Österreichs Bischöfe zu Missbrauch, Asyl, Lebensschutz

Im Rahmen einer Pressekonferenz haben die österreichischen Bischöfe am Freitag, 5. März, die Ergebnisse ihrer Beratungen im Rahmen der Frühjahrskonferenz veröffentlicht.

Österreichs Bischöfe wollen mit zusätzlichen Maßnahmen einen noch wirksameren Umgang der kirchlichen Verantwortungsträger mit Fällen von sexuellem Missbrauch sicherstellen. Bei ihrer Frühlingsvollversammlung in St. Pölten wurde von der Bischofskonferenz daher eine österreichweite innerkirchliche Regelung in Auftrag gegeben. Als verbindliche Verhaltensregel bei Missbrauchsfällen halten die Bischöfe fest: "Entscheidend ist der klare und konsequente Umgang der kirchlichen Verantwortungsträger mit konkreten Verdachtsfällen und Vorwürfen. Die Sorge um die Opfer muss an erster Stelle stehen. Entsprechende Konsequenzen für die Täter sind zu ziehen." Die Bischöfe haben die Erarbeitung von österreichweit gültigen detaillierten Standards dazu in Auftrag gegeben.

Die Bischöfe verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass die Diözesen in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe von Maßnahmen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch getroffen hätten. In allen Diözesen bestünden Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche.

Verbessert werden müsse allerdings noch die österreichweite Vernetzung und Zusammenarbeit der diözesanen Ombudsstellen. Auch die Männer- und Frauenorden in Österreich sollen in die Arbeit der diözesanen Ombudsstellen offiziell eingebunden werden. Zur Förderung von Bewusstseinsbildung und Prävention zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs soll es weiters vor allem eine verstärkte Aus- und Fortbildung der kirchlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter geben. Um all diese Maßnahmen rasch und effektiv umsetzen zu können, hat die Bischofskonferenz eine Projektgruppe eingesetzt, die bis zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni ein detailliertes Gesamtkonzept auszuarbeiten hat.

Die Bischöfe räumen ein, dass in der Kirche in der Vergangenheit zu Unrecht die Täter oft mehr geschützt worden seien als die Opfer. Wörtlich heißt es dazu in der Erklärung: "Mit Scham und Trauer stellen die Bischöfe fest, dass sich erst in den letzten Jahren in der Kirche in Österreich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass bei Missbrauchsvorwürfen nichts anderes zählt als die Wahrheit, die allein frei macht."

Nur Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit würden dazu beitragen, erlittene Wunden zu heilen, so die Bischöfe, die alle einladen, die Missbrauch erlitten haben, sich an die Ombudsstellen der einzelnen Diözesen zu wenden. Dort würden sie einen geschützten und vertraulichen Rahmen für das Gespräch vorfinden. Ebenso fordern die Bischöfe die Täter auf, ehrlich Rechenschaft zu geben.

Die Bischöfe zollen in ihrer Erklärung all jenen großen Respekt, "die bereit sind, über ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld zu sprechen". Es sei nur zu erahnen, "wie viel Überwindung und Mut es braucht, die Erinnerung an erlittenen Missbrauch in Worte zu fassen". Nur so ist die Begegnung mit der befreienden Wahrheit möglich. Die Bischöfe zeigen zugleich auch Verständnis für all jene, "deren Schmerz, Angst oder Wut noch zu groß sind, um sich über den Missbrauch zu äußern".

Pauschalverdächtigungen gegen Priester, kirchliche Mitarbeiter oder die Kirche als ganze seien als ungerechtfertigt zurückzuweisen, betonen die Bischöfe weiter. Sie weisen in der Erklärung aber auch darauf hin, dass sexueller Missbrauch ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt: "Sexueller Missbrauch ist eine dunkle Seite der ganzen Gesellschaft. Die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch finden im familiären Umfeld und in anderen gesellschaftlichen Bereichen statt."

 

Thema Asyl 

Die katholischen Bischöfe Österreichs rufen in der "Ausländer-Debatte" eindringlich zu einer "Abrüstung der Worte" auf. Alle, die in der politischen Debatte Verantwortung tragen,
sollten die Themen Asyl, Migration und Integration mit der gebotenen Sachlichkeit behandeln, heißt es in einer Presseerklärung zum Abschluss des Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz. Dies gelte besonders angesichts der bevorstehenden Wahlauseinandersetzungen. 

Im Blick auf Menschen, die nach Österreich gekommen sind oder kommen wollen, müsse klar zwischen Asyl, Migration und Integration unterschieden werden, heißt es in der Erklärung. Bei Asyl gehe es um ein international verbrieftes Menschenrecht, das ungerecht Verfolgten Schutz garantiert. Daher gehe es nicht an, "dass Menschen vorbeugend kriminalisiert und unter einen Generalverdacht gestellt werden, nur weil sie Asyl suchen". Auch der Missbrauch eines Grundrechts durch Einzelne rechtfertige nicht, dieses Grundrecht unterschiedslos für alle einzuschränken oder gar in Frage zu
stellen, heben die Bischöfe hervor. Zugleich sprechen sie sich für rasche und faire Asylverfahren aus. 

Vom Recht auf Asyl klar zu unterscheiden sei das Phänomen der Migration. Wörtlich halten die Bischöfe fest: "Ein Blick auf die letzten 150 Jahre zeigt, dass es in Österreich Phasen des Kommen und des Gehens, der Einwanderung und der Auswanderung gegeben hat. Es liegt an den politischen Verantwortungsträgern, diesen Vorgang mit Augenmaß zu gestalten."

 

Pfarrgemeinderatskongress 

Für den 13. bis 15 Mai laden die
österreichischen Bischöfe rund 600 Mitglieder der Pfarrgemeinderäte aus ganz Österreich zu einer Wallfahrt und zu einem Kongress nach Mariazell. Damit wolle man den Laien gegenüber "ein deutliches Zeichen der Wertschätzung" für ihr Engagement in der Kirche setzen, betonen die Bischöfe in einer Presseerklärung zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung. Österreichweit engagieren sich derzeit rund 45.000 Frauen und Männer in den Pfarrgemeinderäten. Diese
bilden "ein flächendeckendes 'Netzwerk der Nächstenliebe' und einen lebendigen 'Schatz der Kirche'", so die Bischöfe. 

Im Dialog mit den Pfarrgemeinderäten wolle man "an einem neuralgischen Punkt der Entwicklung von Kirche und Welt" gemeinsam auf die Herausforderungen der kommenden Jahre blicken, heißt es weiter. Im Mittelpunkt sollen dabei ein "gemeinsames Fragen und Suchen, ein Hinhören auf das, was der Geist den Gemeinden sagen will" stehen.

 

Woche für das Leben 

Weiters kündigten die österreichischen Bischöfe eine österreichweite "Woche für das Leben" an. Sie soll zwischen Ende Mai und Anfang Juni stattfinden und zur Auseinandersetzung "mit der Schönheit und der Würde des Lebens" einladen. Modellcharakter habe dabei die in der Erzdiözese Salzburg seit einigen Jahren erfolgreich eingeführte "Woche für das Leben". Für den 18. April haben die Bischöfe außerdem ein gemeinsames Hirtenwort angekündigt, das weitere Informationen
zur "Woche für das Leben" geben soll. 

Um den lokal unterschiedlichen Bedürfnissen zu entsprechen, wird die Woche in den Diözesen jeweils an unterschiedlichen Terminen stattfinden. Geplant ist jedoch ein zentraler Gottesdienst als "Fest des Lebens" mit Eltern und Kindern. Ein umfangreiches und buntes Begleitprogramm mit Wallfahrten, Diskussionen und Begegnungen sind in Arbeit. Ausdrücklich rufen die österreichischen Bischöfe dazu auf, "in der 'Woche für das Leben' ein starkes Zeichen einer lebensbejahenden Kirche zu setzen".

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Diözese Innsbruck - Aktuell