10 Jahre Bischof Manfred Scheuer
Seit zehn Jahren ist Manfred Scheuer Bischof von Innsbruck. Am 21. Oktober 2003 hat Papst Johannes Paul II. den damals 48-jährigen gebürtigen Oberösterreicher zum Nachfolger von Bischof Alois Kothgasser ernannt. Scheuer war zum Zeitpunkt seiner Ernennung in Tirol ein nahezu Unbekannter. Am Nachmittag des 21. Oktober hat auch Landeshauptmann Günther Platter beim Bischof vorbeigeschaut und ihm zu seinem Jubiläum gratuliert.
In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung analysiert Scheuer die Situation der Menschen in Tirol und geht auf die Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt ein: „Sehr viele lieben ihr Land und die Heimat und sind im guten Sinn auch stolz darauf. Aber es gibt auch große Nöte. Die psychischen Probleme und Erkrankungen sind nicht gering und werden mehr. Die Belastungen von Jugendlichen, da habe ich doch einiges mitbekommen: welche Perspektiven hat die junge Generation für die Zukunft – nicht nur wirtschaftlich? Da braucht es eine neue Solidarität zwischen den Generationen, das Wohlwollen der Älteren den Jüngeren gegenüber, das ihnen auch Chancen eröffnet. Bildungsfragen sind auf der Tagesordnung verbunden mit Integration und Inklusion. Und es sind viele, die in den Sozialmärkten einkaufen (müssen). Gesundheitspolitik ist immer ein Thema, Pflege ganz massiv. Wie entwickeln sich Gemeinden weiter, welche Perspektive haben sie für kommende Jahrzehnte? Es gibt eine Abwanderungsbewegung aus einigen Tälern, die besorgniserregend ist. Die Gesellschaft ist pluraler geworden, kulturell, ethnisch, ideologisch und auch religiös. Die politische und soziale Landschaft schaut vielfältiger aus. Zudem sind die neuen Medien für fast alle nicht mehr wegzudenken. Der Alltag ist für viele anders als vor zehn Jahren.“
„Wir müssen die Botschaft Gottes zu den Menschen tragen“
Scheuer sieht in Tirol viele Dimensionen des Glaubens. Die Herausforderung selbst sei das Evangelium. „Ich denke es gilt die Botschaft Gottes heute zu den Menschen zu tragen, auch mit den damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen. Das Teilen zwischen den Pfarren, das Teilen des Glaubens, der Zeit, des Personals und auch des Geldes ist Konsequenz der katholischen Sicht von Kirche und der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“, so Scheuer.
Sehr positiv vermerkt der Innsbrucker Bischof das Engagement vieler Menschen, die Leben, Kultur und Glauben in der Pfarrgemeinde mittragen. Eine Grundhaltung des Konzils sei gewesen, eine große Sympathie für die Menschen von heute. Scheuer: „Und ich glaube diese Sympathie und die kritische und solidarische Zeitgenossenschaft ist ein Vermächtnis des Konzils, das wir heute zu buchstabieren haben. Also dass wir den Menschen nicht feindlich gesonnen sind, sondern eben dass Hoffnung, Freude und Angst bei uns einen Widerhall haben. Die Frage ist, ist die Kirche Resonanzraum für die Nöte und für die Freuden der Menschen von heute. Darin sehe ich die Herausforderung.“
Spannend in Tirol und keine Wechselabsichten
Der Innsbruck Bischof befragt zu seiner Arbeit: „Mein ‚Arbeitsplatz’ ist im ganzen Land und darüber hinaus in Aufgaben der Ökumene, der Caritas, der Erwachsenbildung und der internationalen Solidarität. Mein Problem ist nicht, dass ich zu viel am selben Schreibtisch sitze. Es ist spannend in diesem Land zu leben und da auf und ab zu fahren und mit den Menschen unterwegs zu sein.“
Zur laufenden Diskussion um einen angemessenen Lebensstill meint Scheuer: „Von Jesus her ist ein einfacher Lebensstil vorgegeben. Ich versuche meinen Lebensstil, meinen Konsum so zu gestalten, dass ich jeweils dieselbe Summe an Menschen in Not gebe. Die Frage ist die, ob ich dem, der an meiner Tür läutet und Geld braucht, in die Augen schauen kann. Eine Option für die Armen ein Wesenzug für die Kirche. Insgesamt steht es der Kirche gut an, wie Papst Franziskus einen einfachen Lebensstil zu leben.“
Immer angesprochen auf einen möglichen bevorstehenden Wechsel in eine andere Diözese antwortet Scheuer klar: „Ich habe keine Wechselabsichten.“
Dankgottesdienst im Dezember im Innsbrucker Dom
Scheuer wurde am 14. Dezember 2003 im Innsbrucker Dom zum Bischof geweiht. Die Diözese Innsbruck lädt am Sonntag, 15. Dezember um 11.30 Uhr zu einem Dankgottesdienst mit dem Bischof in den Innsbrucker Dom zu St. Jakob.
