Kirchliche Fachstelle KOO will Friedensarbeit stärken
In Innsbruck trafen sich am 5./6. Oktober 2022 unter dem Vorsitz des Referatsbischofs für Weltkirche Dr. Werner Freistetter die Organisationen der KOO-Interessenvertretung zu ihrer Vollversammlung. Dem Netzwerk der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) gehören 35 katholische Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit an. Auf ihrer Versammlung war neben strategischen Fragen die Befassung mit dem Thema Friedensarbeit ein Schwerpunkt. Zu diesem Tagesordnungspunkt war auch Diözesanbischof Hermann Glettler anwesend.
Zu Gast war Projektpartner Fabio Mesa von SERCOLDES aus Kolumbien, der von den Friedensbemühungen in seiner lateinamerikanischen Heimat berichtete und besonders die Bedeutung der Frauen in der Friedens- und Versöhnungsarbeit betonte. In Kolumbien wurde 2016 nach 50 Jahren Bürgerkrieg ein Friedensabkommen geschlossen, das jedoch bis heute nicht vollständig umgesetzt ist.
Bischof Freistetter hebt hervor: „Die Begegnung mit Fabio Mesa hat gezeigt, wie viele Menschen, darunter so viele Frauen, sich in Kolumbien für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, trotz großer Widerstände. Dieses Engagement ist ein Zeichen der Hoffnung und bestärkt auch uns in unserem Einsatz für globale Gerechtigkeit und Frieden.“
Weiters machte Mesa deutlich, dass Frieden ein längerer Weg ist, der über den Abschluss eines Abkommens hinaus vieler Bemühungen bedarf, etwa dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, der Aufarbeitung von Verbrechen und Traumata bis zum Aufbau einer dialogischen Gesellschaft. Die Erkenntnis aus dem Prozess in Kolumbien sei, dass es für einen dauerhaften Frieden notwendig ist, als Gesellschaft zu lernen, in Unterschiedlichkeit zusammenzuleben.
Soforthilfe zusätzlich zu langfristigen Partnerschaften
In diesem Sinne setzt sich das KOO-Netzwerk weltweit in seiner Entwicklungszusammenarbeit für eine pluralistische Gesellschaft ein, in der die Vielfalt und Unterschiedlichkeit menschlicher Lebensformen, Ideen und Praktiken nicht als Bedrohung oder Missstand, sondern als Bereicherung betrachtet werden.
Angesichts der dramatischen Situation in der Ukraine und in anderen bewaffneten Konflikten in vielen Teilen der Welt streicht die KOO in ihrer Vollversammlung hervor, wie sehr sich Krieg auch auf andere Länder auswirkt. So ist seit Monaten deutlich, dass der Krieg in der Ukraine auch extreme Konsequenzen für die von Armut betroffenen Menschen in Partnerländern der katholischen Entwicklungszusammenarbeit hat, da steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise deren Überleben erschweren oder verunmöglichen. Auch hier reagieren die österreichischen Organisationen mit ihren Partnerorganisationen mit Soforthilfe zusätzlich zu den langfristigen Partnerschaften.
Die KOO geht davon aus, dass sich diese sozialen Notlagen und ungerechten Strukturen weltweit ohne die ökologische Perspektive weder verstehen noch lösen lassen. Denn, wie Papst Franziskus es ausdrückt, gibt es „nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern.“ Daher fordert die KOO mit Blick auf die UN-Konferenzen zur Klima- sowie zur Biodiversitätskonvention in den kommenden Wochen, dass alle Staaten zur Überwindung ihrer jeweiligen Differenzen beitragen und im Sinne einer dialogischen Grundhaltung zum Aufbau einer wahrhaft friedlichen Welt zusammenarbeiten.