Neuer Abt von Wilten in sein Amt eingeführt.

Bischof Hermann Glettler hat Sonntagnachmittag, 4. Juni, dem neuen Abt von Stift Wilten, Leopold Baumberger, die Abtbenediktion erteilt und ihn in sein Amt eingeführt.

Der Bischof sprach das feierliches Segensgebet und überreichte dem neuen Abt die Ordensregel sowie die Insignien seines Amtes: Ring, Mitra und Stab. Bei der Mitra handelt es sich um jene, die Papst Johannes Paul 1988 beim Gottesdienst am Berg Isel getragen hatte. Baumberger wurde Anfang Mai von den Mitbrüdern zum neuen Abt gewählt. Der 35-jährige gehört zu den jüngsten Äbten in der Geschichte des Prämonstratenserstiftes, das als ältestes Kloster Tirols gilt.

An dem feierlichen Gottesdienst in der Wiltener Stiftskirche nahmen u.a. auch der Salzburger Alterzbischof Alois Kothgasser, der Wiltener Abt-emeritus Raimund Schreier und der Erzabt von St. Peter und Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Korbinian Birnbacher, teil. Zahlreiche weitere Äbte und Pröpste waren ebenfalls gekommen. Die Tiroler Politik wurde an erster Stelle von Landeshauptmann Anton Mattle vertreten.

Bischof Glettler ging in seiner Predigt u,a, auf das junge Alter des neuen Abts ein.  "Abt, das bedeutet Vater sein", so der Bischof: "Allen Altersunterschieden zum Trotz halten wir fest, dass Vater-Sein aber mehr ist als nur eine Funktion, mehr als eine Rolle. Es geht in unseren Lebensnetzwerken immer um lebendige, tragende und heilsame Beziehungen." Eine echte Väterlichkeit sei gefragt - "unaufgeregt, authentisch. Orientierungsbedarf und Verunsicherungen gibt es genug. Vor allem braucht es väterliche Menschen, die anderen Mut zusprechen, bei den Mitbrüdern Charismen wahrnehmen und zum Einsatz bringen." Mit Gottes Hilfe werde der neue Abt dieser Anforderung gerecht werden, so der Bischof und weiter wörtlich: "Unsere Kirche braucht eine neue Beweglichkeit, lebendige Tradition und neuen Aufbruch!"

Glettler kam auch auf das Abtskreuz zu sprechen und sagte in Richtung Baumbergers: "Dir wurde das Kreuz als Zeichen Deiner neuen Verantwortung umgehängt. Du lebst nicht mehr für Dich privat, fokussiert auf Deine eigenen Interessen. Das Kreuz verpflichtet Dich, Jesus 'am Schirm zu haben', wie wir heute sagen, und Dein Leben mit seiner Hilfe großzügig einzusetzen - maßlos, verrückt, ohne Kalkül."

Das Kreuz sei ein Signal. "Es erinnert uns daran, dass wir all jene, die ein schweres Kreuz zu tragen haben, zuallererst in unser Herz einschließen müssen - jene, die keineswegs so abgesichert und rundum versorgt leben können wie wir", so Glettler: "Solidarisch zu beten und konkrete Herausforderungen mitzutragen - wie sehr wünscht sich Christus diese Entschlossenheit von uns, die wir in dieser Ortskirche nun vorangehen müssen. In den Augen der Welt ist das Kreuz ein törichtes Ding, uns aber das Liebeszeichen Jesu."

Die Gemeinschaft der Chorherren von Wilten rief der Bischof zugleich zur Einheit auf. "Dass jede Form gemeinschaftlichen, geschwisterlichen Lebens nicht immer nur eitle Wonne ist, wissen wir. Gerade deshalb braucht unsere Gesellschaft, die unter viel Entfremdung und Einsamkeit leidet, authentische Gemeinschaften, wo um eine heilsame Verbundenheit gerungen wird", so Bischof Glettler.

Leopold Jürgen Baumberger wurde 1987 in Steyr geboren und studierte Pharmazie an der Universität Graz. Nachdem er die Fachprüfung für den Apothekerberuf abgelegt hatte, begann er zunächst als Seminarist für die Diözese Linz ein Diplomstudium der Katholischen Fachtheologie an der Universität Innsbruck. In dieser Zeit lernte er den Orden der Prämonstratenser im Stift Wilten kennen und trat 2014 dort ein. Nach der Ewigen Profess auf das Stift Wilten im Jahr 2018 wurde er 2019 zum Diakon und zum Priester geweiht. Baumberger wirkte zuletzt als Pfarrer, war aber u.a. auch als Seelsorger bei der Feuerwehr und den Schützen sowie bei den Grabesrittern aktiv. Nicht zuletzt deshalb waren auch zahlreiche Grabesritter, Abordnungen der Schützen, Musikkapellen, Feuerwehren und Brauchtumsvereine zur Amtseinführung gekommen.

Offenheit und Zurückgezogenheit 

Ein Kloster müsse sowohl Offenheit als auch Zurückgezogenheit zeigen, betonte der neue Abt dieser Tage im Interview mit der "Kronenzeitung": "Offenheit, die Anbindung an die Menschen vor Ort. Es ist aber auch gemäß Wortsinn ein verschlossener Ort, ein Stück weit der Welt entfremdet. Ein Zeichen dafür, dass es über die Welt hinaus auch noch etwas gibt." Gewissermaßen sei ein Kloster "ein Ort der Provokation, in dem Menschen anders leben als der Rest der Gesellschaft". Das rege zum Nachdenken an über die eigenen Perspektiven, Ziele und den Sinn des Lebens, so Baumberger. Ein Kloster sei zudem ein Ort, "an dem wir Menschen zur Ruhe kommen und das Leben neu ausrichten können".

In Wilten leben aktuell etwas über 20 Chorherren. Der Personalstand bereitet dem Abt keine grundsätzlichen Sorgen. "Selbst mit drei oder vier Mitgliedern ist ein Klosterleben möglich. Die Zahl der Ordensmitglieder sagt nicht alles aus. Die Kirche in Europa wird kleiner, einiges zerbröselt. Das birgt die Chance eines gefestigten, authentischen Neubeginns." 

Schon relativ bald werde man aber nicht mehr alle derzeitigen Aufgaben abdecken können, räumte der neue Abt im Interview ein. Das Stift betreut derzeit 23 Pfarren im Raum Innsbruck. Man werde anlassbezogen schauen müssen, "was in Zukunft noch möglich und realistisch ist", so Baumberger: "Wir müssen den Blick darauf lenken, was in den Pfarren wesentlich ist und worauf man vielleicht verzichten kann." Tirol habe historisch begründet besonders viele kleine Pfarren. Heute seien die Anforderungen andere. "Es fehlt ja nicht nur an Priestern, sondern oft auch an Sängern für einen Chor, an Helfern für die Organisation des Pfarrlebens. Vielleicht lässt sich Gemeinschaft wieder lebendiger leben, wenn sich Pfarren zusammentun", so der Abt: "Ich plädiere für etwas mehr Mut, Dinge auszuprobieren, ohne leichtfertig zu sein. Wir Christen sind mit Gottes Hilfe unterwegs - was soll uns letztlich passieren."

Zur Frage, weshalb sich nur mehr wenige junge Männer zum Priestertum berufen fühlen, meinte der Abt, dass die Aufhebung des Zölibats das Problem des Priestermangels nicht lösen würde. Die Kirche spiele nicht mehr so eine prägende Rolle in der Gesellschaft. "Wo sollen Berufungen herauswachsen, wenn immer weniger Familien ihren Glauben aktiv leben?" Heute stünden jungen Menschen auch viel mehr Wege offen als früher, was ja auch gut sei. Abt Baumberger: "Umso wertvoller ist die bewusste Entscheidung für ein Leben im Dienst Gottes. Kirche ist lebendig, das beinhaltet auch, dass es mal mehr, mal weniger Zulauf gibt."