Arsenios räumt ein, dass es derzeit keine gemeinsame Vorstellung einer Kircheneinheit gibt. Die Kirchen hätten 1.000 Jahre in verschiedenen Traditionen die Einheit erlebt, weitere 1.000 Jahre aber auch die Trennung. Arsenios: "Sicher können wir die Einheit in verschiedenen Traditionen erleben, aber die Einheit des Glaubens ist wichtig."
Zur Situation der Ökumene in Österreich meint der Metropolit, er sei zufrieden: "Die Kirchen haben ein gutes wechselseitiges Verständnis entwickelt. Das ist sehr positiv. Aber ganz zufrieden werde ich sein, wenn die Einheit der Kirchen Wirklichkeit sein wird." 

Ein Statement von Bischof Manred Scheuer zur Ökumene im Wortlaut (mp3):
  

Weitere O-Töne des Gesprächs 

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