Kundgebung gegen Jugendarbeitslosigkeit: Sehnsucht nach Stabilität

Bereits zum zwölften Mal machte das Aktionsbündnis „Was, wenn du fällst?“ anlässlich des Internationalen Tages der Arbeitslosen mit einer Kundgebung in Innsbruck auf Jugendarbeitslosigkeit aufmerksam.

Betroffene Jugendliche und junge Erwachsene haben im Rahmen der diesjährigen Aktion an einem Graphic Recording-Workshop mit Nicolas Bleck teilgenommen und das Thema Jugendarbeitslosigkeit beleuchtet. Gemeinsam haben sie Erfahrungen, Hürden, Hoffnungen und Ressourcen beim Berufseinstieg diskutiert und in Bilder übersetzt. Dabei entstand ein drei Meter langes Banner, das die Teilnehmer:innen mit eigenen Sketch Notes befüllten. 

Dieses Banner wurde bei der Kundgebung am 28. April in der Maria Theresien-Straße in Innsbruck präsentiert. Vertreter:innen aus Politik, Kirche und Wirtschaft haben sich dabei zu Wort gemeldet. Über den Aktionstag hinaus kann das Banner nun bei der Spitalskirche in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck besichtigt werden.

Mit der diesjährigen Aktion zum Tag der Arbeitslosen nützte das Aktionsbündnis die Kraft der Bilder, um Hürden und Stolpersteine im Übergang von Schule und Beruf aufzuzeigen und ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Die Art des unkonventionellen Protokollierens mittels Graphic Recording und Sketch Notes ermöglichte das Sichtbarmachen unterschiedlicher Perspektiven der teilnehmenden und selbst betroffenen jungen Menschen. 

 

 

Die Statements

Bischof Hermann Glettler: 
„Eindrucksvoll bringt das Banner die Sehnsucht junger Menschen nach Sicherheit und Stabilität zum Ausdruck. Angesichts der zahlreichen Krisen, die sich auch auf die psychische Konstitution junger Menschen auswirken, braucht es kreative Anreize und ganz gezielte Unterstützungsangebote. Klischeehafte Bezeichnungen wie „Generation Krise“ können leicht zum medialen Selbstläufer werden und Defizite unnötig festschreiben. Wir brauchen in allem einen neuen Zukunftsmut – gerade auch in der Sorge um entsprechende Arbeitsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten. Nach wie vor stehen für junge Menschen Familie und enge Beziehungen im Zentrum eines erfüllten Lebens. Ich danke dem Aktionsbündnis für die wichtigen Akzente.“  

Landtagsabgeordnete Iris Zangerl-Walser: 
„Im Jahr 2022 waren in Österreich laut AMS durchschnittlich rund 25.500 junge Arbeitslose registriert. Damit sank die Jugendarbeitslosenzahl gegenüber den Vorjahren. Das ist kein Grund, um sich auszuruhen. Deshalb hat die Tiroler Landesregierung in ihrem Regierungsprogramm für Tirol 2022 – 2027 verschiedene Initiativen zur Förderung von Jugendlichen festgehalten, im Speziellen zum Beispiel die Erarbeitung eines gesamtheitlichen Entwicklungsplans für Jugendliche und die Intensivierung der Vernetzungsarbeit von Organisationen, die im Bereich der Unterstützung von NEETs (Jugendliche, die sich weder in Beschäftigung, Ausbildung oder Training befinden) tätig sind. Wir alle müssen uns gemeinsam weiterhin dafür einsetzen, dass die Jugendarbeitslosigkeit bekämpft wird. Nur so können wir sicherstellen, dass junge Menschen eine Chance auf eine erfolgreiche Zukunft haben.“  

AMS-Geschäftsführerin Sabine Platzer-Werlberger: 
„Aktuell ist die Lage am Arbeitsmarkt für alle, auch für Jugendliche und junge Erwachsene, gut. Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr nieder – und nur wenige junge Menschen brauchen noch die Vermittlung des AMS, um z. B. eine Lehrstelle zu finden. Die Zahl der Lehrlinge in Tirol steigt im Moment gerade an. Dennoch trifft es einige Jugendliche, keine Ausbildung, Arbeit oder Perspektive zu finden – und dies kann gerade jetzt frustrierend und beängstigend sein. Umso wichtiger sind konkrete Unterstützungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Ausbildungsgarantie, die wir nach wie vor in Tirol aussprechen. Alle, die keine Lehrstelle finden, bekommen einen Platz, z. B. in der überbetrieblichen Ausbildung oder in anderen Ausbildungsprogrammen. Und das AMS Tirol setzt mit Bildungs- und Berufsberatung einen besonderen Schwerpunkt, um jungen Menschen den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Für junge Frauen gibt es auch ein spezielles Zentrum – Emma! Es sind verwirrende Zeiten – aber auch Zeiten mit sehr vielen Angeboten und Chancen und der Möglichkeit auch über Umwege zum Ziel zu kommen.“  

ÖGB-Jugendvorsitzende Bianca Gassler: 
„Das Bildungssystem versagt, wenn es darum geht, junge Menschen auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Da der Lehrausbildung seit Jahren nicht mehr der Respekt entgegengebracht wird, den diese Ausbildung verdient, wird es immer schwieriger werden gut ausgebildete Arbeitskräfte zu finden. Vor allem junge Menschen mit Beeinträchtigungen zeigen oft großes Engagement, um im Berufsleben Fuß zu fassen, doch sie werden oft nicht ernst genommen und nicht einmal zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Das muss sich ändern! Alle jungen Menschen müssen die gleichen Chancen haben und eine Unterstützung bekommen, wenn sie diese benötigen.“ 

 

Viele Partner:innen
Das Aktionsbündnis "Was, wenn du fällst?" wird getragen von der Katholischen Jugend der Diözese Innsbruck, der Dekanatsjugend Innsbruck, dem Haus der Begegnung, der youngCaritas Tirol, der Gewerkschaftsjugend und der Plattform Offene Jugendarbeit Tirol. 

Informationen auf https://jugend.dibk.at/Angebote/Tag-der-Arbeitslosen

AMS-Geschäftsführerin Sabine Platzer-Werlberger, Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb, Bischof Hermann Glettler und Kathrin Eisath MA, Fachreferentin der Katholischen Jugend, beim Aktionstag in der Maria Theresien-Straße in Innsbruck. Foto: Embach-Woschitz