Theologe Bauer skizziert "Demokratie in einer synodalen Kirche"

Innsbrucker Pastoraltheologe formuliert in Video-Serie "Theologie am Andersort" Leitplanken für gelingenden Synodalen Prozess - Synodalität meint auch Wagnis von mehr Demokratie, mehr Politik und mehr Streitkultur

Mehr Demokratie, mehr Politik, mehr Streitkultur: Das braucht es dem Innsbrucker Pastoraltheologen Prof. Christian Bauer zufolge in der Kirche, damit der vom Papst angestoßene Synodale Prozess zu einem Erfolgsmodell wird. In einem neuen Video in seiner Youtube-Reihe "Theologie am Andersort" skizziert Bauer - demonstrativ aus dem Sitzungssaal des Innsbrucker Rathauses heraus -, wie ein "synodales Re-Framing der Kirche als Gegenmittel zu den systemischen Ursachen der Missbrauchskrise" gelingen kann. Kirche müsse sich dazu künftig mehr als "jesuanische Nachfolgegemeinschaft" ("societas jesu") und nicht mehr als "societas perfecta" unter "Klerikerherrschaft" verstehen, so Bauer.

 

Drei Punkte seien zentral, führte der Theologe weiters aus, damit der Synodale Prozess tatsächlich zu einem nachhaltigen Erfolg werden kann: "Wer mehr Synodalität wagen möchte, muss auch mehr Demokratie wagen"; "Wer mehr Synodalität wagen möchte, muss auch mehr Politik wagen"; "Wer mehr Synodalität wagen möchte, muss auch mehr Streitkultur wagen".

 

Abzulegen seien etwa die kirchlichen Vorbehalte gegenüber Demokratie insgesamt, wie sie sich laut Bauer im Denken von Joseph Ratzinger finden ließen. Demokratie bestehe nicht in Relativismus oder mehrheitsgestützter Willkür, sondern würde durch Wahlen, begrenzte Amtszeiten und Gewaltenteilung etwa zu einer effektiven Einhegung von Machtmissbrauch führen. Es sei unverständlich, warum man kirchlicherseits da nicht von den positiven Erfahrungen etwa in den Ordensgemeinschaften lernen könne. Es sei an der Zeit, die bestehenden Räte-Strukturen auf Pfarrgemeinde-Ebene bis hinauf in die Diözesan-Ebene "zu echten Synodal-Räten mit Entscheidungsvollmacht weiterzuentwickeln", so Bauers Forderung.

Screenshot: YouTube

"Kyriokratie" hält "Stuhl des Herrn" frei

Kirche werde dabei nie zu einer reinen Demokratie werden können, sondern im Idealfall zu einer "synodal verfassten Kyriokratie" mit Gott als Herr an der Spitze. Die Aufgabe bestehe darin, den "Stuhl des Herrn" nicht zu besetzen, sondern ihn frei zu halten und so Kirche nie weder in einer Monarchie noch in einer "demokratischen Mehrheitskirche aller Getauften" aufgehen zu lassen.

 

Weiters brauche es in einer "synodal verfassten Kyriokratie" einen Ausgleich zwischen "spirituellen und politischen Elementen" - dies gelte es insbesondere gegen "harte rechte Dialogverweigerer" in Erinnerung zu rufen, die es auch innerkirchlich gebe. Und schließlich gehöre auch eine neue Streitkultur zu jenen Momenten, die eine lebendige synodale Kirche auszeichnen würden, so Bauer. Auch wenn sich die großen Differenzen zwischen den Extrempositionen innerhalb der Kirche nicht dialogisch bzw. in Form bloßer Argumentationen auflösen ließen, so müsse doch der Versuch gewagt werden, miteinander "nach Brücken zu suchen", die helfen würden, "Neues zu entdecken".