Beim Auftakt der Weltsynode Anstöße zu Offenheit und Einheit

Vor dem Beratungsbeginn der Weltbischofssynode über Synodalität gibt es im Vatikan vier intensive geistliche Impulse - Schon die ersten beiden griffen aktuelle Fragen auf und enthielten viel Stoff zum Nachdenken

Ausführliche theologische Impulse bilden den Auftakt zur Weltsynode der katholischen Kirche. Der englische Dominikanerpater Timothy Radcliffe warb in seinen Beiträgen am ersten der beiden Einkehrtage, die den eigentlichen Beratungen vorangestellt sind, am Montag für eine zuhörende Kirche. Die Weltbischofssynode über Synodalität mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus allen Kontinenten startet dann am Mittwoch. Bis 27. Oktober geht es dabei im Vatikan insbesondere um neue Formen der Beratung und Entscheidungsfindung innerhalb der Kirche und mehr Mitsprache für Nichtgeistliche.

 

Wie das Portal "Vatican News" berichtete, rief Radcliffe dazu auf, als Kirche in einer von Dunkelheit und Spaltung gezeichneten Welt präsent zu sein. Der Theologe sprach über die Bedeutung von Fragen bei der Suche nach Glauben. "Tiefe Fragen suchen nicht nach Informationen, sondern laden uns ein, auf eine neue Weise zu leben und eine neue Sprache zu sprechen", sagte er. Eine Kirche, die Angst vor Fragen hätte, wäre eine tote Kirche.

 

In seiner Ansprache ging Radcliffe auch auf die Rolle der Frauen in der Kirche ein. Die Gestalt von Maria Magdalena in der Bibel zeige, dass die Kirche auf die Stimmen der Frauen und der Menschen am Rande der Gesellschaft hören müsse. "Ohne sie wären sie (die Jünger) nicht zum Grab gegangen", sagte er. "Sie verkündet, dass der Herr auferstanden ist".

 

Die Menschen am Rande ins Zentrum stellen 

Die Benediktinerin Maria Grazia Angelini sprach über die zentrale Frage der Synodenversammlung: "Wie können wir eine missionarisch-synodale Kirche sein?" Sie betonte, dass Jesus das beste Vorbild für die Mission der Kirche sei. Sein Umgang mit Kindern und Benachteiligten sei eine Richtschnur für jeden Christen. Die Antwort auf die Frage "Wie können wir eine missionarisch-synodale Kirche sein?" müsse daher lauten: Indem wir diejenigen ins Zentrum stellen, die sonst an den Rand gedrängt werden.

 

Der synodale Prozess des gemeinsamen Zuhörens, Beratens und Entscheidens solle dazu beitragen, dass die Kirche inklusiver und offener werde - insbesondere für jene, die an den Rändern von Gesellschaft oder Kirche stehen. Alle Glieder der Kirche - nicht geweihte Gläubige, Geistliche und Ordensleute - müssten einbezogen werden, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

 

Zu den aktuellen Herausforderungen zählte Angelini unterschiedliche Meinungen, kulturelle Differenzen und Generationenkonflikte. Ohne Liebe und Respekt bestehe die Gefahr, dass diese Differenzen zu Spaltungen führten.

 

Jesus rufe die Kirche dazu auf, sich gemeinsam auf den Weg zu machen - hin zu einer Kirche, die jeden Menschen willkommen heiße, ungeachtet seiner Herkunft, seiner kulturellen Prägung oder seines Alters. Der synodale Prozess sei kein einfacher, aber ein notwendiger Schritt, um die Kirche in eine Zukunft zu führen, in der sie wirklich allen Menschen dient.

 

Feierlicher Bußakt am Abend 

Bei den Einkehrtagen sind seit Montag mehr als 300 Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer, unter ihnen auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, in der Synodenaula des Vatikans, um dort über geistliche Impulse zu meditieren. Für Dienstag waren zwei weitere Impulse vorgesehen.

 

Am Dienstagabend findet zudem im Petersdom ein feierlicher Bußakt mit Papst Franziskus und den Synodenmitgliedern statt, in dem es um ein Schuldbekenntnis der Kirche angesichts von Fehlern gehen sollte. Auch der Umgang mit Fällen von Missbrauch in der Kirche sollte dabei zur Sprache kommen. Die eigentlichen Beratungen der Synode, die dann nicht in der Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle des Vatikan abgehalten werden, beginnen am Mittwoch und dauern bis zum Schlussgottesdienst am 27. Oktober.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Beim Auftakt der Weltsynode Anstöße zu Offenheit und Einheit
Foto: Kathpress/Wuthe