Aktion Familienfasttag fordert gerechte Wirtschaftsstrukturen

Die Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung unterstützt Frauen im Kampf gegen ungerechte und diskriminierende Struturen in Wirtschaft und Gesellschaft.

Gegen eine Wirtschaft, die aufgrund von Machtkonzentration Bäuerinnen und Bauern weltweit unter Druck setzt, hat sich die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Barbara Haas (Tirol) ausgesprochen. Es brauche ein Umdenken hin zu einem solidarischen Wirtschaften, das nicht vorrangig auf Profit, sondern auf die Deckung von Bedürfnissen ausgerichtet sei. Die Katholische Frauenbewegung unterstützt die Entwicklung dieses Ansatzes durch eine Reihe von Projektpartnerschaften im globalen Süden. Ein Augenmerk richtet die Frauenbewegung in der diesjährigen Fastenzeit auf ihre Projektpartnerin „Fundacion entre mujeres“ (FEM) aus dem Norden Nicaraguas, in der Frauen in Kooperativen nachhaltig Landwirtschaft betreiben und so die Ernährung ihrer Familien sicherstellen.
Bundesminister Andrä Rupprechter nannte bei einem Benefiz-Suppenessen in Wien die Ernährungssicherheit und die Armutsbekämpfung als vordringliche Aufgaben der Landwirtschaft. „Zeichen für mehr Fairness“ seien für ihn ein bewusster, sozialverträglicher  Konsum, ein Wirtschaften nach dem Motto „aus der Region, für die Region“. Rupprechter begrüßte das Engagement der Katholischen Frauenbewegung, Frauen im ländlichen Raum zu bilden und zu ökonomischen Akteurinnen zu machen: „Bildung ist die Basis einer erfolgreichen Landwirtschaft“, betonte Rupprechter. Der Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs sei es zu verdanken, dass auch benachteiligten Frauen im Süden Chancen auf Bildung und Selbstbestimmung eingeräumt würden: „Frauen sind die tragende Stütze im ländlichen Raum, in Österreich genauso wie in Nicaragua“.
Geht es der Wirtschaft gut, geht es nicht allen gut
Die gerechte Verteilung von Chancen thematisierte die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Barbara Haas, in umfassendem Sinn: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen unterschiedlich gut“, erklärte Haas. Die Erfahrung zeige, dass Wirtschaft, wie sie gegenwärtig verstanden werde, „wenige Gewinner und viele Verlierer“ hervorbrächte. Zu den Verlierern zählten vor allem Frauen, und da in erster Linie Frauen des Südens. Die Katholische Frauenbewegung träume von einer anderen Welt,  „von einer Welt, in der Wirtschaften den Menschen dient“, so Haas.  Dazu gehöre, „dass wir alle unseren Lebensstil ändern müssen“. Das einzumahnen werde die Katholische Frauenbewegung nicht müde. Im Jahresthema der Aktion Familienfasttag „Fair wirtschaften, solidarisch leben“ ist dieses Bekenntnis dokumentiert.
Voran auf der Grundlage einer solidarischen Ökonomie
Juana Aydas Villareyna Acuna, Koordinatorin und Co-Direktorin von FEM, gab Zeugnis vom Bildungs- und Lernprozess, den FEM bei den unter Armut wie Machismo gleichermaßen leidenden Frauen vorangetrieben hat, von ihrer persönlichen, sozialen und politischen Entwicklung: „ Je mehr Wissen wir Frauen über unsere Rechte und den Zugang zu Ressourcen haben, umso mehr Macht und Kapazität haben wir in Verhandlungen.“ Den Bildungs- und Sensibilisierungsprozess gelte es weiter voranzutreiben, dazu Forschungsarbeit zu leisten, um die Produktion von Lebensmitteln äußeren Bedingungen wie dem Klimawandel anzupassen, Allianzen mit ähnlich ausgerichteten Organisationen zu bilden, weiter zu kämpfen für die eigene ökonomische Entwicklung: „Für den Zugang zu Land und finanziellen Mitteln, für technische Unterstützung, Vermarktung – das alles auf der Grundlage der solidarischen Ökonomie“, so die Co-Direktorin von FEM. Ihr Wunsch sei es, in zwanzig Jahren mit den Produkten von FEM auf dem österreichischen und europäischen Markt vertreten zu sein.
Information und Sensibilisierung
Ihre „Solidarität mit den Landfrauen in den Ländern des Südens“ bekundete auch die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Bäuerinnen.  Sie unterstützt die Aktion Familienfasttag bundesweit. Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann, Vorsitzende der ARGE Bäuerinnen: „Die Aktion Familienfasttag ist für Österreichs Bäuerinnen sehr wertvoll, weil sie benachteiligten  Landfrauen hilft und gleichzeitig auch für die weltweiten Zusammenhänge von Armut und Reichtum sowie über Ungerechtigkeiten in der Verteilung von Chancen informiert und sensibilisiert“.
Erhöhung des nationalen Budgets für Entwicklungszusammenarbeit dringend notwendig
Bundespräsident Heinz Fischer, mit Frau Margit ebenfalls Gast beim Festakt im Ministerium,  nannte FEM ein „blühendes Beispiel für die Fruchtbarkeit des Engagements der Katholischen Frauenbewegung“, das diese „seit vielen Jahren in dankenswerter Weise“ an den Tag lege. Die Aktion Familienfasttag mit dem Motto „Teilen spendet Zukunft“  sei ein „kreatives Zeichen von Solidarität und Mitverantwortung“, das es nach Kräften zu unterstützen gelte. Dank gebühre der Katholischen Frauenbewegung insbesondere auch für ihr politisches Engagement, ihre Bewusstseinsarbeit dafür, dass auch der Staat seinen Beitrag zu leisten habe. Denn Hilfe  für arme Regionen der Welt sei in Österreich Regierungsprogramm, dem viel zu wenig nachgekommen werde. Seit Jahren hinke die österreichische Regierung hinter ihrem Ziel, 0,8 % des Bruttonationalprodukts für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen, weit hinterher, auch für 2014 seien im Rechnungsabschluss kaum mehr als in anderen Jahren, also um die 0,28 Prozent zu erwarten. Hier brauche es „friedlichen, sanften Druck“ aus der Öffentlichkeit, wie ihn unter anderem die Katholische Frauenbewegung ausübe.
Spendenabsetzbarkeit aufrecht erhalten
Auch Diözesanbischof Alois Schwarz appellierte an Politikerinnen und Politiker, „sich dafür einzusetzen, dass die ohnehin sehr niedrigen staatlichen Mittel nicht weiter gekürzt werden“. Notwendig sei überdies, sich den Vorschlägen der Steuerreformkommission entgegenzustellen, die 2009 eingeführte Absetzbarkeit von Spenden wieder abzuschaffen: „Ich unterstütze vorbehaltlos das entschiedene Nein vieler Hilfsorganisationen zu solchen Überlegungen“, so Bischof Schwarz. Ein Spendenrückgang, auch bei der „Aktion Familienfasttag“, sei zu befürchten. Schwarz dankte der Katholischen Frauenbewegung für ihre Unbeirrbarkeit im Einsatz für benachteiligte Frauen und Familien. Über die Jahre hinweg habe sie unterschiedlichsten „kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Groß- und Kleinwetterlagen“ standgehalten und damit Mut und Tatkraft unter Beweis gestellt. Denn: „Wer stets auf die idealen Umstände, auf die beste Gelegenheit wartet, kommt nie dazu, etwas zu beginnen“, so Schwarz in Anlehnung an ein Wort aus dem Buch Kohelet im Alten Testament: „Wer ständig nach dem Wind schaut, kommt nicht zum Säen, wer ständig die Wolken beobachtet, kommt nicht zum Ernten.“
Zu Beginn seines Statements gedachte Schwarz der verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, bei der die Katholische Frauenbewegung im vergangenen Jahr mit dem Benefizsuppenessen zu Gast war.
  

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