Ständige Diakone bekräftigen Hoffnung auf Frauendiakonat

"Österreichtagung der ständigen Diakone und ihrer Ehefrauen" in Innsbruck: Gespräche vom Wunsch geprägt, "dass im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit die Weihe von Diakoninnen in absehbarer Zeit ermöglicht wird" – Bischof Hermann: "Solide historische Begründung" für Frauendiakonat

Von der Hoffnung nach Fortschritten bei der Zulassung von Frauen zum Diakonat in der katholischen Kirche war die diesjährige "Österreichtagung der ständigen Diakone und ihrer Ehefrauen" gekennzeichnet. Die dreitägigen Gespräche in Innsbruck seien von dem Wunsch geprägt gewesen, "dass im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit die Weihe von Diakoninnen in absehbarer Zeit ermöglicht wird", hieß es am Wochenende in einer Presseerklärung zu der Veranstaltung mit rund 160 Teilnehmenden.

 

Die im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Tagung stand heuer unter dem Leitwort "Warum uns die Diakonin fehlt". Ein zentraler Punkt des Programms von 26. bis 28. Oktober war demnach "die Entwicklung von Visionen eines neuen Diakonates für Männer und Frauen im Dienst einer glaubwürdigen Kirche, die sich den Herausforderungen einer von vielen politischen, sozialen und ökologischen Krisen gezeichneten Welt stellt".

 

An der Österreichtagung nahmen auch Ortsbischof Hermann Glettler und der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried als Beauftragter der Bischofskonferenz für die Diakone, teil. 

 

Hauptreferentin war die an der deutschen Universität Osnabrück lehrende Theologieprofessorin Margit Eckholt. Die Fundamentaltheologin sprach laut Mitteilung bei der Tagung über die Geschichte des Frauendiakonates und strich die Unverzichtbarkeit einer Öffnung des Diakonates für Frauen heraus. Auch im gemeinsamen Austausch der Teilnehmenden der Tagung sei die Dringlichkeit dieses Anliegens für alle Anwesenden spürbar geworden, hieß es.

 

Papst Franziskus hat schon zwei Kommissionen berufen, um die Rolle von Diakoninnen oder Frauen in vergleichbaren Ämtern der frühen Kirche zu untersuchen. Auch bei der Welt-Synode im Vatikan wurde in den vergangenen vier Wochen u.a. über den Frauendiakonat beraten. Das Thema sei im Rahmen der Vorbereitungsphase auf das Welttreffen in Rom von vielen Ortskirchen aus allen Kontinenten eingebracht worden, wurde in der Presserklärung zur Tagung in Innsbruck erinnert. Weltweit übernehmen Frauen viele Aufgaben in pastoralen und sozialen Bereichen der katholischen Kirche.

 

Mehr als 750 Ständige Diakone
In den österreichischen Diözesen wirken laut aktuellster Kirchenstatistik mehr als 750 Ständige Diakone - die meisten von ihnen ehrenamtlich. Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden.  In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen. Zum spezifischen Profil eines Diakons gehört aber vor allem auch der Dienst an den Armen und Benachteiligten. 

 

Seit 1968 können auch verheiratete Männer in der katholischen Kirche zu "Ständigen Diakonen" geweiht werden. Mehr als 80 Prozent der Ständigen Diakone in Österreich sind verheiratet, die anderen leben entweder zölibatär, sind verwitwet oder einige wenige auch geschieden oder leben von ihren Ehepartnerinnen getrennt.

 

Den Weg für Ständige Diakone machte das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) frei. Sie gehören seither zum gewohnten Bild in vielen Kirchengemeinden in Österreich. Etliche wirken auch in der Krankenseelsorge, in der Seniorenpastoral, der Gefängnisseelsorge oder in Bildungshäusern. In zahlreichen Ländern der Welt wird der Diakonat allerdings überhaupt nur als eine Übergangsphase zum Priestertum angesehen; der Ständige Diakonat wird dort nicht oder kaum praktiziert. Für angehende Priester bildet die Weihe zum Diakon die erste Stufe des Weihesakramentes.

 

Schlussgottesdienst im Innsbrucker Dom 

Für den Diakonat der Frau gebe es "nicht nur eine solide historische Begründung, sondern auch viele leidenschaftliche Plädoyers, die darin einen längst notwendigen Schritt sehen", sagte Bischof Hermann Glettler Samstagmittag im Innsbrucker Dom St. Jakob beim Abschlussgottesdienst der "Österreichtagung der Diakone und ihrer Ehefrauen". "Wir müssen als Kirche in die Gänge kommen - und nicht zuletzt in unserem Verständnis der Berufungen und Ämter beweglicher werden", so der Innsbrucker Diözesanbischof.

 

Diakone würdigte Glettler in seiner Predigt als Zeugen einer lebendigen, quasi "gelenkigen" Kirche. "In vielen Lebensbereichen unserer Gesellschaft und Kirche seid ihr die Übermittler, Übersetzer, Verbinder und Vernetzer - ja, die Gelenke!", wandte sich der Bischof an die anwesenden Diakone. Ausdrücklich forderte er sie auf, dies nicht allein zu tun, sondern möglichst viele Menschen zum "Werk des Dienstes" mitzunehmen und zu befähigen.

 

In der heutigen Gesellschaft täten sich viele neue Felder für den diakonalen Dienst auf, fügte Glettler hinzu. Er nannte etwa den Umgang mit jungen Menschen, den Bereich der Pflege oder auch das weite Feld der Medien und digitalen Kommunikationsmittel. Nicht zuletzt sei eine begleitende Diakonie in der Unterstützung all derer gefragt, die sich in Vereinen und bei diversen Einsatzorganisationen engagieren, so der Bischof.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Presseerklärung

Zur Österreichtagung der ständigen Diakone und ihrer Ehefrauen vom 26.-28.10.2023 in Innsbruck

Die Diakone Österreichs und ihre Ehefrauen treffen sich alle 2 Jahre zu einer Tagung. Heuer findet dieses Treffen in Innsbruck statt. Rund 160 TeilnehmerInnen beschäftigen sich mit dem aktuellen Thema „…Wahre Gleichheit in Würde und Tätigkeit …“ – Warum uns die Diakonin fehlt. 

 

Weltweit übernehmen Frauen viele Aufgaben in pastoralen und sozialen Bereichen der katholischen Kirche. Das Frauendiakonat ist auch ein zentrales Thema der momentan in Rom tagenden Weltsynode, das von vielen Ortskirchen aus allen Kontinenten eingebracht wurde. 

 

Im Vortrag der Hauptreferentin Prof.in Dr.in Margit Eckholt mit dem Titel „‘In uns vollzieht sich das Sakrament deiner Liebe‘ (Madeleine Delbrêl) – Diakoninnen in einer geschwisterlichen Kirche“ wurde ein Blick in die Geschichte des Frauendiakonates geworfen und die Unverzichtbarkeit der Öffnung des Diakonates der Frauen herausgestrichen. Der Zugang zu einem sakramentalen Amt soll Frauen wie Männern nicht verwehrt werden. 

 

Im gemeinsamen Austausch war die Dringlichkeit dieses Anliegens für alle Anwesenden spürbar. Ein zentraler Punkt war die Entwicklung von Visionen eines neuen Diakonates für Männer und Frauen im Dienst einer glaubwürdigen Kirche, die sich den Herausforderungen einer von vielen politischen, sozialen und ökologischen Krisen gezeichneten Welt stellt. 

 

Die Gespräche waren von dem Wunsch geprägt, dass im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit die Weihe von Diakoninnen in absehbarer Zeit ermöglicht wird. 

 

Ortsbischof Hermann Glettler und Weihbischof Anton Leichtfried, Beauftragter der Bischofskonferenz für die Diakone, haben an der Tagung aktiv teilgenommen. 

 

Die Tagung endet Samstag, 28.10.2023 mit einem gemeinsamen Gottesdienst im Dom zu St. Jakob.