Omnia vincit amor – Die Liebe überwindet alles

Buchpräsentation: „Zum Verbrecher, zum Cretin, zum Tier“ - Buch über den ersten Caritasdirektor der Diözese Innsbruck von Bischof Manfred Scheuer und Josef Walder

Mit Josef Steinkelderer greift der dritte Band der „notae – historische Schriften zur Diözese Innsbruck“ unter dem Titel „Zum Verbrecher, zum Cretin, zum Tier. Rechtlosigkeit, Entmündigung und Entwürdigung eines Priesters im KZ“ das Leben des ersten Caritasdirektor der Diözese und vor allem seine Zeit in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau auf. Gestern wurde der Band von seinen Herausgebern, Bischof Manfred Scheuer und seinem langjährigen theologischen Referenten Josef Walder, vor rund 200 Interessierten im Haus der Begegnung präsentiert. In diesem Buch wird eine Sammlung von Briefen und Tagebucheinträgen Steinkelderers vorgelegt.

>>Caritas ist für ihn die Liebe, die an den Notleidenden jeder Art um Christi willen geübt wird. Er sieht darin nicht bloß irgendeinen nützlichen Faktor und sonst nichts mehr, sondern „es handelt sich hier um jenes Gebot, von dem der Herr sagt, daß das ganze Gesetz und die Propheten daran hängen.“ Von diesem „Gebot … kann kein Christ dispensiert werden. Angesichts der ungeheuren seelischen und leiblichen Not unserer Tage würde ein Versagen auf dem Gebiete der Caritas heute besonders unheilvoll und unverantwortlich sein.“ <<
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Walder: Steinkelderers Forderung gilt auch heute noch: Blick für die Not nicht verlieren 

Walder betont mit Blick auf die Gegenwart Steinkelderers Forderung den Blick für die Not nicht zu verlieren: „Wir haben den Blick für die Not der Menschen verloren, weil wir uns an ihren Anblick gewöhnt haben. Wir müssen uns von der Not berühren lassen und erkennen, dass hinter jeder Not ein konkretes menschliches Gesicht steht. Diese Sichtweise von Josef Steinkelderer scheint gerade in einer Zeit, in der die Aufrüstungsspirale wieder angekurbelt wird von besonderer Bedeutung zu sein.“

 

Steinkelderer – sechs Jahre im Konzentrationslager 

Steinkelderer wurde 1904 in Innsbruck Wilten geboren und 1932 in der Jesuitenkirche Innsbruck zum Priester geweiht. Von 1939 bis Anfang 1945 war er Häftling im Konzentrationslager Dachau. Nach seiner Entlassung wurde er dann im Juni 1945 zum Caritasdirektor bestellt. Mit Hilfe von amerikanischen und schweizerischen Hilfsstellen kümmerte er sich um die Bewältigung der unmittelbaren Nachkriegsnot und richtet darüber hinaus auch einen Suchdienst für Kriegsgefangene und die Flüchtlingshilfe ein.

1972 starb Steinkelderer, der die Position des Caritasdirektors bis zu seinem Tod bekleidete.

 

Scheuer: Steinkelderer war entscheidender Baumeister der Kirche von Innsbruck 

Bischof Scheuer betonte die Bedeutung, die Josef Steinkelderer gerade für die Kirche von Innsbruck gehabt habe: „Er war einer der entscheidenden Baumeister der Kirche von Innsbruck, gerade durch das Lebenszeugnis das er, wie auch Carl Lampert in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau gegeben hat. Sie haben dem Evangelium ein Gesicht gegeben und die Hoffnung genährt, dass Gewalt nicht das letzte Wort hat.“

Weiter betonte Scheuer, dass Steinkelderer den Grundstein für die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in der Kirche gelegt habe und dabei auf jede Heroisierung oder Stilisierung zum Opfer verzichtet habe. Auch Walder hob schon hervor, dass Steinkelderer nicht verurteilen wollte, sondern betonte, dass eine gelebte Caritas immer erfolgreicher sei als selbstgerechtes Urteilen.

 

Schärmer: Inspirierende Kraft Steinkelderers wirkt heute noch 

Die Arbeit Josef Steinkelderers in der Caritas war besonders von seinen Erfahrungen in den Konzentrationslagern geprägt. „Das KZ war für ihn ein Seminar, im dem sich die Erfahrung des Grauens und das Erleben echter Solidarität verbanden. Darauf stützt er sich auch wenn er sagt, dass niemand in einem so großen Elend befindet, dass er keinem anderen mehr helfen kann.“

Auch der heutige Caritasdirektor Georg Schärmer, welcher seinen Vorgänger auch mit einer Ausstellung würdigte, unterstrich die inspirierende Kraft, die auch heute noch von Steinkelderer ausgehe. Und auch Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer würdigte Steinkelderer und seinen Einsatz für die Stadt Innsbruck und das Land Tirol.

Bischof Scheuer nutzte abschließend die Gelegenheit, um sich - sichtlich gerührt - bei Diözesanadministrator Jakob Bürgler und bei Josef Walder, der die vergangenen Jahre der theologische Referent des Bischofs gewesen war, für die gemeinsame Arbeit zu danken.

Den gesamten Vortrag von Josef Walder finden Sie hier. 

Den gesamten Vortrag von Bischof Manfred Scheuer finden Sie hier. 

Omnia vincit amor – Die Liebe überwindet alles
Buchpräsentation im Haus der Begegnung: Diözesanadministrator Jakob Bürgler, Günther Steinkelderer (Neffe des ersten Caritasdirektors) mit Gattin Christine, Bischof Manfred Scheuer, Caritasdirektor Georg Schärmer, Diözesanarchivar Martin Kapferer und Mitherausgeber Josef Walder. Bild: Diözese Innsbruck / Sigl