Wie Sternsinger "Lautsprecher des Guten" sein

Innsbrucker Bischof zu 70 Jahre Dreikönigsaktion: Beteiligte Kinder sind unverzichtbare Mutmacher und "wirkliche Welt-Verbesserer"

Österreichweit waren am Dreikönigstag, dem am Samstag gefeierten Kirchenfest "Erscheinung des Herren", als Sternsinger verkleidete Kinder in den katholischen Gottesdiensten präsent und haben auch dort ihre in diesen Tagen von Tür zu Tür getragene Botschaft verkündet. Dem Dank der Pfarren für den enormen ehrenamtlichen Einsatz der österreichweit 85.000 Beteiligten hat sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler angeschlossen. Er sprach allen Sternsingerinnen und Sternsingern Anerkennung aus - und bezeichnete sie als "Lautsprecher der Jesus-Botschaft, Botschafter wirklicher Hoffnung, unverzichtbare Mutmacher und Welt-Verbesserer".

 

Die Dreikönigsaktion feiert heuer ihr 70-jähriges Bestehen, nachdem 1954 erstmals Kinder als Könige verkleidet auf Österreichs Straßen um Spenden für Kirchenprojekte in armen Ländern baten. Auch Bischof Hermann zog als Neunjähriger - vor 50 Jahren - erstmals als König durch die Straßen seiner steirischen Heimat. Sternsinger verzichteten auf Bequemlichkeit und seien unterwegs zu den Menschen, "auch zu den Einsamen", hob der Bischof würdigend hervor und appellierte: "Wir sollten uns öfter besuchen, nicht aufeinander vergessen" - darin seien die Sternsinger Vorbild. Sie zögen "unzählige Lichtspuren durch unser Land". 

 

Bei dem Licht, das die Sternsinger verbreiteten, handle es sich um die Geborgenheit, das Vertrauen, den Trost und den inneren Frieden, welche die Ankunft Gottes zu Weihnachten vermittle. Jesus, der durch die Sternsinger die von ihnen besuchten Häuser segne, sei "nicht nur das nette Baby in der Krippe von Bethlehem, sondern der Bruder und Herr aller Menschen - sympathisch und herausfordernd zugleich", sagte Bischof Hermann. Dieses Licht sei heilsam in Streit, Hass und in der "Finsternis des Krieges".

 

"Lautsprecher des Guten" wie die jungen Königinnen und Könige seien in der Gesellschaft auch abseits der Dreikönigsaktion vonnöten, befand der Bischof. "Kränkende Worte gibt es schon genug, gehässige Kritik und vieles mehr von diesem Zeug. Vieles tut uns weh, aber wir kommen aus dem Schlecht-Reden und Jammern oft nicht heraus. Gute Geschichten sind notwendig, konkrete Beispiele, wie und wo Hilfe möglich ist."

 

Das Sternsingen sei zugleich auch die "größte Benefiz-Aktion Österreichs", bemerkte Bischof Hermann. Mit den Spenden werde weltweit zu mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit beigetragen, etwa durch mehr schulische Ausbildungschancen und medizinische Basisversorgung in armen Ländern. Der Innsbrucker Oberhirte verwies dabei auf das heurige Beispielland der Aktion, Guatemala. Jedes zweite Kleinkind sei dort chronisch unterernährt, zudem seien viele Kinder in dem mittelamerikanischen Land Übergriffen und sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Die Sternsinger würden durch ihren Einsatz für dortige Kinderschutz- und Bildungsprojekte zu "Mutmachern für viele".

 

Die Sternsingeraktion ist Österreichs größte entwicklungspolitische Spendenaktion und wird von Kindern und Jugendlichen zwischen Weihnachten und Dreikönig durchgeführt, organisiert von der Katholischen Jungschar. Mehr als 85.000 Sternsinger aus 3.000 österreichischen Pfarren beteiligen sich auch heuer; im vergangenen Jahr sammelten sie über 19,3 Millionen Euro für den guten Zweck. Insgesamt 500 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika werden dadurch unterstützt. (Spenden auch möglich auf www.sternsingen.at/spenden bzw. auf das Konto der Dreikönigsaktion, IBAN: AT50 1600 0001 0014 3801)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Wie Sternsinger "Lautsprecher des Guten" sein
Foto: Dreikönigsaktion Innsbruck
Fragen und Antworten zum Dreikönigstag am 6. Jänner

Am Samstag, dem 6. Jänner, feiert die Katholische Kirche das Hochfest der Epiphanie, der Erscheinung des Herrn. Was wird beim dritten Hochfest in der Weihnachtszeit gefeiert? Was bedeutet Epiphanie? Und was haben Caspar, Melchior und Balthasar damit zu tun? Diese und andere Fragen beantwortet "Kathpress":

 

Was wird am 6. Jänner gefeiert?
Im Mittelpunkt des Festes steht das Erscheinen Gottes in Jesus Christus. Es ist nach dem Hochfest der Geburt des Herrn (25. Dezember) und dem Hochfest der Gottesmutter Maria (1. Jänner) das dritte Hochfest in der Weihnachtszeit und wird auch als "Epiphanie" bezeichnet. Das Fest der erinnert vorrangig daran, dass die Feier der Menschwerdung Gottes ein Ereignis ist, das weit über die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem hinausgeht. Während die Heilige Nacht den Blick auf die Menschwerdung im Kind von Bethlehem richtet, betont der 6. Jänner die Gottheit des Kindes, die für die ganze Welt erscheint. Das Fest ist somit eine Ergänzung zu der vielerorts vorherrschenden Konzentration auf die Krippe. 

 

Was bedeutet Epiphanie?
Der Name leitet sich vom griechischen Wort "epiphaneia" her (dt. "Erscheinung", "Offenbarwerden"). Unter "Epiphaneia", latinisiert "Epiphania", verstand man in der Antike sowohl die sichtbare Erscheinung eines Gottes als auch den feierlichen Besuch bzw. die Ankunft eines römischen Kaisers, der wie eine Gottheit verehrt wurde. 

 

Das Hochfest "Epiphanie" erinnert konkret an drei Ereignisse im Leben Jesu, nämlich die Anbetung des Jesuskindes durch die Weisen aus dem Morgenland, die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan und die Hochzeit zu Kanaa. Bei allen drei Ereignissen offenbart sich die Göttlichkeit Christi.

 

Wo liegt der Ursprung des Hochfestes?
Die ersten Spuren des Hochfestes liegen bereits zu Beginn des dritten Jahrhunderts in Ägypten. Der Kirchenschriftsteller Klemens von Alexandrien berichtet, dass Anhänger des Gnostikers Basilides am 6. Jänner das Fest der Taufe Jesu und diese als die eigentliche Geburt des Gottessohnes feierten. Reinigungsrituale sollten und sollen Umkehr und Vergebung der Sünden versinnbildlichen. Laut biblischer Erzählung wurde Jesus als Erwachsener von Johannes im Jordan getauft, wobei die Stimme Gottes erfahrbar wurde: "Das ist mein geliebter Sohn." 

 

Es spricht vieles dafür, dass die Wahl des Termins am 6. Jänner, ähnlich wie der Termin des römischen Geburtsfestes Jesu am 25. Dezember, von einem vorhandenen Fest beeinflusst wurde. So wurde in Alexandrien in der Nacht vom 5. auf 6. Jänner der Geburtstag des ägyptischen Gottes Äon gefeiert, des Gottes der Zeit und Ewigkeit. Zudem wurde auch ein ägyptischer Wasserkult gepflogen. Dabei wurde Wasser in einem feierlichen Zeremoniell aus dem Nil geschöpft, aufbewahrt und der Sage nach von Dionysos in Wein verwandelt.

 

Warum feiern Christinnen und Christen an unterschiedlichen Terminen Weihnachten und Epiphanie?
Die westlichen Kirchen verwenden den Gregorianischen Kalender, benannt nach der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582. Das Weihnachtsfest beginnt am Heiligen Abend am 24. Dezember, der den Auftakt zum Hochfest der Geburt Christi am 25. Dezember bildet. Einige Kirchen des Ostens, wie jene von Russland, Serbien oder Georgien, feiern Weihnachten zwar ebenfalls am 25. Dezember, allerdings nach dem Julianischen Kalender, also 13 Tage später. Deshalb ist für sie, entsprechend dem Gregorianischen Kalender, am 6. Jänner der Heilige Abend und am 7. Jänner der Christtag. Folglich feiern diese Ostkirchen auch das Epiphanie-Fest entsprechend später. 

 

Warum ist der 6. Jänner in Österreich als Dreikönigstag bekannt?
Das Matthäus-Evangelium erzählt je nach Übersetzung von Weisen, Magiern oder Astrologen aus dem Osten, die, einer Sternenkonstellation folgend, über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. Sie fanden ihn in einem Stall und schenkten dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe. In den ersten frühchristlichen Kunstwerken, die sich auf die Erzählung bezogen, wurden zwischen zwei und zwölf Personen dargestellt. 

 

Der Kirchenlehrer Origenes (ca. 185 bis 255 n. Chr.) sprach erstmals von der Dreizahl der Magier. Der Kirchenlehrer Tertullian (ca. 160 bis 225) führte Schriftstellen aus dem Alten Testament an, um die Magier als Könige bezeichnen zu können. Papst Leo der Große (5. Jhd.) meinte, dass es dem gesunden Menschenverstand entspräche, dass drei Gaben - Gold, Myrrhe und Weihrauch - auf drei Überbringer hinweisen würden. Fortan blieb man bei der Zahl "Drei". Im 8. Jh. wurden die drei Magier zudem zu Repräsentanten der drei Lebensalter (Jüngling, Mann und Greis) und der damals bekannten drei Kontinente - Europa, Asien und Afrika. Seit dem 9. Jh. werden die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar genannt.

 

Die mutmaßlichen Gebeine der Heiligen Drei Könige wurden unter der römischen Kaiserin-Mutter Helena nach Konstantinopel gebracht, später dann nach Mailand. Nach der Eroberung Mailands durch Friedrich Barbarossa 1164 kamen die Gebeine nach Köln, wo sie bis heute ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

 

Was bedeutet die Aufschrift "C+M+B"?
"20 C+M+B 24" schreiben die Sternsinger mit Kreide an die Tür oder kleben den Segenskleber auf, was "Christus mansionem benedicat" bedeuten soll, übersetzt "Christus segnet dieses Haus". Die drei Kreuze stehen für die Dreifaltigkeit. Früher galt der Dreikönigssegen als Schutz gegen "Zauberey", geweihtes Dreikönigswasser wurde gegen Krankheiten verabreicht und auf die Felder gesprengt. 

 

Woher stammt der Brauch des Dreikönigssingens?
In vielen Regionen war es schon seit dem Mittelalter üblich, dass Kinder und Jugendliche rund um den Dreikönigstag von Haus zu Haus zogen, Segenswünsche übermittelten und Gaben sammelten. Heute sind österreichweit 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger der Katholischen Jungschar unter dem Motto "Hilfe unter gutem Stern" unterwegs. Die Dreikönigsaktion, die um den Jahreswechsel 1954/55 mit einer kleinen lokalen Initiative begann, hat sich inzwischen zur größten österreichischen Spendensammlung für Menschen in den Armutsregionen der Welt entwickelt.