35. Todestag der Sozialpionierin Anna Dengel

Am 17. April jährt sich zum 35. Mal der Todestag von Anna Dengel. Die Ärztin aus dem Lechtal hat den Orden der Missionsärztlichen Schwestern gegründet und hat sich vehement für die Zulassung von Ordensfrauen zu medizinischen Diensten eingesetzt.

Vor 90 Jahren wurden der Orden der "Missionsärztlichen Schwestern" gegründet - von einer Österreicherin, deren Todestag sich am 17. April zum 35. Mal jährt: Anna Dengel (1892-1980). Die aus Steeg im Lechtal (Tiroler Außerfern) stammende Ärztin und Ordensfrau gilt als eine der streitbarsten Kirchenfrauen des 20. Jahrhunderts. Sie erkämpfte die kirchliche Zulassung von Ordensfrauen zu medizinischen Diensten und gründete mit ihrer Gemeinschaft zahlreiche Spitäler in Asien, Amerika und Afrika. Dengels Orden, dessen Generalat in London ist, hat heute 660 weibliche Mitglieder in 23 Ländern - darunter eine Österreicherin, die in Deutschland tätig ist.
Anna Dengel wurde am 16. März 1892 als Älteste von neun Kindern im Lechtaler Dorf Steeg geboren. Sie besuchte nach dem frühen Tod der Mutter die Pensionatsschule der Heimsuchungsschwestern in Hall und war dann in Tirol als Schullehrerin sowie in Lyon als Deutschlehrerin tätig. Ihrem Kindheitswunsch, als Krankenpflegerin in Missionsgebieten tätig zu sein, kam sie durch die schottische Ärztin Agnes Mc Laren näher, die ihr zu einem Medizinstudium im irischen Cork für eine anschließende Tätigkeit in Indien verhalf. Als einzige Ausländerin in ihrem Semester startete Dengel direkt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs das Studium, das sie mit verschiedenen Arbeiten finanzierte und 1919 abschloss.
Ein Jahr später begann Dengel ihre Tätigkeit als Frauenärztin in Rawalpindi im damaligen Britisch-Indien (heute Pakistan). Ärztinnen waren in dieser Gegend rar, worunter Frauen besonders litten, da sie sich aufgrund religiöser und kultureller Bräuche keinem Mann außerhalb der Familie zeigen durften und folglich nicht zum Arzt gehen konnten. Innerlich und äußerlich vom Totaleinsatz völlig erschöpft, reifte in Anna Dengel einige Jahre später bei einem Heimaturlaub in Tirol und Exzerzitien in Rom der Wunsch, eine religiöse Gemeinschaft zu gründen und somit Mitstreiterinnen zu finden; der Eintritt in einen bestehenden Orden kam für sie wegen des seit 1215 bestehenden kirchenrechtlichen Verbotes für Ordensfrauen, auf dem Gebiet der Geburtshilfe u.a. auch als Hebammen tätig zu sein, nicht in Frage.
  

Lehrerin für Mutter Teresa
Der Bischof der US-Diözese Baltimore war es schließlich, der Dengels Konstitutionen für eine Gemeinschaft genehmigte, die die Österreicherin am 30. September 1925 gemeinsam mit mit einer Ärztin und zwei Krankenschwestern gründete. Um medizinisch tätig sein zu dürfen, beschränkten sich die Frauen vorläufig auf die Bildung einer "frommen Gesellschaft" ohne öffentliche Gelübde, Dengel machte sich jedoch bei Kardinälen, Bischöfen und Missionaren für eine Neuformulierung der veralteten Regelung im Kirchenrecht. Dies gelang 1936 durch eine päpstliche Instruktion, woraufhin Dengel und ihre Gefährtinnen am 1941 die Ewigen Gelübde ablegen konnten.
Die Gemeinschaft wirkte binnen weniger Jahre in Spitälern und Krankenschwesternschulen ganz Indiens - auch Mutter Teresa war Schülerin der Missionsärztlichen Schwestern in deren Niederlasung in Patna - und nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch in Indonesien, auf den Philippinen sowie in Afrika und Südamerika. Zum Zeitpunkt der Neuorientierung des Ordens beim Reformkapitel von 1967 verzeichneten die "Missionsärztlichen Schwestern" 728 Mitglieder und 37 Institutionen, darunter neun in Indien, je vier in Pakistan und Indonesien, insgesamt zehn in sieben Ländern Afrikas, drei in Lateinamerika und je eine Einrichtung in Burma, Vietnam und auf den Philippinen.
Die heute weltweit 660 Mitglieder des Ordens leben in kleinen Gemeinschaften. Anders als zur Gründungszeit betont man heute eine ganzheitliche Sicht von Gesundheit und Heilung, zudem reichen die Tätigkeiten von seelsorglicher Wegbegleitung über Jugendarbeit, Kranken-, Alten- und Gefängnisseelsorge bis hin zu Projekten für AIDS-Kranke und AIDS-Waisen.
Ehren und Erbe
Dengel, die 1973 die Leitung der "Missionsärztlichen Schwestern" zurückgelegt hatte, erlitt drei Jahre später einen Schlaganfall und blieb von da an teilweise gelähmt. Sie starb am 17. April 1980 und wurde auf dem deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico im Vatikan begraben. Noch zu Lebzeiten wurde sie für ihr Werk vielfach gewürdigt - darunter etwa mit dem Ehrendoktorat verschiedener Universitäten, der Ehrenmitgliedschaft der Katholischen Ärztegilde Österreichs oder der Internationalen Chirurgenvereinigung Chicago als erste Frau sowie dem Ehrenring des Landes Tirol und dem großen goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich. Ein Seligsprechungsprozess für sie ist derzeit im Laufen.
In Österreich wird Dengels Erbe heute vom "Verein Freunde Anna Dengel" weitergetragen und gesammelt, durch Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, durch finanzielle Unterstützung der Projekte des Ordens sowie durch Einsatz für die Errichtung einer Niederlassung der Gemeinschaft im Geburtsland seiner Gründerin. Eine erste deutschsprachige Biografie der Ordensgründerin aus dem Außerfern wurde im Vorjahr von der österreichischen Publizistin Ingeborg Schödl veröffentlicht ("Anna Dengel - Das Unmögliche wagen"). (KATHPRESS) 

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