Anna Dengels Ordensschwestern besuchen Steeg im Lechtal

Sie machten sich auf die Spuren ihrer Gründerin, die hier geboren und von hier aus die Welt der kirchlichen medizinischen Hilfe revolutionierte.

1925 gründete sie ihren eigenen Orden, der heute in 17 Ländern weltweit aktiv ist. Die Ordensfrauen Anna Dengels nehmen sich besonders den Anliegen der Frauen an und tragen dazu bei, den Heilsbegriff heute allumfassender zu interpretieren.

Dr. Anna Dengel (1892-1980) wurde eine der ersten österreichischen Ärztinnen und sie war „Feuer und Flamme“ für Gott und eine gerechtere Welt. „Unmögliches wagen“ – so betitelte die Autorin Prof. Ingeborg Schödl ihre Biografie über Anna Dengel. Eine Pionieren ihrer Zeit, eine Vorkämpferin und Visionärin.

Im August besuchten rund 50 Missionsärztliche Schwestern (MMS) den kleinen Ort Steeg im oberen Lechtal in Tirol, den Geburtsort ihrer Gründerin Anna Dengel. Alle 4 bis 5 Jahre treffen sich junge Schwestern der weltweit tätigen Gemeinschaft rund um ihre ewige Profess. Um voneinander zu lernen, sich auszutauschen und kennenzulernen.

Organisiert und begleitet wurde die Reise von den Missionsärztlichen Schwestern aus Deutschland, die dabei auf die Unterstützung der Pfarre Steeg mit dem langjährigen Freund der Ordensgemeinschaft, Pfarrer Karlheinz Baumgartner, sowie Steegs Bürgermeister Günther Walch und Vertreter des Vereins „Freunde Anna Dengel“ bauen konnten.

  

Herzliches Willkommen in Steeg 

Drei Wochen lang haben 24 junge Missionsärztliche Schwestern gemeinsam über Interkulturalität und unsere globale Mission reflektiert und sie hautnah erlebt. Es war eine Zeit voll froher und bereichernder Begegnungen, mit viel Austausch, mit Freude am Gemeinsamen – trotz aller Unterschiede. Und natürlich mit viel interkultureller Kreativität, die besonders im gemeinsamen Feiern ihren Ausdruck fand.

Zum Abschluss des Treffens stießen Mitschwestern und Assoziierte aus Belgien, den Niederlanden, Bottrop, Duisburg, Berlin und Frankfurt/Main zu ihnen, um gemeinsam zu feiern und Danke zu sagen.

Am Ende des Treffens zog es die nun größer gewordene Gruppe nach Steeg in Tirol. Für viele der Schwestern aus insgesamt 17 Nationen war es die erste Fahrt zu den Wurzeln ihrer Gemeinschaft. Sie waren sehr dankbar für das herzliches Willkommen, die Gespräche und Begegnungen und die gemeinsame Zeit im Lechtal.

  

Besuch des Geburtshauses 

In Steeg feierten die Schwestern in der Pfarrkirche eine Dankesmesse, besuchten das Geburtshaus ihrer Gründerin und trafen mit Nachkommen der Familie ihrer Gründerin zusammen. Der Besuch des Heimathauses gehörte dabei sicherlich zu den emotionalsten Momenten. Besucht wurde auch der große Wasserfall bei Steeg, den auch Anna Dengel als Kraftort immer schätzte. Besonders wichtig war den Missionsärztlichen Schwestern auch DANKE zu sagen. Sr. Kristina Wolf, Leiterin der Gemeinschaft in Deutschland, sagte DANKE für den Rückhalt aus Steeg und der Diözese Innsbruck. Letztere war durch Bischofsvikar Jakob Bürgler vertreten, der die Gelegenheit nützte, die dynamische Schwesterngemeinschaft besser kennen zu lernen und mehr über Anna Dengel zu erfahren. Der Dank galt aber auch all jenen Steeger Familien, die die vielen Gäste aus aller Welt für diese eine Nacht bei sich aufnahmen.

  

Theaterstück und Ausstellung 

Reinhard Heiserer vom Verein „Freunde Anna Dengel“ informierte die Schwestern über aktuelle Tätigkeiten des Vereines in Österreich zur Bekanntmachung der Arbeit Anna Dengels und zur Förderung der Arbeit der Missionsärztlichen Schwestern heute. Besonderes Interesse erweckte dabei die kleine Holzstatue von Anna Dengel. Diese wurde vor wenigen Jahren im Lechtal geschnitzt. Große Freude bereitete auch die Ankündigung des Theaterstücks über Anna Dengel, das 2019 auf der Geierwallybühne in Elbigenalp seine Uraufführung erlebt. Zudem gibt es nächstes Jahr in der Elbigenalper Wunderkammer eine Sonderausstellung über Anna Dengel! Die Theaterautorin Claudia Lang nützte den Besuch der Missionsärztlichen Schwestern ebenfalls für ein Kennenlernen der Schwestern.

Das gemeinsame Abendessen aller Beteiligten im Gemeindehaus in Steeg, zu dem der Bürgermeister einlud, wurde zu einem farbenfrohen Fest mit Tänzen, Musik, Dank und internationaler Begegnung. Am Samstag nach der hl. Messe ging es für alle Schwestern noch mit dem Sessellift auf die blühenden Wiesen der Jöchelspitze, die Anna Dengel so schätzte. Zeitlebens war das Lechtal, seine Menschen und die Natur für Sie ein wichtiger Kraftplatz und Energiespender. Nach ihrer Übersiedlung nach Hall während ihrer Kindheit und später als Leiterin der Missionsärztlichen Schwestern kam sie immer wieder gerne in ihre Heimat zurück.

Es liegt heute nicht nur bei der Gemeinschaft ihres Ordens, sondern auch an allen Lechtalern und Tirolern, das von Anna Dengel begonnene Werk, insbesondere zur Stärkung der Frauen weltweit, weiterzutragen und zu fördern, so Reinhard Heiserer. Er spricht hier einen Gedanken an, den Anna Dengel selber formulierte, als sie die Leitung ihrer Gemeinschaft in jüngere Hände legte: Ich habe zeitlebens das gemacht, was ich in meiner Zeit für nötig hielt. Ihr müsst tun, was in eurer Zeit nötig ist. Eine gerechtere Welt ist möglich. Menschen wie Anna Dengel waren beeindruckende VorkämpferInnen und bleiben Vorbild im alltäglichen Tun für uns alle.

 

Infos zu Anna Dengel und die Missionsärztliche Schwestern heute:
www.freundeannadengel.at 

 

Kurzportrait:
Anna Dengel (1892–1980)
Ärztin, Sozialpionierin, Ordensgründerin 

Als Ärztin in Indien hatte sie das Leid zahlloser, medizinisch nicht versorgter Frauen direkt miterlebt. Als Missionarin wagte Anna Dengel das Unmögliche und gründete eine Ordensgemeinschaft, die gesundheitliches und seelisches Heil in direkten Zusammenhang stellt. Bis heute verschreiben sich die Missionsärztlichen Schwestern weltweit dem Charisma des Heilens. Sie verbinden äußere und innere Wunden und fragen nach den Ursachen von Leid. Die Tirolerin Anna Dengel (1892–1980) zählt zu den mutigsten und fortschrittlichsten Frauen ihrer Zeit. Abgeschnitten von ihrer Heimat studierte sie während des Ersten Weltkriegs Medizin in Irland, ging als Ärztin ins heutige Pakistan, gründete nach ihrer Rückkehr in Amerika eine Ordensgemeinschaft und begehrte schließlich erfolgreich gegen jahrhundertealtes Kirchenrecht auf, das bis dahin Ordensfrauen den vollen medizinischen Dienst untersagt hatte.

v.l. Christine Wolf ( Koordinatorin Deutschland MMS) Reinhard Heiserer ( Obmann Freunde Anna Dengel) Jakob Bürgler (Bischofsvikar) und Autorin Claudia Lang ( Elbigenalp) Bild: Freunde Anna Dengl