Austrittszahlen: Jugendarbeit ganz besonders bedenken

Mit Stichtag 31.12.2015 beträgt die Zahl der Katholiken in der Diözese Innsbruck 388.552 (2014: 391.174). Das bedeutet ein Minus von 0,67 Prozent. 2015 liegt bei der Zahl der Austritte im Trend der Jahre 2012 und 2013.

Mit Stichtag 31.12.2015 beträgt die Zahl der Katholiken in der Diözese Innsbruck  388.552 (2014: 391.174). Das bedeutet ein Minus von 0,67 Prozent. 2015 liegt bei der Zahl der Austritte im Trend der Jahre 2012 und 2013. Das positive Ergebnis aus 2014, dem Gedenk- und Jubiläumsjahr „50 Jahre Diözese Innsbruck“, konnte nicht prolongiert werden. 2015 sind 3.492 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um 432 Personen ( 14,12%). 

 

Bürgler: Jeder Mensch, der austritt, fehlt bei der Erneuerung der Kirche 

Generalvikar Jakob Bürgler sieht die Kirche weiter gefordert: „Jeder Mensch, der aus Kirche austritt, fehlt bei der Verlebendigung und Erneuerung der Kirche. Eine Gemeinschaft lässt sich nur von innen gestalten. Die Kirche vor allem im deutschsprachigen Raum ist mit einer starken Austrittsbereitschaft konfroniert. Und das trotz eines Papstes, der die Menschen sehr anspricht und obwohl keine schweren Skandale die Stimmung belasten. 2014 ist uns eine kleine Trendumkehr gelungen. Im Gedenk- und Jubiläumsjahr „50 Jahre Diözese Innsbruck“ war es möglich, unter anderem die Lebendigkeit und Aktualität der Botschaft Jesu sichtbar zu machen, die soziale, kulturelle und gesellschaftspolitische Bedeutung von Kirche aufzuzeigen und ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Doch die Kraftanstrengungen und auch die Mehrarbeit sind nicht jedes Jahr möglich“, so Bürgler. „Die neuen Zahlen machen deutlich, dass wir unsere Präsenz bei den Menschen und dort, wo sich das Leben abspielt, verstärken müssen. Kirche muss noch greifbarer und spürbarer werden.“

 

Doch auch Wiedereintritte im Steigen 

Fortgesetzt wird hingegen der Trend der Vorjahre bei den Wiedereintritten, Konversionen und Widerrufen. 353 Frauen und Männer traten wieder in die Kirche ein (immerhin ein Plus gegenüber 2014 von 1,15%). 52 ( 15,56%) Personen widerriefen ihren vollzogenen Austritt. 18 Personen ( 20%) sind von anderen Konfessionen zum katholischen Glauben konvertiert. „Diese Zahlen zeigen, dass Menschen – oft auch nach Gesprächen – merken, etwas zu verlieren, wenn sie die Kirche verlassen. Kirche bietet Heimat und den Suchenden einen Platz“, so Bürgler unter Verweis auf die Aktivitäten der Kirche für Menschen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben. „Dennoch müssen wir noch weitere Anstrengungen unternehmen, das Vertrauen der Menschen wieder oder neu zu gewinnen. Dankbar bin ich jedem einzelnen Menschen, welcher der Kirche verbunden bleibt.“

 

Austritt junger Menschen als große Herausforderung  

Rund um den 20. Geburtstag erhalten alle Jugendlichen ein Schreiben der Kirchenbeitrag-Servicestellen. Dieses „Einstiegsschreiben“ nehmen immer wieder Jugendliche für den Austritt aus der Kirche zum Anlass.

Wolfgang Meixner, Diözesanjungschar- und –jugendseelsorger und derzeit auch Bundesjugendseelsorger, beschäftigt sich schon länger mit diesem Phänomen. „Ich denke, es ist nicht das Geld, das zum Austritt bewegt, sondern es ist die Nicht-Beziehung. Die Jugendarbeit nach der Firmung bleibt eine Herausforderung und ist auch ein kirchliches Problemfeld. Vom 12. bis zum 18. Lebensjahr besteht bei vielen Jugendlichen oft kaum bis kein Kontakt zur Kirche. Und dann kommt der Brief“, so Meixner selbstkritisch und fragt: „Wie kann es gelingen, dass Firmung nicht der feierliche Schlusspunkt ist?

Grundsätzlich erlebt Meixner die Jugend sehr vielfältig: „Jeder ist einzigartig, es gibt einzigartige Zugänge. Die Jugendlichen sind positiv kritisch, interessiert, aber auch zurückhaltend. Sie lassen sich nicht schnell vereinnahmen.“

 Das Gottesbild von Jugendlichen sei situationsabhängig. Meixner: „Gott spielt bei Kindern und Jugendlichen eine sehr ehrliche Rolle. Dabei kann es auch Wüstenphasen geben. Wenn sie anstehen, erlebe ich sie sehr suchend. Gott kommt viel mehr vor, als das Wort Gott. Der „unbekannte Gott ist aber sehr präsent.“ Es sei Herausforderung, so Meixner, eine Sprache zu finden, die Jugendliche verstehen. Auch Symbole, mit denen sie etwas anfangen können, seien bedeutsam.

 

Bundesjugendseelsorger: Kirche ist massiv gefordert 

Die Kirche sei massiv gefordert, so der Jugendseelsorger: „Jugendliche suchen Beziehungspersonen in der Kirche, die sie mitnehmen und begleiten. Wo der direkte Kontakt mit Erwachsenen in der Kirche gelingt, ist das die beste Prävention zum Nicht-Austreten.“

Kirche müsse Kontaktpunkte herstellen, die nicht verzweckt sind. Es gehe nicht alleine um Gottesdienste oder Betanleitungen, sondern um echte Beziehungsfelder. Er selbst sei – berufsbedingt - auch sehr intensiv in Facebook und über WhatsApp aktiv. „Es ist ein direkter Zugang.“ Man müsse die sozialen Netzwerke nutzen, die Jugendlichen sind da sehr offen und gut ausgerüstet. Meixner: „Die mediale Präsenz zum Diözesanjubiläum etwa hat angesprochen, vielleicht müsste man da anknüpfen.“

Und Meixner ergänzt: „Junge Menschen benötigen die Gewissheit gebraucht zu werden und sie wollen direkt gefragt werden.“ Kirche kann da einiges tun, sie könne ein zweites Wohnzimmer für Jugendliche bieten.

  

Was hat die Diözese Innsbruck Jugendlichen zu bieten? 

Meixner: „Neben der klassischen Firmvorbereitung erlebe ich großes Engagement bei sozialen Angeboten wie etwa ‚72 Stunden ohne Kompromiss‘ oder am ‚Tag der Arbeitslosen‘. Wir bemühen uns bewusst mit ihnen und für sie Stimme zu sein, nicht nur in der Kirche, sondern auch gesellschaftlich. Wir wollen ihre Anliegen wahrnehmen und weitertragen.“ Man suche auch den Dialog mit anderen Religionen und christlichen Gemeinschaften, welche die gleichen Probleme hätten.

Meixner abschließend: „Die erste Aufgabe als Diözese ist es, das ‚Gottesgerücht‘ wachzuhalten, aber auch das Gerücht wachzuhalten, dass Jugendliche an Gott und Glauben interessiert sind. Jugendliche sind viel besser als ihr Ruf. Wir müssen ihnen eine offene Tür bieten, wenn sie uns brauchen.“

Und die erste Aufgabe als Jugendseelsorger? „ Für die Kinder und Jugendlichen zu beten, manchmal auch stellvertretend. Das ist mein Priesterverständnis und wie auch Dietrich Bonhoeffer sagt: Nicht über die Jugend klagen, sondern für sie beten.“

 

Finanzkammerdirektor Köck: Vergelt’s Gott an  KirchenbeitragszahlerInnen 

Finanzkammerdirektor Markus Köck: „Ein Vergelt's Gott von Herzen sagt die Diözese Innsbruck allen, die durch ihren Kirchenbeitrag die vielfältigen Leistungen der Kirche ermöglicht haben. Damit konnte wieder ein buntes Spektrum an kirchlichen Angeboten den Menschen in unserem Land zugänglich gemacht werden: Seelsorgliche Begleitung, soziales Engagement durch Rat und Hilfe, Bildung und Freizeitgestaltung, gesellschaftliche Orientierung und kulturelle Initiativen.
Fast 1.000 Männer und Frauen sind auf dem Gebiet der Diözese Innsbruck in den unterschiedlichen Einrichtungen der Diözese, der Caritas und der Pfarren im kirchlichen Dienst beschäftigt - vom Altenheim über den Kindergarten bis hin zum Bildungshaus. Zu 75 Prozent werden diese Dienstleistungen mit dem Kirchenbeitrag finanziert. 

Der 2011 erstmals eingeführte Frühzahlerbonus für den Kirchenbeitrag wird hervorragend angenommen und steht auch 2016 wieder zur Verfügung. Seit 2012 ist der Kirchenbeitrag bis zu EUR 400 jährlich steuerlich absetzbar.“

gottimpark_2012.jpg
Diözese Innsbruck - Aktuell