Telefonseelsorge per Messenger: Beratung am Puls der Zeit
Seit fast fünf Jahrzehnten ist die Telefonseelsorge der Diözese Innsbruck für Menschen in Krisen und schwierigen Lebenssituationen da – an allen Tagen des Jahres, rund um die Uhr, kostenlos und vertraulich. Der Auftrag der amtlichen, psychosozialen Notrufnummer ist die professionelle Beratung von Menschen, die zeitnahe und äußerst niederschwellig Krisenintervention, Unterstützung, Begleitung und Stabilisierung benötigen. Das Angebot der Telefonseelsorge richtet sich an Menschen aller Altersstufen. Unter dem Motto „Sorgen kann man teilen“ erfahren Ratsuchende ungeteilte Aufmerksamkeit, Entlastung und Wertschätzung.
Da nicht nur Reden, sondern auch Schreiben in Krisen helfen kann, wurde 2012 die Mailberatung und 2016 die Chatberatung in Kooperation mit allen anderen Telefonseelsorgestellen Österreichs etabliert. Seit dem Jahr 2023 steht die Chatberatung täglich von 16 bis 23 Uhr kostenlos und anonym zur Verfügung, die Anfragen sind weiterhin im Steigen begriffen.
„Professionelle Beratung muss mit der Zeit gehen, sich an die Lebensrealitäten derer anpassen, die ihre Hilfe benötigen“, so die Überzeugung von Daniela Humml und Burgi Stemberger, Verantwortliche für die Onlineberatung der Telefonseelsorge Innsbruck. Vor allem junge Menschen sind täglich mehrere Stunden in digitalen Welten unterwegs: durch die Kommunikation über Messenger-Dienste, das Verwenden von verschiedenen Social-Media-Diensten, den Medienkonsum über Plattformen oder das Online-Gaming. „Bei den unter-30-jährigen hat die schriftliche Kommunikation mithilfe von Messenger-Diensten das Telefonieren abgelöst. Die neue Messenger-Beratung der Telefonseelsorge stellt ein sehr niederschwelliges Angebot der Unterstützung und Begleitung auch und gerade für jüngere Zielgruppen dar“, so Humml und Stemberger.
Der Beratung via Messenger ist aus ganz Österreich kostenlos, anonym und vom eigenen Wohnzimmer aus erreichbar. Ohne Anmeldung kann mit professionell ausgebildeten Berater:innen kommuniziert werden. Eine spezielle Verschlüsselung gewährleistet Sicherheit und Datenschutz.
Innovatives, datensicheres Angebot für neue Zielgruppen
Dass junge Menschen mehr schreiben als telefonieren, belegen auch Zahlen aus aktuellen Studien: Laut dem Jugend-Internet-Monitor 2025 nutzen 84 Prozent der männlichen und 91 Prozent der weiblichen Jugendlichen in Österreich WhatsApp regelmäßig. Aber auch Erwachsene nutzen Messenger-Dienste intensiv: So verwenden laut Social Media Report Österreich 2024 verwenden 86 Prozent der Gesamtbevölkerung WhatsApp – über alle Altersgruppen hinweg.
Noch näher an der Lebensrealität der Nutzer:innen
Messengerberatung ist in der deutschsprachigen Beratungslandschaft bisher kaum verbreitet – obwohl der Bedarf steigt. Gerade WhatsApp, das am häufigsten genutzte Medium von Jugendlichen, wurde bislang kaum in der professionellen Beratung eingesetzt. Mit dem neuen Angebot schafft die Telefonseelsorge Österreich eine sichere und anonyme Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die über Telefon, E-Mail oder den klassischen Chatkanal kaum zugänglich sind. Das Angebot ist niedrigschwellig, flexibel und nah an der Lebensrealität der Nutzer:innen.
Messenger-Beratung wirkt
Wie hilft nun Messenger-Beratung konkret? Dazu Daniela Humml: „Oft bringt das Schreiben über das, was beschäftigt, ängstigt oder zermürbt, eine erste Entlastung. Die Berater:innen bieten dabei ein menschliches Gegenüber, unterstützen beim ‚Sich-Sortieren‘ und helfen bei der Suche nach ersten Handlungsmöglichkeiten.“ Im Schutz der Anonymität könnten sich Menschen häufig leichter und schneller öffnen, sodass auch schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken angesprochen würden.
So funktioniert sie konkret
Messenger-Beratung bedeutet, dass Ratsuchende die Telefonseelsorge per WhatsApp-Messenger kontaktieren können und somit einfach und ohne viele Hürden Kontakt aufnehmen können.
WhatsApp-Nachrichten werden immer nur abends zwischen 17.30 und 19.30 Uhr beantwortet, geschrieben werden können sie rund um die Uhr. Abgesehen von der zeitverzögerten Antwort ist ein weiterer Unterschied zum Chat, dass Ratsuchende per WhatsApp schreiben und sich nicht auf der Homepage der Telefonseelsorge einloggen müssen. Dadurch ist es außerdem möglich, Sprachnachrichten zu senden, was ein absolutes Novum für die Telefonseelsorge darstellt.
Eine spezielle Schnittstelle garantiert höchsten Datenschutz und eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Daten auf europäischen Servern. Auch in der Messenger-Beratung bleibt die Telefonseelsorge dem jahrzehntelangen Motto „Hier hört ein Mensch“ treu und verwendet keinerlei KI zur Beantwortung der Anfragen.
Telefonseelsorge bietet vielseitiges Angebot
Angst, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit – diese Gefühle sind nicht angenehm. Da tut ein Gespräch mit professionell geschulten Berater:innen wohl. Bei der Telefonseelsorge finden alle ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Das gesamte Angebot der Telefonseelsorge – inklusive der Messengerberatung – ist auf der Homepage der österreichischen Telefonseelsorge unter www.telefonseelsorge.at zu finden.
