Menschwerden in Widerstand und Gottverbundenheit

In einem Gottesdienst am 22. Dezember im Innsbrucker Dom wurde des 75. Todestages von Sr. Angela Autsch gedacht, die im KZ Auschwitz gestorben ist. Bischof Glettler würdigte in seiner Predigt ihr Glaubenszeugnis inmitten einer entmenschlichten Zeit.

Aus Anlass des 75. Todestages von Sr. Angela Maria Autsch feierte Bischof Hermann Glettler am Sonntag, 22. Dezember um 10 Uhr ein Pontifikalamt im Dom zu St. Jakob in Innsbruck. 

In seiner Predigt würdigte Bischof Glettler das Lebenszeugnis von Sr. Angela Autsch, die inmitten einer unmenschlichen und gewalttätigen Umgebung ein liebender und fürsorglicher Mensch geblieben war. Sr. Angela habe "mit einer erstaunlich aufmerksamen und selbstlosen Nächstenliebe aller Brutalität und Menschenverachtung getrotzt", so der Bischof.

Von Sr. Angela seien 67 Briefe aus ihrer vierjährigen Haftzeit erhalten, in denen sie zumeist verschlüsselt über ihren Alltag und über ihren tiefen Glauben an Gott berichte. "Die Jahre im KZ haben sie weder in die Falle des Hasses getrieben noch innerlich verbittert", verweist der Bischof auf ihre tiefe Verbundenheit mit Christus. Nur so sei erklärbar, dass sie "in der Hölle radikaler Entmenschlichung zu einer Nächstenliebe fähig war, die alle Maßstäbe übersteigt". 

Bischof Glettler: "Das aufregende Glaubenszeugnis von Sr. Angela Autsch weist uns eine Spur in das Geheimnis der Menschwerdung Gottes, das wir in Kürze feiern." Sr. Angela habe "aus der Quelle eines wahrhaftlich weihnachtlichen Geistes gelebt, sodass ihr die dämonischen Geister der Entwürdigung des Menschen nichts anhaben konnten", meinte Bischof Glettler.

 

Maria Cäcilia Autsch wurde 1900 in eine kinderreiche Familie im deutschen Bamenohl geboren und spürte schon früh die Berufung, ins Kloster zu gehen. 1933 kam sie ins Kloster der Trinitarierinnen in Mötz nahe Imst in Tirol. Nach dem „Anschluss" geriet sie bald durch regimekritische Aussagen ins Visier e der Gestapo. Nach ihrer Verhaftung im August 1940 kam sie zuerst ins KZ Ravensbrück, zwei Jahre später dann nach Auschwitz-Birkenau, wo sie unter anderem im SS-Lazarett arbeiten musste. Kurz vor der Befreiung des Lagers starb Angela Autsch an einem Herzversagen bei einem Bombenangriff auf das Lager.

 

Buchtipp: Angela Autsch. Eine literarische Biographie

Das Leben von Angela Autsch, die täglich ihr Leben riskierte, um ihren Mitgefangenen zu helfen und ihre Not zu lindern, hat  Annemarie Regensburger zu einer literarischen Biographie inspiriert. Das Buch ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen und eingehender Beschäftigung mit Angela Autsch und lässt den Leser teilhaben an der Lebensgeschichte einer mutigen Frau, die auch in Zeiten des Terrors zu ihren persönlichen und religiösen Überzeugungen stand.

Das Buch ist im Tyrolia-Verlag erschienen, umfasst 236 Seiten und kostet 19,95 Euro.

Zum Buch auf der Seite des Tyrolia-Verlages 

 

Gedenkbroschüre

Viele mutige Menschen waren es, die sich in der Zeit von 1938 bis 1945 gegen das NS-Regime gestellt haben. Manche überlebten, manche starben auf grausamste Weise. Wider das Vergessen hat die Diözese Innsbruck in Kooperation mit der Kirchenzeitung Tiroler Sonntag eine Gedenkbroschüre mit vielen beeindruckenden Persönlichkeiten dieser Zeit unter dem Titel gedenken.versöhnen.ermutigen. herausgegeben.

Die Gedenkbroschüre ist um 3,50 Euro erhältlich:

Bestellung bei Birgitt Köck, Tel: 0512/ 22302227 oder birgitt.köck@dibk.at