2018 erstmals Jugendliche im Zentrum einer Bischofssynode

Im Herbst 2018 gibt es eine Premiere in der katholischen Kirche: Erstmals stehen Jugendliche im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode im Vatikan.

Nach den beiden vorherigen Bischofsversammlungen zu Ehe und Familie lautet das kommende Thema: "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung". "Lasst Euren Schrei hören", appellierte Papst Franziskus im vergangenen Jänner per Brief an die Jugendlichen. "Auch die Kirche möchte auf Eure Stimme hören, auf Eure Sensibilität, auf Euren Glauben, ja auch auf Eure Zweifel und Eure Kritik", schrieb er. Warum? "Weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist", zitierte Franziskus den heiligen Ordensgründer Benedikt.

Wie bei den beiden vorherigen Synoden gibt es auch diesmal einen Fragenkatalog, der sich an Bischofskonferenzen und an kirchliche Jugendeinrichtungen und -organisationen richtet. Er wurde als Teil des Vorbereitungsdokuments (Lineamenta) für die Synode versandt. Nicht zuletzt sollen Jugendliche selbst auf der Internetseite der Weltbischofssynode ihre Meinung äußern. Die Plattform soll in den nächsten Wochen - nicht jedoch vor Mai - freigeschaltet werden.

Knapp 40 Fragen umfasst der schon vorliegende Fragenkatalog; drei von ihnen sind jeweils spezifisch für die einzelnen Kontinente. Zunächst werden statistische Daten abgefragt, etwa wie hoch der Anteil von Jugendlichen an der Bevölkerung ist. Im zweiten Abschnitt steht die Situation junger Menschen im Vordergrund. Zudem sollen die gegenwärtig "stärksten Herausforderungen" für Jugendliche in den einzelnen Ländern benannt werden. Das Synodensekretariat unter der Leitung von Kardinal Lorenzo Baldisseri will ferner erfahren, welche kirchlichen Jugendvereinigungen den größten Erfolg haben und welche Gründe es dafür gibt. Weiteres Thema ist, wie sich Jugendliche ins kirchliche Leben einbringen können und wie kirchenferne  Heranwachsende erreicht werden können.

 

Über eigenen Lebensweg klar werden 

In den von Baldisseri vorgestellten 22-seitigen Lineamenta heißt es: "Wenn wir wollen, dass in der Gesellschaft oder in der Gemeinschaft der Christen etwas Neues geschieht, müssen wir Raum schaffen, damit neue Menschen handeln können." Es soll bei der Synode aber nicht nur einfach um Jugendliche in der Kirche gehen. Es soll auch darüber beraten werden, wie wieder mehr Heranwachsende dazu motiviert werden können, Priester oder Ordensmitglied zu werden. Deshalb bildet die "berufungsorientierte Jugendpastoral" einen weiteren Schwerpunkt des Fragenkatalogs. Aus dem Vorbereitungsdokument geht zugleich hervor, dass mit Berufung nicht nur geistliche Berufe gemeint sind. Vielmehr geht es darum, Jugendlichen zu helfen, sich über ihren eigenen Lebensweg Klarheit zu verschaffen.

Speziell auf die europäischen Länder beziehen sich die drei Fragen: Wie hilft die Kirche hier den Jugendlichen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken? Wie gehen kirchliche Einrichtungen mit dem "Protest-Potenzial" von Jugendlichen um, die sich aus dem politischen, sozialen und wirtschaftlichen System ausgeschlossen fühlen? Und wie ist es um das Verhältnis zwischen den Generationen bestellt?

Kirchliche Beobachter nennen es auffällig, dass ein Themenkomplex, der nicht nur im deutschsprachigen Raum eine gewisse Rolle spielt, nicht direkt angesprochen wird: Wie halten es die Jugendlichen mit der kirchlichen Morallehre? Franziskus selbst hatte jüngst Ehen ohne Trauschein angesprochen. Mit seiner Aufforderung, dass Priester sich auch um solche Paare kümmern sollten, erregte er in konservativen Kreisen einiges Aufsehen.

Schließlich soll die Synode auch Gelegenheit dazu bieten, über den Tellerrand der eigenen Jugendarbeit zu schauen: Am Ende des Katalogs steht die Frage nach der "best practice". Die Ortskirchen sind aufgerufen, drei Beispiele für eine besonders gelungene Jugendarbeit nennen, die auch für andere Länder interessant sein könnten.

 

Selbstkritik im Blick auf Missbrauch 

Selbstkritisch verzeichnet das Vorbereitungsdokument "Improvisation und Inkompetenz" bei der kirchlichen Begleitung Jugendlicher. Unvorbereitete und unreife Erwachsene in der Jugendarbeit könnten negative Abhängigkeiten schaffen. Dies könne "bis hin zum Missbrauch führen".

Das Schreiben nimmt auch die unterschiedliche Situation katholischer Jugendlicher weltweit zur Kenntnis, etwa im Blick auf die Altersstruktur der Gesellschaft, religionssoziologische Verhältnisse oder Geschlechterrollen. Betrachtet werden unter anderem Faktoren wie Armut, Arbeitslosigkeit, Migration und Multikulturalität für die Lebenserfahrung von Heranwachsenden.

Die digitale Welt sei für Jugendliche "ein echter Lebensort geworden". Hier baue die Kirche ihre eigene Präsenz teils erst auf. "Hier kann sie bestimmt etwas von den Jugendlichen lernen", heißt es in dem Text.

Der Text des Dokuments findet sich auf www.vatican.va/roman_curia/synod/index_it.htm.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at