Die Heilige Woche – ein Überblick

Das höchste kirchliche Fest ist als liturgisches Gesamtpaket zu verstehen und erstreckt sich über die ganze Woche.

Mit dem Palmsonntag beginnt in der katholischen Kirche die Heilige Woche. Im Gegensatz zum verbreiteteren Begriff Karwoche beinhaltet sie auch das Osterfest und ist damit eine sogenannte Oktav. In der lateinischen Sprache wird sie hebdomada sancta genannt. Sie reicht von der Feier des Einzugs Christi nach Jerusalem – dem Palmsonntag - über die österlichen Tage mit der Erinnerung an die Einsetzung der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag weiter über Karfreitag und Karsamstag zum Osterfest selbst. Der Begriff Kartag kommt vom althochdeutschen Wort „kara“, was für Klage, Trauer oder Kummer steht.

Heilige Tage voller symbolhafter Traditionen
Streng genommen reicht die Karwoche seit dem Zweiten vatikanischen Konzil eigentlich von Palmsonntag bis zur Vesper des Gründonnerstags. Danach spricht man vom Triduum Sacrum, den "heiligen drei Tagen". Dennoch wird weiterhin die ganze Heilige Woche abzüglich des Osterfests zumeist als Karwoche bezeichnet. Ein wichtiges Kennzeichen der Heiligen Woche ist, dass in den Gottesdiensten vom Leiden und Sterben Jesu erzählt wird. In einigen Tiroler Gemeinden werden im Laufe der Karwoche besondere Trauermetten gefeiert. 

Der Hinübergang Jesu Christi vom Tod zur Auferstehung wurde in den ersten Jahrhunderten der Kirche in der Feier einer ganzen Nacht begangen. Es begann am Abend mit Buße, Trauer und Fasten und endete mit der Morgendämmerung in Freude und Jubel über die Auferstehung Christi.

Die Gesamtfeier wurde im 4. Jahrhundert durch die Drei-Tages-Feier (Karfreitag bis Ostersonntag) abgelöst. Im Mittelalter gab die Liturgie Anlass zu Reformen, da die Auferstehungsfeier bereits in der Früh des Karsamstags gefeiert und zum Teil danach noch bis zum Ostersonntag weiter gefastet wurde. Mit einem Dekret des Jahres 1951 von Papst Pius XII. wurde die Osternacht explizit in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag festgelegt.

Ölweihe und Weiheversprechen in Diözese Innsbruck am Mittwoch
Noch vor dem Gründonnerstag werden die Heiligen Öle für den liturgischen Einsatz vorbereitet. Für ihren Einsatz geweiht werden sie in der Diözese Innsbruck von Bischof Hermann Glettler am Mittwoch der Heiligen Woche. Chrisammesse nennt man diesen Gottesdienst landläufig, bei dem mehrere große Kessel mit Öl vor den Altar im Innsbrucker Dom zu St. Jakob gebracht werden. Daran nehmen möglichst viele Priester, Diakone, Pastoralassistent:innen und Vertreter:innen aus allen Seelsorgeräumen und Dekanaten der Diözese teil. Der Gottesdienst bringt die Einheit einer Diözese mit dem Bischof zum Ausdruck. Die Anwesenden erneuern im Gottesdienst ihr Weiheversprechen und bitten erneut um die Weihegnade. 

Gründonnerstag – Erinnerung ans letzte Abendmahl
Am Gründonnerstag, dem Donnerstag vor Ostern, erinnert die Kirche an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Der Volksbrauch will, dass "grüne Speisen" wie etwa Spinat auf dem Tisch steht. Allerdings verdankt der Tag seinen Namen offenbar nicht der Farbe, sondern dem althochdeutschen Wort "grunen" oder "greinen" für "weinen": Gründonnerstag als Tag der "Greinenden", der Weinenden, der Büßer. Die Trauer über das Leiden Jesu wird auch dadurch symbolisiert, dass im abendlichen Gründonnerstags-Gottesdienst ab dem Gloria-Gesang Orgeltöne und Glockengeläut bis zur Osternacht verstummen. Nach der Messfeier werden Blumenschmuck und Kerzen beiseite geräumt. In manchen Pfarrgemeinden schließt sich eine stille Gebetswache an. 

Karfreitag – Zwischen Leidensweg und gelebtem Tiroler Brauchtum
Der Karfreitag („kara“ bedeutet Klage) ist der Gedenktag an den Tod Jesu. Jesu Leben endete auf die schändlichste Weise, die die Antike kannte: die Kreuzigung, die ausschließlich Verbrechern vorbehalten war. Er wurde von der römischen Besatzungsmacht als gefährlicher Aufrührer zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er starb, weil sein Handeln und seine Botschaft eine Provokation für die Gesellschaft darstellte und deshalb abzulehnen war. Schon früh stellte die Urkirche die Frage, ob nicht Jesu Tod eine über das Märtyrerschicksal hinausgehende eigene Heilsbotschaft hat. 

Am Karfreitag „verschlägt es uns Christen die Sprache“. Sogar die Glocken schweigen. Um 15 Uhr wird in den Kirchen an die Todesstunde Jesu gedacht. Die Liturgie des Karfreitags beinhaltet eine Kreuzverehrung und ausführliche Fürbitten. Viele Gläubige nehmen an diesem Tag an einem Kreuzweg teil, bei dem an 14 Stationen an den Leidensweg gedacht wird. Der Karfreitag ist wie der Aschermittwoch ein sogenannter strenger Fast- und Abstinenztag. Schon im 2. Jh. ist ein zweitägiges oder 40-stündiges Fasten bezeugt, das sich bis zum 5. Jh. bereits auf drei Tage – vom Karfreitag bis Ostersonntag – ausgedehnt hatte.

In drei Gemeinden in Tirol ist die Tradition einer Karfreitagsprozession erhalten geblieben – in Nauders, Thaur und Arzl im Pitztal. Am Ende dieser Umzüge wird eine Jesus-Figur ins Ostergrab gelegt. Besonders bekannt ist Nauders in diesem Zusammenhang mit seiner Heiliggrab-Bruderschaft. In einzelnen Gemeinden wie in St. Veit in Defereggen halten die Schützen die Grabwache.

Karsamstag in Tirol - stille Rituale, Grabesruhe und Osterfeiern
Am Karsamstag hält die Kirche Grabesruhe. Karsamstag und Karfreitag sind die einzigen beiden Tage ohne Eucharistiefeier. Der Karsamstag ist der liturgische Trauertag, ein ruhiger Tag. Die Gläubigen besuchen das in den Kirchen aufgestellte Grab Jesu. In den Pfarren werden Gebetsstunden für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. 

In manchen Pfarren und auch Klöstern werden an den Kartagen Trauermetten gefeiert. Das Wort „Mette“ leitet sich vom lateinischen „hora matutina“ (Morgenstunde, Matutin) ab. Dieser morgendliche Gottesdienst kann aber auch zu Abend- oder Nachtstunden gehalten werden. Heute werden bei der Trauermette Psalmen, Schriftlesungen und geistliche Texte von Kirchenvätern und Theologen gelesen. Auf einem speziellen dreieckigen Leuchter brennen 14 bzw. 20 rote Kerzen, ganz oben eine dicke weiße Kerze, die Jesus Christus symbolisiert. Die roten Kerzen werden nacheinander ausgelöscht, die weiße Kerze bleibt brennen und verdeutlicht, dass Christus den Tod besiegt hat.

Als Symbol für die Auferstehung Christi werden an manchen Orten am Abend des Karsamstags große Osterfeuer entzündet. Auch der sogenannte Osterputz ist eine häufige Tradition an diesem Tag. Pünktlich zum Osterfest soll das Haus nach einem langen Winter wieder im besten Licht strahlen. 

Höhepunkt Osternacht
Sie gilt im Kirchenjahr als die „Nacht der Nächte“, die Osternacht. Sie ist der Höhepunkt des Triduum Sacrum und des Kirchenjahrs. In dieser Nacht wird der Sieg Jesu über den Tod gefeiert. Häufig brennen vor der Kirche Osterfeuer, an denen die Osterkerze entzündet wird. Diese wird dann in die dunkle Kirche getragen, als Symbol für das Licht. Früher der traditionelle Tauftermin, ist die Osternacht zum Haupttermin für Erwachsenentaufen geworden. 

Ostersonntag – Auferstehungsfeier am Ostermorgen
Die Botschaft von Ostern verweist auf den „ganz neuen Morgen, der aus dem Dunkel des Grabes heraus wächst“. Darum feiern viele Pfarren die Auferstehungsfeier am Morgen. Das Wunder des Tagwerdens öffnet für die Botschaft des Lichtes, das sich am Grab Jesu mit dem „Halleluja“ verbunden hat. Das Feuer der Nachtwache wird im Segen zum Funken des Osterlichtes. Dieses Licht erfüllt – vom festlichen Gesang begleitet – nach und nach den dunklen Raum. 

Am Ostersonntag steht erneut die Freude über die Auferstehung Jesu im Mittelpunkt der Feier, was in der besonders festlichen Gestaltung der Gottesdienste zum Ausdruck kommt. In vielen Kirchen werden bei den Ostergottesdiensten die mitgebrachten Speisen gesegnet. Dahinter steht der Gedanke, dass nach der Entbehrung der Fastenzeit der erste Genuss gesegnet wird und dass durch die Segnung der Speisen der Zusammenhang des Familienessens mit dem Gottesdienst spürbar wird. Gleichzeitig ist der Osterkorb symbolhaft für das Leben und die Früchte der Erde. Mit diesem Tag beginnt die 50-tägige Osterzeit bis Pfingsten sowie die sogenannte Osteroktav bis zum Weißen Sonntag. 

Ostermontag – Erinnerung zweifelnde „Emmausjünger“ in manchen Pfarren als Prozession
Der Ostermontag ist der zweite Osterfeiertag und hat den Rang eines Hochfestes. Das gilt auch für die weiteren Tage der Osteroktav. Im Tagesevangelium wird die Auferstehung Jesu aus dem Blickwinkel der zweifelnden „Emmausjünger“ erzählt. Diesen schloss sich Christus unterwegs an, sie erkannten ihn aber erst mit Verspätung. In Erinnerung daran veranstalten einige Pfarren und Gemeinschaften einen sogenannten „Emmausgang“, in Pfarren wie Absam oder Arzl kann dieser sogar in Form einer Prozession stattfinden. Auch wenn beim Emmausgang häufig gebetet und gesungen wird, so genießen ihn Viele auch in einfacher Form als privaten ausgedehnten Spaziergang. 

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