Glettler bei Christophorus-Feier: Straßenverkehr reduzieren

Bischof Hermann Glettler hat eine Feier zu Ehren des Volksheiligen Christophorus mit einem eindringlichen Appell zur Bewahrung der Schöpfung verbunden. Das Evangelium vom Barmherzigen Samariter gelte menschlichen Notfällen aller Art, aber auch der ausgebeuteten Mutter Erde - Modernitätsverlierer, Flüchtlinge, Notleidende bräuchten "Rettungsgassen der Menschlichkeit"

"Wenn ich heute gemäß der Tradition der Christophorus-Feier Fahrzeuge segnen werde, dann verbinde ich dies mit der eindringlichen Bitte um eine neue Achtsamkeit gegenüber unserer Mitwelt", sagte Glettler am Sonntag vor Mitgliedern der Bruderschaft St. Christoph am Arlberg. Es gelte nicht nur die Kilometeranzahl zu reduzieren, sondern grundsätzlich Alternativen zum eigenen PKW zu wählen, empfahl der Bischof Nerven schonende öffentliche Verkehrsmittel.        

Bezugnehmend auf das Sonntagsevangelium vom Barmherzigen Samariter, der selbstlos einem Überfallenen beisteht, sagte der Bischof: "Unter den am Straßenrand unseres temporeichen Lebens Ausgebeuteten ist heute an erster Stelle unsere Mutter Erde, das 'gemeinsame Haus' (Papst Franziskus) zu nennen." Trotz vieler Warnungen werde "immer noch mit Vollgas" weitergerast. Die Zunahme des Verkehrs auf den heimischen Straßen, verursacht durch privaten Personenverkehr und Schwertransporte, übersteige oft die Zumutbarkeitsgrenze, sagte Glettler. "Den Hl. Christophorus bräuchten wir heute also nicht nur als schützenden Begleiter aller Verkehrsteilnehmer, sondern mindestens so notwendig als Mahner für eine ernsthafte Reduktion von Mobilität." Global gesehen stehe die Schöpfung Gottes vor einer "finalen Erschöpfung", ernsthaftes Gegensteuern sei unabdingbar.        

Der Bischof äußerte sich am Sonntag bei einem Festgottesdienst, der den Höhepunkt des jährlichen Bruderschaftswochenendes der Bruderschaft St. Christoph bildete. Er würdigte diese "samaritische" Weggemeinschaft als unbürokratisches Netzwerk konkreter Nächstenhilfe, in dem ehrenamtlich Engagierte Freizeit und Geld aufwenden, um sich als Nächste für Notleidende - schwerpunktmäßig Familien mit Kindern - zu erweisen. Das Motto der vom Schweinehirten Heinrich Findelkind bereits 1386 gegründeten internationalen Bruderschaft mit derzeit rund 22.500 männlichen und weiblichen Mitgliedern lautet "sehen, helfen, handeln".         

Sehen der Not allein genügt nicht        

Das Sehen der Not allein genüge offensichtlich nicht, nimmt man Maß an Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Dessen Kernbotschaft laut Glettler: "Du musst dich zum Nächsten dessen machen, der deine Hilfe braucht. Darin wird deine Liebe konkret, sonst bleibt sie ein reines Gefühl oder ein leeres Gerede." Der Priester und der Levit in der Erzählung hätten nur "vorbeigeschaut". Diese "lieblos Vorübergehenden" hatten - so Glettler - vermutlich Verpflichtungen, hehre Ziele oder wichtige Programme, aber angesichts eines hilflos, verletzt und ausgeraubt am Boden Liegenden "das Eigentliche verfehlt". Stehengeblieben sei jedoch ein Samariter, der zur Zeit Jesu "kein Ansehen hatte, dessen ethnische Herkunft und Religiosität eher spöttisch kommentiert wurde".         

Auch heute sehe man viele Gesichter der Not, verwies Glettler auf Flüchtende und Vertriebene, Hungerkatastrophen und vieles mehr. Und auch heute gelte der Aufruf: "Lass dich stören! Lass dich in deinem Lauf unterbrechen."        

Der Innsbrucker Bischof erwähnte in diesem Zusammenhang Rettungsgassen auf Autobahnen, die der Einsicht folgten, dass hilfsbedürftige Personen schnellstmöglich Hilfe erhalten müssen. Heute müssten "Rettungsgassen der Menschlichkeit" gesichert werden, spann Glettler diesen Gedanken weiter: "Wir haben die Pflicht, für jene Menschen, die im Tempo und im Optimierungsstress unserer Zeit nicht mehr mitkommen, die es physisch und psychisch nicht mehr schaffen, Rettungsgassen offen zu halten." Trotz des wachsenden Wohlstands gebe es vermehrt Menschen, die aufgrund von Krankheiten, Vereinsamung und Süchten, Zerbrechen von Beziehungen, Verlust von Arbeit oder Wohnung, aussichtsloser Verschuldung oder anderen "Notfällen" Hilfe bräuchten - "unverzüglich und nicht behindert durch jene, die ihr Fortkommen ohnehin im Griff haben", wie Glettler hinzufügte.         

Lob für Seenotretter        

Weitere "Rettungsgassen" erforderten die "unerträglichen Bilder der in Seenot geratenen Flüchtlingsboote im Mittelmeer" und die weiteren, in den Internierungslagern Libyens vegetierenden Tausenden. "Können wir den Hl. Christophorus feiern und das Evangelium vom Barmherzigen Samariter hören, ohne an diese Menschen zu denken?", fragte Glettler. Kritik übte der Bischof am italienischen Innenminister Matteo Salvini, der sich trotz stark zurückgegangener Flüchtlingszahlen in seiner Härte gegenüber NGOs versteife, "die ihre Pflicht der Seerettung wahrnehmen". Nach den Worten Glettlers braucht es eine Notversorgung der Fluchtreisenden und ebenso dringlich nachhaltige Hilfestellungen und Kooperationen in deren Herkunftsländern.         

Außerdem sei die Frage nach den Verursachern des Elends und der sozialen Schieflagen in unserer Welt entschiedener zu stellen, befand der Bischof. In der Erzählung vom Barmherzigen Samariter bleibe die Identität des Niedergeschlagenen ebenso ungeklärt wie die Frage, wer denn die Räuber seien. Doch, so Glettler: "Diese Fragen gehören auch zum Evangelium."

Eine Meldung von www.kathpress.at

Anlässlich einer Feier zu Ehren des Heiligen Christophorus warnte Bischof Hermann Glettler eindringlich vor den Folgend eines Lebensstils "auf Vollgas".