Wie gut fühlen sich Religionslehrer?

Im Rahmen einer Online-Befragung haben Religionslehrerinnen und Religionslehrer Einblick gegeben in ihre Berufszufriedenheit. Gilbert Rosenkranz hat mit der Schulamtsleiterin Maria Plankensteiner-Spiegel dazu ein Interview für den Tiroler Sonntag geführt.

84 Prozent von mehr als 400 ReligionslehrerInnen aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben im Rahmen einer Online-Umfrage gesagt, dass sie diesen Beruf wieder ergreifen würden, wenn sie ihr Leben nochmals neu planen könnten. Wie schätzen Sie dieses Ergebnis ein? 

Maria Plankensteiner-Spiegel: Absolut erfreulich! Viele ReligionslehrerInnen unterrichten offensichtlich gern, und zwar über eine lange Zeit. Sie erleben ihr Fach in großer Mehrheit als sinnvoll und bereichernd sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für sich selber. 

Die 424 ReligionslehrerInnen, die an der Umfrage teilgenommen haben, entsprechen fast einem Viertel aller Religionslehrer. Das heißt wohl: Die besonders engagierten Lehrer/innen zählen auch zu den besonders zufriedenen, was aber nicht weiter verwundert. Was können Sie über die Berufszufriedenheit der Lehrer/innen sagen? 

Religionsunterrichtet bietet auf ganz intensive Weise die Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen in Beziehung zu stehen. Das schätzen die Lehrpersonen. Daneben erhoffen sie sich die Anerkennung ihres speziellen Faches durch die Eltern, das Kollegium und besonders durch die Schulleitungen. Diese Bestätigung ist nicht überall gegeben.  

Als eine der großen Belastungen erleben Religionslehrer/innen, dass die SchülerInnen kaum noch religiös vorgebildet sind. Was bedeutet diese veränderte Ausgangslage für die Erwartungen der Kirche an den Religionsunterricht? 

Zur Professionalität von Lehrpersonen gehört, sich auf die Schülerinnen und Schüler einzustellen und sie dort zu fördern, wo sie stehen. Lehrer/innen wissen, was in der Schule möglich ist und was nicht. Dieses Wissen ist allerdings bei manchen Vertretern der Amtskirche noch nicht angekommen, die weiter der Sehnsucht nachhängen, der Religionsunterricht möge Kinder in die Kirchen bringen. Das funktioniert so nicht mehr.
Vielmehr gilt es, Schule als eigenen, spezifischen Ort von Kirche zu sehen. Dazu gehört wesentlich der Dialog mit anderen Religionen und Weltanschauungen. Dann ist Religionsunterricht für die Gesellschaft wirksam.  

Zu den großen Herausforderungen gehören laut Umfrage mangelndes Interesse der Schüler und Probleme mit der Disziplin. Sehen Sie Wege, um dies zu ändern? 

Die Studie zeigt, dass die meisten Lehrenden gut wissen, wie sie sich helfen können: Fortbildung ist wichtig, ebenso die Zusammenarbeit im Team und der professionelle Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Die Zeit der Einzelkämpfer/innen ist vorbei. Auch die spirituelle Verankerung als ChristIn trägt.

 

Zur Sache 

424 Religionslehrer/innen aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg haben an einer Online-Befragung teilgenommen. Anliegen war, Berufszufriedenheit, Anliegen und Probleme zu erfahren. Die Leiterin des Bischöflichen Schulamtes, Mag. Maria Plankensteiner-Spiegel, nimmt im aktuellen Tiroler Sonntag-Interview dazu Stellung. Seit einem Jahr im Amt meint sie zu ihren Erfahrungen in einer Spitzenposition der Kirche: „Ich habe bisher sehr viel Wohlwollen und Unterstützung erfahren. Dass sich immer noch manche daran gewöhnen müssen, eine Frau als Amtsleiterin zu sehen, okay, das ist so. Insgesamt denke ich, dass Frauen als Führungspersonen selbstverständlich werden sollten, nicht nur in der Kirche.“ 

Das Interview ist in der Ausgabe des Tiroler Sonntag vom 15. September 2016 erschienen. 

www.tirolersonntag.at 

Auf dem Bild ist die Leiterin des Schulamtes der Diözese Maria Plankensteier-Spiegel zu sehen
Maria Plankensteier-Spiegel leitet das Schulamt der Diözese Innsbruck. Foto: Weingartner