Beherzte Predigt bei Herz-Jesu-Prozession

Ein Pladoyer für ein großes Herz und gegen die Angst war die Predigt von Prof. Jozef Niewiadomski bei der traditionellen Herz-Jesu-Prozession in Weerberg, die heuer am 3. Juni stattgefunden hat.

Niewiadomski bezog sich in seiner Predigt auf die Angst vieler Menschen – vor den Flüchtlignen, vor einem Zusammenbruch der EU, vor der Klimakatastrophe oder dem Islam. Man habe das Gefühl, so Niewiadomski, dass in ganz Europa "eine seltsame Transplantation im Gange ist". Den Menschen werde ein Mäuseherz implantiert, das Angst hat vor allem, was ihm widerfährt. Und so sehr sich Kommentatoren, Politikwissenschaftler und andere auch bemühen, den Menschen die Angst auszureden, werde die Angst immer größer.

Vor diesem Hintergrund erinnerte Niewiadomski an das Herz-Jesu-Gelöbnis in Tirol. "Das Gelöbnis wurde in Zeiten der Not, in Zeiten der Bedrohung geleistet - es war eine für die damalige Zeit adäquate Reaktion auf das, was den Menschen damals widerfuhr", so Niewiadomski. Auch damals hätten die Menschen Angst gehabt. "Sie wussten es noch genau, dass der Mensche leicht zu einem Wesen muitieren kann, in dem bloß ein Mäuseherz schlägt: Wenn dieser Mensch nicht auf einem festen Fundament steht, wenn er nicht von einem Netzwerk umfangen bleibt, wenn er sich im Leben nicht getragen fühlt". Deswegen hätten sich die Menschen damals jenem Gott anvertraut, der ein Herz für die Menschen hat. "Sie baten ihn, er möge auch ihnen ein Herz schenken, das des Menschen würdig ist. Er möge das ängstliche Mäuseherz verwandeln und ihnen ein Herz mit dem Qualitätsmerkmal der personalen Würde schenken", sagte Niewiadomski.

Heute würden diese beherzten Ururgroßeltern den Menschen zurufen: "Macht euch nichts vor. Euch allen ist die Versuchung des Mäuseherzens nicht fremd; auch euch kann angst und bange werden angesichts all dessen, was sich in eurer Mitte ereignet. Was es brauche, sei das Wunder eines gewandelten Herzens. "Dieses Wunder kann sich ereignen", so Niewiadomski. "Wir haben es erlebt und wir bezeugen es: So wahr Gott lebt, wandelt er die menschlichen Herzen." Aus dem Herz einer ängstlichen Maus, die in jeder Situation nur versuche, ihre eigene Haut zu retten, werde dank dem göttlichen Wunder ein Menschenherz. Aus einem Herzen, das den anderen bloß als Gegner oder Feind wahrnimmt, werde ein Herz "mit dem Qualitätssiegel der personalen Würde. Ein Herz, das sich verschenken kann und fast zur grenzenlosen Empathie fähig wird". 

Die Herz-Jesu-Prozession in Weerberg zählt zu den besonderen und einzigarten Traditionen der Herz-Jesu-Verehrung in Tirol. Das Fest beginnt mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließender Prozession durch den Ort und die angrenzenden Felder, an der viele Traditionsverbände teilnehmen sowie zahlreiche Vertreter von Politik, Kirche und Wirtschaft. Den Abschluss bildet ein großes Pfarrfest.