Rolle und Aufgaben der Pfarrgemeinderräte

Ohne Visionen ist niemand lebensfähig, so der Pastoraltheologe Paul. M. Zulehner vor einer großen Schar von Pfarrgemeinderäten.

„Der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner befasste sich im Haus der Begegnung Innsbruck mit rund 150 Pfarrgemeinderäten der Diözese Innsbruck mit dem Thema „Rolle und Aufgaben der Pfarrgemeinderäte" - eine Fortsetzung einer Tagung aus dem Vorjahr. Diese stand damals unter dem Titel „Damit die Kirche zukunftsfähig wird". Sie sollte mithelfen, die bestehenden Umbrüche in der Kirche besser zu verstehen und eine „zeitgerechte biblisch-konziliare Kirchengestaltsvision" zu entfalten. Die jahrhundertealte „Priesterkirche" ist tot, eine Kirche, in der sich ALLE als Mitarbeiter Gottes verstehen, lebt. So eine Kurzzusammenfassung von 2010.

Was habt Ihr getan? 

Ausgehend von der Berufung des jungen Samuel (1 Sam 3,1-10) setzte Zulehner bei der PGR- Tagung 2011 an. Im überfüllten Haus der Begegnung ermutigte der Pastoraltheologe mit viel Esprit und sinnhaftem Humor die anwesenden PGR-Mitglieder, ihren Part in der Kirche und in der Pfarre zu überdenken. „Im Himmel werdet ihr nicht gefragt, was euer Bischof getan hat, sondern, was habt Ihr getan?" Die Berufung des Herrn zu erkennen und ihm nachzufolgen, wie es der junge Samuel tat, lässt unweigerlich an das legendäre „Mander s’isch Zeit" zu denken. Der Ruf Gottes erging an Samuel, nicht an das „Amt" des Priesters, Bischofs, sondern an den jungen Menschen Samuel. Also an jeden persönlich - natürlich auch an den Bischof und Papst. Wer sich wieder schlafen legt und liegen bleibt, kann nicht wahrnehmen, was Gott von ihm will. Der Hörende sagt mit wachen Sinnen: „Rede Herr, dein Diener hört!"?

Ein Mensch ohne Vision ist auf Dauer nicht lebensfähig 

Ein Mensch, eine Familie, eine Gemeinschaft, eine Pfarrgemeinde, eine Kirche, ohne Vison ist auf Dauer nicht lebensfähig, sie geht zugrunde. Das birgt allerdings die Chance zu bedenken, was unser Grund ist, wo unser Fundament ist. So ist jeder als PGfarrgemeinderat selbst gefragt. So wie Jesus die Sorge Gottes mitteilte, die Sorge Gottes um jeden Menschen, sind alle Christen gerufen, die Sorge Gottes mit und für den Menschen heute mit-zu-teilen. Mit-teilen zuerst einmal mit den Armen: Aufmerksamkeit, Mit-leid, jeder was er kann und vermag, jeder nach seinem Ver-mögen. Das Miteinander führt zur Frage und Begründung der christlichen Gemeinschaft. „Warum sind wir Christen?" Da die Eucharistie Herz und Zentrum christlicher Gemeinschaft ist, müssen alle alles tun, um die Eucharistie zu ermöglichen. Hierbei sollten auch alle Möglichkeiten geöffnet werden, wie das schon Tertullian 209 n.Chr. anregte. Eine gute Administration ist ebenso wichtig wie ein Programm und Jesus Christus ist ein Programm, nicht nur für die Katholiken, sondern für alle Menschen.

Eucharistie ist Ausdruck des Mitgefühls füreinander 

Anhand eines Bildes mit der Darstellung von der Fußwaschung beim Abendmahl (Simon von Taisten, 1450/55 Maria Schnee , Obermauern, Osttirol) stellte Zulehner dar, wie sehr Eucharistie und Fußwaschung einander bedingen. Eucharistie feiern fordert das Mitgefühl für den anderen heraus und ist zugleich Ausdruck des Mitgefühls füreinander. Keine Strukturreform kann diese Bedingtheit beheben. Strukturreform darf daher nicht von der Frage ausgehen: Wie viele Priester haben wir für wie viele Pfarren, sondern wo und wie ist die Liebe erfahrbar. Zulehner erinnerte an die Barmherzigkeit Gottes für ALLE Menschen." Spielt die Kirche das Lied Christi?" fragt Zulehner in Anspielung auf das Motiv von Orpheus und Eurydike. Macht sie die „Gute Nachricht", das Evangelium anwesend?

Der Abschluss der Tagung widmete sich der Frage, wie eine Pfarrgemeinde zu Visionen und Programmen finden kann. Ein Aufgabe, die im Bildungshaus Innsbruck begann und die Pfarrgemeinden Gemeinden noch lange begleiten und bewegen soll.

Der gesamte Vortrag Zulehners zum Download unter http://www.zulehner.org/site/vortraege/article/320.html

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