25 Jahre Synagoge in Innsbruck

Am 21. März beging die jüdische Kultusgemeinde das 25-jährige Bestehen ihrer Synagoge in Innsbruck.

Am 21. März 2018 beging die jüdische Kultusgemeinde das 25-jährige Bestehen ihrer Synagoge in Innsbruck. Unter den etwa 100 geladenen Gästen fanden sich Vertreter anderer Kultusgemeinden, VertreterInnen der Stadt- und Landespolitik sowie Vertreter anderer Religionsgemeinschaften, unter anderem der Superintendent der evangelischen Kirche Salzburg-Tirol, Olivier Dantine, der Bischof der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Gerhard Egger, sowie Generalvikar Florian Huber.

Die FestrednerInnen aus Politik und Religion gingen auf die besondere Bedeutung der Synagoge für den interreligiösen Dialog ein, sowie ihre Bedeutung für die Gesellschaft. Es sei wichtig die Synagoge spüren zu können und von ihr wach gehalten zu werden, meinte Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer ­– im Blick auf wiederaufkeimenden Fremdenhass und Antisemitismus.

Generalvikar Florian Huber lobte besonders die Zusammenarbeit zwischen der Ehrenpräsidentin der jüdischen Kultusgemeinde Esther Fritsch und dem verstorbenen Altbischof Reinhold Stecher. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und Präsident Lieder betonten, dass die Synagoge nur dank der Unterstützung durch Stecher, das Land Tirol und die Stadt Innsbruck so gut dastehe.

Ein Fest großer Dankbarkeit 

Herwig van Staa hob bei seinem letzten offiziellen Auftritt als Landtagspräsident im Besonderen auch die Rollen von Altbürgermeister Niescher und den Altlandeshauptmännern Wendelin Weingartner und Alois Partl hervor. Bischof Gerhard Egger, der als Vertreter der Multireligiösen Plattform Innsbrucks an dem Festakt teilnahm, lobte besonders die interreligiöse Zusammenarbeit in Innsbruck und dabei besonders die Zusammenarbeit mit der Kultusgemeinde. Es sei wichtig andere Religionen aus erster Hand kennenzulernen, nur so könne man voneinander lernen und nur das führe zu einer wahren Toleranz und einer wirklichen Religionsfreiheit.

Gegen die Judenvergessenheit des Christentums 

Neben diesem Dank betonte Egger die besondere Verantwortung, die für die heutigen Generationen, die teilweise lange nach den Verbrechen des Nationalsozialismus geboren wurden, immer noch bestehe. Superintendent Olivier Dantine wiederum sprach von einer Judenvergessenheit im Christentum, die erst nach und nach aufgearbeitet wurde und immer noch aufgearbeitet wird. Erst allmählich hätte das Judentum wieder Eingang in Predigt und Theologie gefunden.

Generalvikar Florian Huber meinte, dass die meist feindselige Geschichte nicht vergessen werden dürfte, sondern aufgearbeitet werden muss. Dabei hob er die großen Fortschritte, etwa durch das Zweite Vatikanische Konzil und dessen Erklärung „Nostra Aetate“ hervor. Dieses Dokument stelle ein Schuldbekenntnis dar und führte auf den Weg zu Anerkennung und Respekt zwischen dem Judentum und der katholischen Kirche.

Reinhold Stechers Einsatz für den christlich jüdischen Dialog 

Für einen solchen Weg der Anerkennung, des Respekts und der Unterstützung wurde an diesem Abend besonders Altbischof Reinhold Stecher hervorgehoben und gelobt. Er habe entscheidend dazu beigetragen, dass die Synagoge wiedererrichtet werden konnte und hat die Kultusgemeinde nach Kräften unterstützt. Auch die Abschaffung des Kultes des Anderl von Rinn, den Stecher 1994 verbot, wurde gerade von Generalvikar Huber, der damals als Seelsorgeamtsleiter in diesen Prozess eingebunden war, hervorgehoben.

Die Ehrenpräsidentin der jüdischen Kultusgemeinde, Esther Fritsch, verwies auf die besondere Beziehung zum verstorbenen Bischof und meinte, dass diese Synagoge bzw. dieser Versammlungsraum vermutlich der einzige ist, in dem man das Bild eines Bischofs aufgehängt habe.

Wer schweigt stimmt zu! 

Neben diesen Worten der Dankbarkeit und der Aufarbeitung der Geschichte bezog man sich aber auch auf die aktuelle gesellschaftliche Situation. Dabei waren sich alle Rednerinnen und Redner einig, dass es in diesen Zeiten besonders wichtig sei, dass alle gesellschaftlichen Gruppen, unabhängig von Religion und politischer Ausrichtung entschlossen gegen Antisemitismus, Rassismus und Populismus auftreten müssten. Man solle sich später nicht für das schämen müssen, was man als Mensch oder als Kirche getan oder eben nicht getan hat, so Florian Huber. Die Bürgermeisterin betonte, wie wichtig es sei, eine Meinung zu haben und für diese einzutreten: „Was vor 80 Jahren geschah lehrt uns: Man darf Dinge nicht schweigend hinnehmen!“, so Oppitz-Plörer. Auch der Präsident der Wiener Kultusgemeinde Oskar Deutsch betonte wie wichtig es sei, dass die jüdischen Gemeinden Österreichs geschlossen zusammenstehen und gegen jede Form von Antisemitismus auftreten.

Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg bei seiner Ansprache in der Synagoge in Innsbruck. Foto: Hellmuth