"Schöpfungszeit" mündet für Katholiken in Amazonien-Synode

Vatikan macht sich heuer besonders für Feier der gemeinsamen Schöpfungszeit der christlichen Kirchen von 1. September bis 4. Oktober stark

Auf dem Weg zur im Oktober bevorstehenden Amazonien-Synode macht sich die katholische Kirche heuer besonders für die Feier der gemeinsamen "Schöpfungszeit" der christlichen Kirchen im September stark. Bei der weltweiten "Season of Creation" arbeiteten Christen weltweit daran, die Grundgedanken der päpstlichen Sozial- und Umweltzyklika "Laudato si" in die Praxis umzusetzen und "ihre Liebe zu Schöpfer, Schöpfung und zueinander zu vertiefen", heißt es in einem offiziellen Schreiben der Vatikanbehörde für Humane Entwicklung. Die Einladung an Katholiken zur Teilnahme an der jährlichen Schöpfungszeit sei heuer eng mit der bevorstehenden Amazonien-Synode verbunden, handle es sich doch um die erste Bischofssynode, "die sich auf die Anwendung einer ganzheitlichen Ökologie konzentriert". 

Während der fünfwöchigen Schöpfungszeit von 1. September bis 4. Oktober machen die Kirchen auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. International haben u.a. der vatikanische Kurienkardinal Peter Turkson, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und Anglikaner-Primas Justin Welby in einem gemeinsamen Brief zur Beteiligung aufgerufen. Die jeweiligen Veranstaltungen reichen von Gottesdiensten, Wallfahrten und Gebeten über konkrete Aktionen wie Müllsammlungen bis hin zu Klimastreiks oder Aufrufen zur Änderung der Politik, um die globale Erwärmung zu begrenzen. "Wir begrüßen die Schöpfungszeit und alle, die das Netz des Lebens schützen", betont der Generalsekretär des kirchlichen Panamazonischen Netzwerks REPAM, Mauricio Lopez, im Vorfeld. Die Schöpfungszeit biete die Gelegenheit, über die verschiedenen Kulturen und das Antlitz Gottes, wie es sich im Amazonasgebiet präsentiere, nachzudenken.

Die weltweite Schöpfungszeit endet am Fest des heiligen Franz von Assisi (4. Oktober) und damit nur zwei Tage vor dem von Papst Franziskus angekündigten Beginn der katholischen Sondersynode mit dem offiziellen Titel "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" von 6. bis 27. Oktober in Rom. Bischöfe und weitere Kirchenvertreter werden dabei die Rechte von Indigenen und die ökologische Situation der arten- und rohstoffreichen Urwaldregion in Lateinamerika in den Blick nehmen, zugleich aber auch über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern beraten.

 

"Ökologische Umkehr" 

Das grundlegende Arbeitsdokument (Instrumentum laboris) für die Sondersynode postuliert neben der Notwendigkeit einer pastoralen Umkehr und einer ebensolchen zu kirchlicher Synodalität wesentlich die Bedeutung einer "ökologischen Umkehr", die Papst Franziskus bereits in seinem 2015 veröffentlichten Rundschreiben "Laudato si" einforderte.

 

Weite Passagen des im Juni vom Vatikan veröffentlichten Vorbereitungsdokuments sind Umwelt- und Schöpfungsthemen gewidmet und beschreiben die Amazonasregion als stark gefährdet. "Gegenwärtig treiben der Klimawandel und die Zunahme der menschlichen Eingriffe (Abholzung, Brände und Umwidmung von Bodennutzung) Amazonien bis zu einem Punkt, hinter dem es kein Zurück mehr gibt: hohe Entwaldungsraten, gewaltsame Umsiedlung der Bevölkerung und Umweltverschmutzung gefährden die Ökosysteme und üben Druck auf die lokalen Kulturen aus", wird u.a. gewarnt. Das Leben in Amazonien sei "durch Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt sowie durch die systematische Verletzung der grundlegenden Menschenrechte der amazonischen Bevölkerung bedroht".

Konkrete Probleme und Herausforderungen werden dabei vor allem im zweiten der insgesamt drei Teile des "Instrumentum laboris" benannt, der mit dem Titel "Ganzheitliche Ökologie: der Schrei der Erde und der Armen" überschrieben ist. "Das Modell einer Entwicklung, die sich nur auf die wirtschaftliche Ausbeutung der reichen Schätze des Waldes, des Bodens und des Kohlenwasserstoffs in Panamazonien beschränkt, schadet der Gesundheit des amazonischen Bioms, seiner Gemeinschaften, aber auch des gesamten Planeten!", wird dort Alarm geschlagen. Und: Eine "entscheidende Wurzel für die Sünde des Menschen" bestehe darin, "sich selbst aus der Natur herauszunehmen, sich nicht als Teil von ihr zu verstehen, sie grenzenlos auszubeuten und so das ursprüngliche Bündnis mit der Schöpfung und mit Gott zu brechen".

 

Kardinal: "Wir müssen handeln" 

Dass Synode und Schöpfungszeit die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit in neuer Form auf das Amazonasgebiet lenken, darauf setzt der südamerikanische Kardinal Pedro Barreto Jimeno. Region und Menschen verdienten Schutz, egal, ob man nun in Amazonien lebt oder nicht, betonte der aus Peru stammende Vize-Präsident des Repam-Netzwerk im "Vatican News"-Interview: "Die Menschheit sollte sich bewusst machen, welche Bedeutung der Amazonas für sie hat. Diese Region produziert zwanzig Prozent des Sauerstoffs der Welt", erinnerte der Erzbischof von Huancayo.

 

Barreto hofft demnach auch, dass es in der Schöpfungszeit und auch in der anschließenden Synode nicht nur beim Beten und Debattieren bleibt. "Wir müssen auch handeln und konkrete Aktionen durchführen!" Der Einsatz für die Umwelt ist aus Sicht des Kardinals kein Modethema, das wenig oder gar nichts mit dem eigentlichen Kern des Christentums zu tun hat: "Wir sagen doch in unserem Glaubensbekenntnis: Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde! Darum ehren wir Gott, den Schöpfer, wenn wir seine Schöpfung beschützen. Außerdem entdecken wir dabei, dass das Leiden jedes Menschen alle in der Welt etwas angeht, und das ist ein fundamentaler Aspekt unseres Glaubens."

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