Missionarische Pastoral: Mehr Experimente wagen

Bischof Hermann Glettler und Bischofsvikar Jakob Bürgler haben am 5. Oktober in einer Pressekonferenz erläutert, wie mit einer "Missionarischen Pastoral" das Glaubensleben befruchtet werden kann.

Bereits einen Tag nach seiner Weihe hat Bischof Hermann Glettler Jakob Bürgler zum neuen Bischofsvikar für Missionarische Pastoral ernannt. Im Rahmen eines Pressegesprächs im Bischofshaus am Innsbrucker Domplatz erläuterten Bischof Glettler und Bischofsvikar Bürgler am 5. Oktober die Grundidee der Missionarischen Pastoral in der Diözese Innsbruck.

 

Glettler: Christliche Mission ist Begegnung, keine Propaganda 

„Wir brauchen Menschen, die Auskunft geben können über ihren Glauben, die Gott und Jesus wieder beim Namen nennen können", sagt Bischof Hermann Glettler. Missionarische Pastoral bedeute, „das Schöne, Befreiende der Botschaft Jesu in den Blutkreislauf der gesellschaftlichen Kommunikation einzubringen". Dafür gebe es keine Rezepte, aber gute Ansätze. Was es brauche, seien Menschen, die sich zutrauen, neue Wege zu beschreiten und etwas Neues auszuprobieren. 

Wesentlich ist für Bischof Glettler ein positiver Zugang zum Leben und zur Gesellschaft. Denn: „Voraussetzung für jedes missionarische Wirken ist eine Wertschätzung der gegenwärtigen Zeit und Gesellschaft“. Glettler: „Wenn man mit Missmut in die Gegenwart hineingeht, dann kann nichts positives wachsen." Es brauche eine tiefe, empathische Verbundenheit mit den Menschen der heutigen Zeit. Zweifel, Unsicherheiten und Wertehaltungen der Menschen müssten unbedingt ernst genommen werden, so Glettler. 

 

Bürgler: Mehr Energie in das aktive missionarische Tun legen und mehr wagen 

Bischofsvikar Jakob Bürgler gab in seinem Statement eine Einschätzung der aktuellen Situation: „Vieles in unserer Zeit ändert sich rasant. Was früher stabil und unveränderlich war, gerät in Bewegung.“ Diesem Prozess sei auch die Kirche ausgesetzt. „Es ist schwieriger geworden, Menschen in eine kirchliche Gemeinschaft einzubinden. Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation ist zum Problem geworden", so Bürgler

 Bürgler weiter: „Man könnte jetzt sagen: Das ist unsere säkulare Zeit und da kann man nichts machen. Oder aber: Wir verwenden Energie und Herzblut, um etwas zu ändern und neue Wege zu gehen. Bisher war vieles geprägt von der Haltung des ‚Bewahrens‘. Mit aller Kraft verhindern, dass es weniger wird. Halten, was wir haben. Ich denke, wir müssen mehr Energie in das aktive missionarische Tun legen, mehr Experimente wagen als mit noch mehr Kraft mehr vom Gleichen‘ tun."

 

Sechs Modelle für Erneuerung der Pfarrgemeinden – Einladung, etwas Neues anzugehen 

Im Blick auf die Pfarrgemeinden wurden sechs Modelle für eine Erneuerung der Pfarrgemeinden und der Glaubenserneuerung ausgewählt und werden nun den Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden angeboten. Es gilt die nachdrückliche Einladung, etwas Neues anzugehen, etwas zu tun und sich auf den Weg zu machen. Die Angebote sind freiwillig, die Pfarren können sich ihren je eigenen Weg der missionarischen Pastoral überlegen.

 

Weggemeinschaften – Kirche in der Nachbarschaft 

Ein Projekt betrifft die sogenannten „Weggemeinschaften“. Kleine Zellen von Menschen schließen sich zusammen und treffen sich regelmäßig, um das Evangelium zu bedenken und darüber nachzudenken, was die Menschen in der Nachbarschaft brauchen und wo Not gelindert werden soll. Diese Treffen dauern eine gute Stunde und finden unter der Woche statt. Ziel ist, dass die Beteiligten in ihrem Glauben wachsen. Bischof Hermann Glettler sind diese pfarrlichen Zellen ein großes Anliegen: „Die Weggemeinschaften werden unserer pastoralen Arbeit langfristig Atem und Fruchtbarkeit geben. In allen wachsenden Kirchen und Gemeinden weltweit gibt es diese oder ähnliche Netzwerke einer lebendigen Kirche in der Nachbarschaft. Pfarrgemeinden und Menschen, die solche Weggemeinschaften ins Leben rufen wollen, werden begleitet von Martin Lesky als Mitarbeiter von Bischofsvikar Bürgler. Lesky hat sich zuvor viele Jahre lang dem Aufbau der Pfarrcaritas gewidmet und geht nun gemeinsam mit Bürgler in ein neues Arbeitsfeld.

 

Weitere Projekte 

Forciert wird auch das LIVT-Projekt. LIVT steht für Leben – Inspirieren – Vitalisieren – Transformieren. Ein dreijähriger Kurs, geleitet von Dr. Georg Plank (Pastoralinnovation) aus Graz und einem diözesanen Steuerungsteam, soll interessierten Pfarren durch intensive Auseinandersetzung eine Dynamik nach vorne und eine Verlebendigung ermöglichen.

Alpha-Kurse werden weltweit als Glaubenskurse angeboten. Sie wollen Menschen helfen, den christlichen Glauben zu entdecken oder wiederzuentdecken. In Innsbruck bietet die Loretto-Bewegung diesen Kurs regelmäßig an. Derzeit läuft gerade ein Kurs in Hall, getragen von der Gemeinschaft Emmanuel. Die Bestandteile von Alpha sind: gemeinsames Essen, ein Glaubensimpuls und ein offenes Gespräch darüber. Weitrere Modelle, die bereits bisher von der Diözese Innsbruck angeboten wurden, sind das Pastoralseminar, die Woche des Aufbruchs oder der Credo-Kurs.

 

Innsbrucker Spitalskirche – neues gastliches Zentrum für "missionarische Pastoral" 

Nach einem intensiven Nachdenkprozess hat die Innsbrucker Dompfarre St. Jakob Mitte September entschieden, die Spitalskirche für die „missionarische Pastoral“ zur Verfügung zu stellen. Hier werden kontinuierlich Angebote und Ideen verwirklicht, die eine Begegnung mit dem Glauben unter dem Vorzeichen der heutigen Zeit ermöglichen.

Dazu Bürgler: „Die Spitalskirche als ‚Kirche im Herzen der Stadt‘ soll weiterhin ein Ort des Gebetes und der Stille bleiben. Unzählige Menschen sind dort jetzt schon anzutreffen – bei einem kleinen Gebet, beim Anzünden einer Kerze. Wir „bauen“ keine weitere Pfarrkirche auf. Die Kirche im Herzen der Stadt soll eine einladende Gastkirche sein."

 

Regelmäßige Angebote in der Spitaslkirche in Innsbruck 

  • Dienstags von 18 bis 18.30 Uhr: Schweigen für den Frieden
  • Mittwochs 12.15 Uhr: Messfeier
  • Donnerstags von 18 bis 18.45 Uhr: Gebet mit der Gemeinschaft Sant’Egidio (oft mit Friedensgebet)
  • Freitags von 12.15 bis 12.30 Uhr: Atem.Pause (Meditationen zur Mittagszeit – oft mit Musik)

 

Wirkungsfeld der missionarischen Pastoral auch außerhalb des Kirchengebäudes 

Die Missionarische Pastoral will auch außerhalb des Kirchengebäudes wirken. Heuer werden einige Akzente beim Christkindlmarkt gesetzt. Im Lauf der Zeit soll eine „Präsenz“ sichergestellt werden als Ansprechpersonen für Menschen, die mit jemandem von der Kirche reden wollen. Angedacht sind in weiterer Folge kulturelle Akzente mit Tiefgang.

https://www.dibk.at/missionarische-pastoral 

 

Auftakt für die "Missionarische Pastoral" (v.li.): Michael Strebitzer (Abteilung Gemeinde), Martin Lesky (Missionarische Pastoral), Bischof Hermann Glettler, Bischofsvikar Jakob Bürgler. Foto: Diözese Innsbruck/Rachlé