Priester-Vertreter um bessere Streitkultur in der Kirche bemüht

Vorsitzender Gump nach Frühjahrstagung der ARGE Priesterräte in Matrei: Mitsprache der Priester in den Diözesanleitungen sehr unterschiedlich geregelt - Ausweitung der zu Sakramentenspendung Befugten würde "Qualitätsschub" bringen

Der Umgang mit innerkirchlichen Differenzen war das bestimmende Thema der Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Österreichischen Priesterräte, die am Dienstag und Mittwoch im Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner stattfand. Die Stärkung der Konfliktkultur sei in der Kirche wichtig, denn "die Katholizität ringt mit dem Einheitsgedanken", zudem gelte: "Hierarchien lernen strukturell nicht", führte dabei die in Salzburg lehrenden Theologin Elisabeth Anker in ihrem Impulsreferat aus.

Die Konfliktkultur in Österreichs Kirche sei mit regional sehr vielfältigen Mustern ausgeprägt, deren Vergleich spannend sei, fasste am Montag der ARGE-Vorsitzende Gerald Gump eine Erkenntnis des Treffens gegenüber Kathpress zusammen. Je nach Diözese hätten die verschiedenen Priesterrats-Teams ganz unterschiedliche Funktionen. Die Bandbreite reiche dabei von einer "wirklich mitentscheidenden Gruppe von Verantwortlichen für zentrale Fragen kirchlichen Lebens" über die "Standesvertretung für Priester, quasi als Senat des Bischofs", bis hin zur "Plaudergruppe, die der Bischof kirchenrechtlich in manchen Fragen anhören muss, was aber kaum Konsequenzen hat".

Auch die Sorge um qualitätsvolle Feiern rund um Sakramente wie Taufe, Hochzeit oder Begräbnisse war ein Hauptthema. Es scheine in diesem Bereich zwar "derzeit noch möglich, den meisten Anfragen zu entsprechen", berichtete Gump aus der Diskussion der Priestervertreter. Allerdings würde eine Ausweitung des Befugtenkreises über Priester und Diakone hinaus einen "Qualitätsschub" bringen. Der Wiener Priester warnte vor der Gefahr, "dass Menschen noch intensiver zu nichtkirchlichen Anbietern ausweichen".

Weiters gab es eine Arbeitseinheit mit Ortbischof Hermann Glettler zu Themen der Diözese Innsbruck und Zukunftsfragen der Priester sowie eine Führung durch das "Zentrum für missionarische Pastoral Innsbruck" ("Kirche im Herzen der Stadt") mit Bischofsvikar Jakob Bürgler. ARGE-Vorsitzender Gump sprach insgesamt von einer "großen Chance" für alle Beteiligten, "durch Impulse, gemeinsame Beratungen und zwischendiözesane Erfahrungsvergleiche voneinander zu lernen".

Bei ihrem nächsten Treffen im Herbst wollen die Vertreter der Priesterräte das Miteinander mit Priestern aus anderen Ländern und Kulturen in den Diözesen thematisieren. Hier gebe es "bereichernde Erfahrungen, aber auch nicht zu unterschätzende Probleme", sagte Gump. Schon jetzt zeige sich, "dass das Anwerben von Priestern aus anderen Ländern kein ausreichendes Mittel ist, dem fast überall zu großer pastoraler Not führenden Mangel an geeigneten Priestern entgegenzutreten". Selbst bei den größten Pfarren der Diözesen sei es schwer geworden, sie mit passenden Leitern nach herkömmlichen Priester-Voraussetzungen zu "besetzen", so der ARGE-Vorsitzende, der schon jetzt eindringlich warnte: Ohne baldige tiefgreifendere Veränderungen "kollabiert unser kirchliches System!"

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Die ARGE der Österreichischen Priesterräte besuchte auch Bischofsvikar Jakob Bürgler, zuständig für den Synodalen Prozess in der Diözese Innsbruck. Foto: Cincelli/dibk.at