ALT Pfarrkirche Ehrwald

Die Pfarrkirche Ehrwald heute:

Der ALTAR (früher auch "Volksaltar" genannt), Mittelpunkt und Zentrum der Kirche, wurde 1985 nach Entwürfen der heimischen Künstler Wolfgang Schennach und Walter Bader unter der Mitwirkung von Tischlermeister Alois Posch gestaltet, ebenso 2003 der Verkündigungs-AMBO nach dem Wort Jesu "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Wolfgang und Inge Schennach, Walter Bader und Sabine Gundolf).

  • Noch aus früherer Zeit stammen der alte Hochaltar von Ignaz Falbesoner mit Tabernakel
  • sowie die alten Seitenaltar-Aufbauten,
  • auch die Kanzel mit einer Darstellung des Gleichnisses vom Sämann.
  • Das Hochaltarblatt zeigt die Szene "Maria Heimsuchung" (der Maler ist nicht überliefert) und wurde vom alten Altar übernommen.
  • In der Nische des linken Seitenaltaraufbaus befindet sich eine Muttergottes-Statue des Ehrwalder Bildhauers Josef Spielmann (1891).
  • Das Bild des rechtes Seitenaltaraufbaus (über dem darunter befindlichen Taufbecken) stellt die Taufe Jesu im Jordan dar und stammt vom Ehrwalder Wolfgang Schennach (1998).
  • Die Aufsatzbilder der Seitenaltäre zeigen die Verkündigung des Herrn links (alter Bestand) und die Heiligste Dreifaltigkeit rechts (von Wolfgang Schennach nach einer alten Fotografie rekonstruiert).
  • Anstelle der rechten Seitenaltar-Mensa wurde ein Taufplatz (Baptisterium) gestaltet. Den Taufstein entwarf Wolfgang Schennach. Er wurde aus Veroneser Marmor angefertigt und ersetzte den alten schlichten und sehr unscheinbar wirkenden Taufstein von 1688. Die erste Taufe am neuen Taufbrunnen fand in der Osternacht 1998 statt.
  • Die beiden expressionistischen Deckenfresken zeigen verschiedene Rosenkranzgeheimnisse und stammen vom heimischen Kunstmaler Roman Fasser (1963). Er malte auch das beeindruckende Sakristei-Außenfresko "Christkönig" (1960).
  • Die Kirche besitzt Zeiller-Kreuzwegstationen, aber auch einen modernen Kreuzweg des in Ehrwald ansässigen Künstlers Henri Dante Alberti aus den 1960er-Jahren, der unter der Empore ausgestellt ist.
  • Bemerkenswert in der Ehrwalder Pfarrkirche ist das große Abendmahlsgemälde des flämischen Künstlers und Lehrers von Peter Paul Rubens Otto van Veen (1556-1629) an der rechten Wand des Kirchenschiffes.
  • Die Kirche besitzt eine schöne Weihnachtskrippe mit großen geschnitzten Figuren des Ehrwalder Bildhauers Walter Bader aus den 1970er-Jahren.
  • Das barocke Heilige Grab ist alljährlich in der Karwoche bis Ostermontag zu sehen.
  • Die Fastentücher stellen "Jesus am Ölberg", die "Geißelung Jesu" und die "Kreuzigung Jesu" dar, sie stammen vom Ischgler Kunstmaler Josef Pfeiffer aus dem Jahre 1844 und wurden 1999 renoviert.
  • Die Orgel wurde in den Jahren 2010-11 durch die Orgelbaufirma Pirchner aus Steinach am Brenner erneuert.
  • Das Schutzengel-Glasfenster wurde nach der Entfernung aus der Kirche in den 1960er-Jahren von der Spenderfamilie zuhause aufbewahrt und 2010 der Kirche zurückgegeben. Im Rahmen der Umbauarbeiten auf der Empore bei der Orgelrenovierung wurde es in den Fensterrahmen auf der Westseite eingebaut und ist jeden Abend beleuchtet.
  • Nach der Renovierung der 1960er-Jahre gelangten viele Kunstgegenstände unserer Kirche in den Besitz von Privatpersonen (vor allem Robert Leitner, Hotel Sonnenspitze). Sie gaben sie der Kirche dankenswerterweise wieder zurück:
    die Aposteltafeln vorne im Presbyterium (Evangelisten Matthäus und Johannes, Apostel Petrus, Johannes der Täufer), die Verkündigungsgruppe, ein Abendmahlsrelief, die Ewig-Licht-Ampel sowie einige Putten und Silberleuchter.
  • 2017 wurde die gesamte Kirchenbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt.

 

Geschichte der Pfarrkirche Ehrwald

 

Die erste Kirche

1640-48: Bau der ersten Kirche

15. Aug. 1648: Weihe der Kirche "Zu Unserer Lieben Frau Maria Heimsuchung" mit dem Hochaltar Mariä Heimsuchun) und dem Altar auf der Evangelienseite zu Ehren der hl. Maria Magdalena (linker Seitenaltar) durch den Brixner Weihbischof Jesse Perkhofer. Außerdem weihte der Weihbischof den Friedhof und zwei Glöckchen

1656 Weihe des Altares auf der Epistelseite zu Ehren des hl. Erzengel Michael durch Weihbischof Perkhofer (rechter Seitenaltar)

1688 wurde für Ehrwald eine KURATIE gestiftet. Seit dieser Zeit ist ein eigener Seelsorger in Ehrwald ansässig. 

  

Die zweite Kirche

Im Jahre 1729 wurde noch unter dem ersten Kuraten Georg Sailer die Kirche von Grund auf erneuert und dieser Neubau am 11. September 1734 mit drei Altären (Hochaltar Mariä Heimsuchung, linker Seitenaltar Hl. Maria Magdalena, rechter Seitenaltar Hl. Erzengel Michael) vom Brixner Fürstbischof Graf von Sarnthein eingeweiht. Als Kirchweihfest wurde der Schutzengelsonntag festgelegt.

1739 bekam die Kirche ihre erste Orgel, gespendet vom Ehrwalder Mathias Guem.

1769 wurde vom 22. Mai bis August der Spitzturm von Zimmermeister Christian Samwöber (Somweber) durch eine Zwiebelhaube ersetzt.

1784 wurde die Kirche unter Baumeister Josef Naus noch einmal erweitert und eine Doppelempore errichtet.

Der Hochaltar stammte von Ignaz Falbesoner aus Nassereith, die Seitenaltäre waren von Johann Spielmann aus Ehrwald. Das Hochaltarbild wurde noch vom alten Hochaltar der ersten Kirche übernommen und seither mehrmals restauriert.

Die Seitenaltarbilder zeigten damals die Altarpatronin Maria Magdalena (links), gemalt vom gebürtigen Ehrwalder Josef Anton Hochenegg, und den Altarpatron Erzengel Michael (rechts), gemalt vom Tiroler Künstler Joseph Arnold. Die Aufsatzbilder stellten links die Verkündigung Marias und rechts die heiligste Dreifaltigkeit dar, ebenfalls Werke von Maler Hochenegg. Auf der Mensa des rechten Seitenaltares wurde ein Herz-Jesu-Bild von Kaspar Jele gezeigt, links Maria von der immerwährenden Hilfe.

Die Decke bemalte im 19. Jahrhundert der Ehrwalder Kirchenmaler Josef Spielmann im Nazarenzer-Stil. Die Bilder sind Fresken des Brixner Malers Georg Mader aus der Pfarrkirche Bruneck nachempfunden. Spielmanns Grab befindet sich rechts neben dem Haupteingang der Pfarrkirche Ehrwald.

In den Prozessionskästen befanden sich die Standbilder der vier Bündnisse. Die heiligen Joachim und Anna (für die Eheleute) fertigte Ignaz Falbesoner aus Nassereith, die Statue der Immaculata Seraphin Eberhart, der Schutzengel ist ein Werk aus älterer Zeit und ist die schönste der Figuren. Gegenüber der Kanzel war als Gegenkanzel ein großes Kruzifix mit der Darstellung der Mater dolorosa (Mutter der Schmerzen) angebracht.

Die beiden Glasfenster im Altarraum aus der Tiroler Glasmalerei-Anstalt zeigten bis 1939 die Verkündigung des Herrn (rechts) und die Geburt Christi (links).

 

Brüstungsorgel und neues Geläute

1868 erhielt die Kirche auf der zweiten Empore eine Brüstungsorgel des Orgelbauers Franz Weber aus Oberperfuss mit einem Manual und vierzehn Registern.

1874 erhielt der Kirchturm das erste große und zusammenklingende Geläute der Glockengießerei Graßmayr, welches die bis dato nach und nach angeschafften kleineren Glocken ersetzte. Stifter war der Ehrwalder Josef Anton Schennach.

1891 wurde Ehrwald selbstständige PFARRE. 

1916/17  musste das Glockengeläute für die Waffenproduktion im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Nur das kleine Sterbeglöcklein blieb erhalten.

1923 wurden vier neue Glocken der Glockengießerei Adler aus Reutte angeschafft und geweiht.

1928 war die neue Friedhofskapelle fertig. In ihren Turm wurde die alte Sterbeglocke gehängt.

In den 1920er-Jahren wurde als Weihnachtskrippe eine Bretterkrippe von Malermeister Pernlocher aus Thaur und Tischlermeister Schretter aus Ehrwald aufgestellt. Der Hochaltar und das Heilige Grab erhielten eine neue elektrische Beleuchtung, die Orgel wurde gestimmt, drei Register erneuert und die im Krieg abgelieferten Prospektpfeifen wurden durch neue ersetzt. Einiges wurde in der Kirche neu angeschaffen oder renoviert (liturgische Geräte, Paramente etc.).

 

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Kirchenrenovierung 1939-41:

Von 1939 bis 1941 wurde die Kirche unter der Leitung des Schwazer Künstlers Carl Rieder renoviert. Die alten Deckenbilder von Josef Spielmann waren wegen des schlechten Untergrundes nicht mehr zu retten. Nun wurde die Decke erneuert und Carl Rieder selbst malte die neuen Gemälde: die Geburt Jesu im Altarraum und Maria, Königin des Friedens im Langhaus.

Auch erhielt die Kirche vier neue Glasfenster: Im Altarraum wurden die alten Kunstglasfenster ausgetauscht gegen die bäuerlichen Patrone Hl. Notburga links (heute in einem Privathaus in Ehrwald) und Hl. Wendelin rechts. In der Langhausmitte waren links der Hl. Schutzengel und rechts der Hl. Josef zu sehen. Die Entwürfe fertigte Carl Rieder an, die Ausführung oblag der Tiroler Glasmalerei-Anstalt.

Die alten Seitenaltarbilder (heute auf der Empore) wurden gegen die Heilige Familie und die Familie Mariens (Joachim und Anna) ausgetauscht, Werke von einem Prof. Otto Hämmerle (?).

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1943 mussten die Glocken abermals für Kriegszwecke abgeliefert werden. Als Ersatz diente die alte Sterbeglocke aus der Friedhofskapelle.

1948 wurden vier neue Glocken der Glockengießerei Graßmayr, Innsbruck, geweiht. Sie sind in f - as - b - des gestimmt (Te-Deum-Geläute) und tragen die Namen Heimkehrerglocke, Gefallenenglocke, Vermisstenglocke und Sterbeglocke. Die große Glocke wiegt 940 kg. Zuvor waren noch das Dach und die Zwiebelhaube neu eingedeckt worden.

 

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Kirchenrenovierung 1960 bis 1967:

Von 1960 bis 1967 wurde die Kirche dem modernen Zeitgeist und den Einflüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend renoviert. Dabei ging jedoch einiges von der ursprünglichen Wärme und der alten architektonischen Struktur verloren. Da ein völliges Ausräumen der Kirche verhindert wurde, blieb eine gewöhnungsbedürftige Mischung zwischen Alt und Neu bestehen.

Die alten Sakristeibauten wurden vollständig abgerissen und eine geräumige neue Sakristei mit drei Stockwerken gebaut. An der Südwand schuf der heimische Künstler Roman Fasser 1960 das beeindruckende Fresko "Christkönig".

Schon 1963 wurde ein marmorner Hauptaltar (damals «Volksaltar» genannt) aufgestellt und 1965 von Bischof DDr. Paulus Rusch konsekriert.

Die Decke im Kirchenschiff musste abermals renoviert werden. Sie ziert seitdem das riesige Einheitsfresko des heimischen Künstlers Roman Fasser aus dem Jahr 1963 mit den Darstellungen der Rosenkranzgeheimnisse. Die expressionistischen Gemälde sind bemerkenswerte und von der Fachwelt anerkannte Werke, wenngleich sie in einer Kirche mit spätbarocker Ausrichtung im ersten Moment gewöhnungsbedürftig erscheinen.

Die bunten Glasfenster von 1941 wurden auf Empfehlung des Denkmalamtes entfernt, damit der Kirchenraum durch unverfälscht einstrahlendes Sonnenlicht besser erhellt werden konnte und die modernen Deckenfresken besser zur Wirkung kamen. Jenes Fenster, das die Heilige Notburga von Eben am Achensee beim Sichelwunder darstellt, befindet sich heute in einem Privathaus in Ehrwald. Auch viele Gemälde, Figuren und Gegenstände des Kircheninventars wurden in dieser Zeit des "Bildersturmes der 1960er-Jahre" aus der Kirche entfernt und verkauft oder hergeschenkt. Einige Kunstschätze, die in früherer Zeit von der Bevölkerung unter großen Opfern gespendet wurde, gingen dadurch für die Kirche verloren, so etwa alle Prozessionsfiguren. Enige befinden sich seit dieser Zeit in Privatbesitz in Ehrwald. Die kostbarste Figur, nämlich der Schutzengel, "wanderte" jedoch nach Holland aus. Nur die Kulissen des barocken Heiligen Grabes waren 1954, nach der vermutlich letztmaligen Aufstellung, auf dem Dachboden der Aufbahrungskapelle im Friedhof "eingemottet" worden und überdauerten so glücklicherweise die Zeit des Bildersturms und der Vernichtung.

Im Zuge dieser Kirchenrenovierung wurde 1966 aus Teilen der alten Franz-Weber-Brüstungsorgel eine neue Orgel von der Orgelbaufirma Reinisch-Pirchner aus Steinach am Brenner mit einem der damaligen Zeit entsprechenden modernen Gehäuse gestaltet (Entwurf von Landeskonservator Dr. Menardi), welche 14 Register verteilt auf ein Manual und Pedal besaß. Sie fand auf der erneuerten und nunmehr einfachen Empore Platz.

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In den 1970er-Jahren entstand die neue geschnitzte Weihnachtskrippe des Ehrwalder Bildhauers Walter Bader für den Hochaltar der Kirche.

Ab 1985 versuchte man durch eine neuerliche Renovierung und verschiedene Arbeiten in den Folgejahren bis heute, wieder den ursprünglichen Charakter der Kirche, so weit es möglich war, herzustellen (siehe "Die Pfarrkirche Ehrwald heute" oben).