Hutterer-Gedenken in Innsbruck

Die Friedensbewegung Pax Christi Tirol lädt am 1. März um 18 Uhr vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck zu einer Gedenkfeier für den am Scheiterhaufen verberannten Jakob Hutter.

Im Zeichen der Gewaltfreiheit steht eine Gedenkveranstaltung am 1. März um 18 Uhr vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck. Pax Christi Tirol und der Arbeitskreis Hutterer laden zum Gedenken anlässlich des 475. Todestages von Jakob Hutter, der im Jahre 1536 vor dem Goldenen Dachl am Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Ein dunkles Kapitel Tiroler GeschichteAn der Gedenkfeier nehmen auch Bischof Manfred Scheuer und die evanglische Superintendentin für Salzburg und Tirol, Luise Müller, teil. Eduard Geissler spricht bei der Veranstaltung über das Schicksal von Jakob Hutter und die von ihm ausgehende Täuferbewegung in Tirol, deren Anhänger im 16. Jahrhundert gewaltsam aus Tirol vertrieben bzw. getötet wurden. Nachfahren der Tiroler Täufer leben noch heute in sog. Bruderhöfen in Kanada. Ein Arbeitskreis bemüht sich darum, dieses dunkle Kapitel der Tiroler Geschichte aufzuarbeiten und ein offizielles Zeichen der Versöhnung zu setzen.

Überzeugt von Gewaltfreiheit Jakob Hutter, geboren um 1500 in St. Lorenzen im Pustertal, schloss sich um 1526 der Täuferbewegung an. Deren Anhänger übten statt der Kindertaufe die Taufe des vom Glauben überzeugten Erwachsenen aus (daher von Außenstehenden als „Wiedertäufer“ bezeichnet). Sie verweigerten Eidesleistung und Kriegsdienst und strebten nach dem Beispiel der Jerusalemer Urgemeinde statt des Privateigentums ein Leben in Gütergemeinschaft an. Ihre Unbotmäßigkeit gegenüber weltlicher und kirchlicher Obrigkeit führte zu jahrzehntelanger grausamer Verfolgung mit Folter und vielen Hinrichtungen, Trennung der Kinder und Einziehung von Eigentum. Da unter diesen Umständen ein Gemeindeaufbau in Tirol nicht möglich war, organisierte Hutter ab 1529 von Tirol aus die Flucht hunderter Familien nach Mähren und wurde dort Gemeindeleiter. 1535 kam er zurück, wurde in Klausen gefasst und nach 10 Wochen Verhörs und harter Folter in Innsbruck am 25.2.1536 vor dem „Goldenen Dachl“ als Ketzer und Staatsfeind verbrannt. Die Nachfahren seiner Gemeinde flohen Jahrhunderte lang immer wieder vor dem Zwang zum Kriegsdienst und der Gegenreformation durch viele Länder und leben noch heute als „Hutterer“ in Nordamerika auf ihren Höfen in Gütergemeinschaft.Der „Arbeitskreis Hutterer“ strebt unter dem Titel „Versöhnungszeichen“ eine Verständigung zwischen Tirol und den Nachfahren der einstigen Opfer an, arbeitet aber auch für mehr Respekt und Toleranz zwischen den Religionen insbesondere gegenüber religiösen Minderheiten.

Gewaltfreie Wurzel der christlichen ReligionDie Gedenkfeier findet ihre Fortsetzung in einem Vortrag von Hildegard Goss-Mayr (Wien) im Haus der Begegnung (Beginn um 19 Uhr). Sie spricht zum Thema "Religion und Gewalt" und verweist in ihrem Vortrag auf die gewaltfreie Kraft der Versöhnung, die die Wurzel der großen Weltreligionen bildet. Goss-Mayr hat seit den frühen 50er-Jahren im Rahmen der ökumenischen Friedensbewgung "Internationaler Versöhnungsbund" in Konfliktregionen der Welt die Grundhaltung der Gewaltfreiheit bekannt gemacht und mit den Menschen eingeübt. Sie setzte Versöhnungsinitiativen in Polen, der Sowjetunion und iin Jugoslawien sowie in vielen Ländern Lateinamerikas. Dort gelang es ihr, in Zusammenarbeit mit Bischöfen wie Dom Helder Camara und Kardinal Arns eine gewaltfreie Befreiungsbewegung gegen die Militärdiktaturen aufzubauen. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils bildete sie in Rom eine Friedenslobby zur Überwindung der Theologie des "Gerechten Krieges".

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Hutterer-Gedenken in Innsbruck