Silvesterraketen: Erschreckende Produktionsbedingungen

Auf die erschreckenden und unmenschlichen Produktionsbedingungen für Feuerwerkskörper macht der Geschäftsführer der Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt", Reinhard Heiserer aus Tirol, aufmerksam.

Auf die erschreckenden und unmenschlichen Produktionsbedingungen für Feuerwerkskörper macht der Geschäftsführer der Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt", Reinhard Heiserer aus Tirol, aufmerksam. 

Auch heuer werden Raketen und Kracher wieder für einen Jahreswechsel mit Knalleffekt sorgen. „So prächtig und pompös Feuerwerke zelebriert werden, so erschreckend sind die Hintergründe ihrer Herstellung“, sagt der gebürtige Tiroler Reinhard Heiserer, Geschäftsführer des Hilfswerks Jugend Eine Welt. Die Organisation macht die KonsumentInnen auf die erschreckenden Produktionsbedingungen in der Feuerwerkskörper-Produktion aufmerksam und möchte zu mehr Achtsamkeit beim Kauf bewegen.

„Besonders erschreckend ist, dass häufig Kinder und Jugendliche in der Feuerwerksproduktion mitarbeiten“, erklärt Heiserer: „Für eine Schulausbildung bleibt da natürlich keine Zeit. Hinzu kommen die schädlichen Stoffe mit denen die Heranwachsenden hantieren. Diese beeinträchtigen ihre Gesundheit oft für den Rest ihres Lebens.“ Wer auf sein Feuerwerk nicht verzichten möchte, sollte sich im Handel nach Feuerwerkskörpern "Made in Österreich" oder in anderen EU-Ländern erkundigen.  Reinhard Heiserer: „Auch ein Jahreswechsel ohne Feuerwerk kann Spaß machen und mit dem gesparten Geld kann man sich etwas anderes Schönes leisten.“

Indien ist, nach China der zweitgrößte Produzent von Feuerwerkskörpern weltweit. Über 90 Prozent der Produktionsstätten von Feuerwerksartikeln konzentriert sich auf die Region in und um Sikavasi. In 40 Dörfern werden insbesondere von Frauen und Kindern Feuerwerkskörper unter menschenverachtenden Bedingungen produziert.

Lebensgefährliche Arbeit mit schweren gesundheitlichen FolgenJeder Neunte der Angestellten leidet unter Asthma oder Tuberkulose. Ursache hierfür ist der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver. Zudem finden aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen zahlreiche Unfälle statt. In den letzten zehn Jahren verloren allein in Sikavasi offiziell 75 Menschen ihr Leben und über 190 ArbeiterInnen wurden schwer verletzt.

Ausbeuterische KinderarbeitWeltweit steigt der jährliche Konsum von Feuerwerkskörpern um 10 Prozent. Doch die ArbeitnehmerInnen profitieren nicht von den wachsenden Gewinnen. Vielmehr versuchen die Fabriken mit vielfach angelegten Subunternehmen oder ohne Lizenzen Rechts-  und Arbeitsregelungen sowie Sicherheitsbestimmungen zu umgehen.  Über zehn Stunden Arbeitszeit täglich, Sechs-Tage-Wochen und keine Gehaltsentschädigungen während längerer Betriebspausen in der Regenzeit sind der Normalzustand. Hinzu kommt, dass vielfach Kinder und Jugendliche in den Betrieben mitarbeiten.

Für Kinder Perspektiven schaffenDie Partner von Jugend Eine Welt in Indien, die Salesianer Don Boscos, setzen sich für die von der Feuerwerksindustrie betroffenen Kinderarbeiter und andere marginalisierte junge Menschen in der Region um Sivakasi ein. Mit dem Ziel, für Kinder und Jugendliche nachhaltige Perspektiven zu schaffen, bieten sie eine Grund- und Aufbauschule, Selbsthilfegruppen für Frauen und ein Präventions- und Reintegrationszentrum für Schulaussteiger an.  Geplant ist der Bau eines Berufsausbildungszentrums, indem die jungen Menschen verschiedene Berufe erlernen können. Damit sind sie nicht mehr auf die Arbeit in der Feuerwerkskörperindustrie angewiesen. Reinhard Heiserer ist überzeugt: „Ausbildung ist der erste und wichtige Schritt aus der Lohnsklaverei!“

Jugend Eine WeltJugend Eine Welt ist ein internationales Hilfswerk und wurde 1997 als Verein gegründet. Der Zweck der unabhängigen Nicht-Regierungs-Organisation liegt in internationaler Jugendhilfe sowie nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit. Unter dem Leitgedanken „Bildung überwindet Armut“ unterstützt Jugend Eine Welt Schulen, Straßenkinder-Programme und Bildungszentren in Asien, Afrika und Lateinamerika. ProjektpartnerInnen sind dabei die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern, die über langjährige Erfahrung und Expertise vor Ort verfügen.

Näheres unter www.jugendeinewelt.at

 

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