Vorschlag für Zertifizierung "familienfreundliche Pfarre"

Familienbischof Hermann Glettler und Fachleute der Familienkommission berieten über die Situation von Ehe und Familie in Österreich nach Impulsen des zehnten Weltfamilientreffens

Wenn es nach Familienbischof Hermann Glettler (Innsbruck) geht, könnte es in Österreich bald eine Zertifizierung "familienfreundliche Pfarre" geben. Diesen Vorschlag machte er bei seinem jüngsten Zusammentreffen mit Fachleuten der Familienkommission in Salzburg, bei dem über die Situation von Ehe und Familie in Österreich sowie über die Umsetzung der Impulse des zehnten Weltfamilientreffens in Rom beraten wurde. Die Zertifizierung könnte Pfarren, die laut dem nachsynodalen Papstschreiben "Amoris laetitia" (AL 202) den "wichtigsten Beitrag zur Familienpastoral" leisten, in ihrer Aufgabe stärken, ein Ort des Willkommens für alle Familien zu sein, so Glettler laut einer Aussendung am Freitag. Sein Vorschlag soll in der nächsten Sitzung der Familienkommission konkretisiert werden.

Durch gezielte Hilfestellungen, geistliches Leben und gute Kommunikation könnten Familien auch in der aktuell sehr angespannten, nervösen Zeit zu "Oasen" werden, erklärte der Bischof: "Familie tut dem einzelnen Menschen gut. Und Familien tun der Gesellschaft insgesamt gut".

Vor dem Hintergrund des weltkirchlichen Synodalen Prozess sprach sich Glettler dafür aus, im Bereich der Familienseelsorge die spirituelle, pastorale sowie strukturelle Dimension von Synodalität zu beachten. Es gelte die geistlichen Angebote für Familien zu verstärken, Hilfestellungen zum Gebet in den Familien anzubieten sowie eine kinder- und familienfreundliche Mitfeier der Gemeindegottesdienste zu ermöglichen. Dies alles - so Bischof Glettler - im Bewusstsein, dass die Anliegen von "Ehe und Familie in der Prioritätenliste Gottes ganz oben stehen".
Einer "pastoralen Synodalität" entspreche das aufmerksame "Im-Gleichschritt-Sein" mit den Familien und familiären Gemeinschaften unserer Zeit und Wahrnehmen ihrer Bedürfnisse, Freuden und Sorgen, sagte Glettler: Egal ob am Beginn einer Partnerschaft oder später, ob in Hochphasen der Beziehung oder nach Erfahrungen des Scheiterns - "es bleibt die wesentliche Frage, ob Paare in der Kirche Resonanz-Raum, Verständnis und die nötige Hilfestellung für ihre Situation finden".
Schließlich sei auch die Frage nach der "strukturellen Synodalität" wichtig. Der Bischof formulierte dazu die Frage: Werden Ehepaare und Familien in pfarrliche und diözesane Überlegungen und Entscheidungsprozesse aktiv eingebunden oder maximal als Empfänger seelsorglicher Zuwendung gesehen? 

Weltfamilientreffen wirkt nach
Vom 22. bis 26. Juni 2022 hatten sich rund 2.000 Delegierte aus 120 Ländern zum zehnten internationalen Weltfamilientreffen in Rom versammelt. Aus der österreichischen Delegation, der auch Bischof Glettler angehörte, berichteten Patricia und Günther Mayrhofer von der Schönstatt-Bewegung, Margit Dremel vom Katholischen Familienverband und Benno Karnel aus der Diözese Gurk-Klagenfurt von ihren Erfahrungen. Johannes Reinprecht, Direktor des Instituts für Ehe und Familie und zugleich Geschäftsführer der Familienkommission, fasste die Statements in der Aussendung zusammen.
Das Ehepaar Mayrhofer verwies auf Chancen, wenn Ehepaare selbst in der Familienpastoral tätig werden - in Ergänzung zu in einem anderen Umfeld tätigen Priestern. Wichtig sei auch Ehebegleitung in verschiedener Intensität sowie die kontinuierliche Bildung von Ehepaaren. Der Familienverband setzt Impulse des Weltfamilientreffens laut Margit Dremel etwa durch die Vermittlung von praktischen Hilfestellungen im Alltag - wie dem Umgang mit Handy) - oder dem Konzept von gewaltfreier Kommunikation um. 

Benno Karnel berichtete von in Rom gehörten Beispielen, die die Vielfalt der Bemühungen um Ehe und Familie weltweit widerspiegeln: Die Palette reiche hier von der Begleitung von Paaren in ziviler Zweitehe auf dem Weg zu einer Annullierung der kirchlichen Ehe durch Mitglieder der Schönstatt-Bewegung (Paraguay) über eine Bewegung in Litauen, in der sich Paare um andere Paare kümmern bis hin zur seelsorglichen Begleitung von Ehen, bei denen die Partner unterschiedlichen Religionen angehören (Indonesien).

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: Aichner/dibk.at