Heiliges Grab

Das Heilige Grab (Ostergrab) mit seinen über 90 bunt strahlenden Glaskugeln wird alljährlich in der Karwoche im Altarraum der Pfarrkirche aufgestellt. Über Alter und Herkunft gibt es keine genauen Angaben.

Im Jahr 1931 berichtet die Pfarrchronik, dass der damalige Pfarrer Roth selbst die Beleuchtung des Heiligen Grabes übernahm, da in den Jahren zuvor die Gemeinde kein zufriedenstellendes Ergebnis zustande gebracht hatte. Die Glaskugeln wurden neu angschafft und der Großteil nun elektrisch beleuchtet. Auch der Vorhang beim Grablieger mit dem Auferstehungsengel wurde neu angeschafft, ausgeführt von Maler Hans Valentin. In der Chronik heißt es: "Jetzt war alles entzückt über das herrliche Heilige Grab."

In den 1950er-Jahren wurde das Heilige Grab letzmalig aufgestellt, vermutlich im Zusammenhang mit der Neuregelung der Feier der Karwochengottesdienste 1955. Denn vor dieser Neuerung fanden alle Karwochengottesdienste jeweils in der Früh statt. So war es, dass nach der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag-Früh Glocken und Orgel schwiegen und im Heiligen Grab das Blutschwitzen den ganzen Tag über zu sehen war. Am Karfreitag war nach der morgendlichen Karfreitagsliturige Grablegung und Anbetung. Am Karsamstag war schon in der Früh die Feuerweihe bei der Sakristei im Friedhof und die Osternachtsliturige wurde gefeiert (!), danach war aber wieder Anbetung beim Heiligen Grab, und nachmittags um 15 Uhr fand eine kurze Auferstehungsfeier für das Volk statt, das wegen des Werktages (Samstag war Arbeitstag) an den Zeremonien in der Früh großteils nicht teilnehmen konnte. Schließlcih wurden die Kulissen abgebaut und verstaut, sodass die Kirche für den Ostersonntag in aller Festlichkeit geschmückt werden konnte.

Ab 1955 galt die Anordnung, dass die Abendmahlsfeier am Gründonnerstag abends stattzufinden hat, die Karfreitagsliturige zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr und die Osternacht frühestens am Karsamstagabend nach Einbruch der Dunkelheit beginnen darf. Somit hätten sich viele Gepflogenheiten beim Heiligen Grab geändert und ein Abbau der Kulissen nach der Osternachtsfeier hätte bis tief in die Nacht gedauert, denn am Ostersonntag sollte das Heilige Grab nach damaliger Auffassung nicht mehr stehen, damit der Hochaltar als Hauptaltar frei wäre.

In der Zeit, da das Heilige Grab nicht mehr stand, verschloss ein großer, gelber Vorhang mit braunem Kreuz am Karfreitag und Karsamstag den Altarraum (ähnlich dem biblischen Tempelvorhang). Am Seitenaltar war eine Grabnische mit einigen beleuchteten Grabkugeln aufgestellt (mit dem Grablieger-Christus vom großen Heiligen Grab), darüber wurde das Allerheiligste ausgesetzt. Zu Osternachtfeier am Karsamstagabend wurde beim Gloria der gelbe Vorhang aufgezogen und der Altarraum im festlichen Osterschmuck war wieder frei.

1984 wurden die Heilig-Grab-Kulissen vom damals neuen Pfarrer Herbert Kassebacher am Dachboden der Aufbahrungskapelle wiederentdeckt, wo sie über Jahrzehnte verstaut waren. Die alten Gerüstteile waren teilweise noch vorhanden, die über 90 Glaskugeln mussten neu angeschafft und die elektrische Beleuchtung komplett erneuert werden. Ein Trupp um Ing. Max Schennach fand sich zusammen, um das Heilige Grab in seiner alten Pracht wiedererstehen zu lassen und alle notwendigen Arbeiten zu erledigen.

1989 wurden die Kulissen dann fachkundig durch die Firma Pescoller aus Bruneck restauriert.

DAS HEILIGE GRAB HEUTE: 

Im Oberbau zeigt das Heilige Grab vier sich nach hinten verjüngende Kulissenbögen, im Unterbau das Grab Jesu.

  • Am Gründonnerstag ist die Grabesnische unbeleuchtet. Im Oberbau wird zusätzlich eine Ölbergszene aufgestellt, wobei durch einen technischen Licht-Trick die herabrinnenden Blutstropfen Jesu sichtbar gemacht werden (das "Blutschwitzen").
  • Am Karfreitag und Karsamstag ruht der Leichnam Jesu (malerisch auf einer Bildtafel dargestellt) in der Grabesnische, bewacht von römischen Soldaten. Im Wolkenkranz des vierten Kulissenbogens wird das Allerheiligste in der Monstranz zur Anbetung ausgesetzt. Die Anbetung wird auch nächtens von Karfreitag auf Karsamstag gehalten.
  • In der Osternachtfeier findet beim Gloria die Auferstehung statt: Vor dem Leichnam im Grab Jesu erscheint der Auferstehungsengel (auf einer Leinwand, die herabgelassen wird), im Wolkenkranz im Oberbau wird der Auferstandene aufgezogen und zeigt sich mit wehender Osterfahne. Dazu läuten die Glocken und braust die Orgel, alle Feiernden stimmen gemeinsam in den Gloria-Lobgesang ein.
  • Am Ostersonntag bis Ostermontag-Mittag bleiben die beleuchteten Kulissen mit der Auferstehungsszene im Altarraum und versinnbildlichen so den Sieg Christi über Hölle und Tod.

Während der Kar- und Ostertage wird der Altar der Kirche nach vorne unter den Presbyteriumsbogen gerückt. Mit dem Altartisch und dem Ambo vor dem Heiligen Grab kann die Liturige problemlos in aller Würde gefeiert werden, auch wenn dahinter die Grabkulissen stehen.

Heiliges Grab am Ostersonntag

Heiliges Grab am Ostersonntag

Heiliges Grab auf einer historischen Aufnahme

Heiliges Grab auf einer historischen Aufnahme