Frauenpower sichtbar machen

Bischof Hermann Glettler lud am Weltfrauentag zu Netzwerktreffen ins Bischofshaus. Bei diesem Treffen tauschten sich Frauen aus der Medienbranche und der Diözese Innsbruck aus,

Am Weltfrauentag lud Bischof Hermann Glettler Frauen aus der Tiroler Medienbranche und weibliche Führungskräfte der Diözese Innsbruck zu einem Netzwerktreffen ins Bischofshaus. Die Veranstaltung sollte dazu dienen, diese weiblichen Fachkräfte zu vernetzen und einen Einblick in die jeweiligen beruflichen Tätigkeiten zu bieten.

Die Arbeitsbereiche der Medienexpertinnen reichten von der Geschäftsführung bis zur Redaktionsleitung. Die vielfältigen Arbeitsfelder der kirchlichen Vertreterinnen umfassten Erwachsenenbildung, Sozialarbeit, ethische und sozial gerechte Investments, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Katholischen Frauenbewegung. In sehr intensiven Gesprächen wurde kaum ein gesellschaftliches oder berufliches Feld ausgespart, auch nicht die kritischen Momente, die es gesellschaftlich und kirchlich zu benennen und bewältigen gilt. Wahrzunehmen in der Runde war viel Kompetenz und Engagement.

Fiona Zöhrer, Leiterin des Zentralen Dienstes Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und Mitorganisatorin des Treffens, sieht in diesem Zusammentreffen viele positive Aspekte und Wertschätzung gegenüber Frauen. „Dieser Erfahrungsaustausch kommt im Arbeitsalltag oft zu kurz. Hier kann die katholische Kirche ihre Fähigkeiten als 'Brückenbauerin' gut zur Stärkung der Frauen einsetzen.“, so Fiona Zöhrer.

 

Aus ihren Arbeitsbereichen in der Diözese Innsbruck berichteten: 

Angelika Stegmayr, Leiterin des Pastoralen Bereichs BILDUNG.gestalten, betonte die Notwendigkeit von Erwachsenenbildung. Acht Prozent der Tiroler:innen waren im vergangenen Jahr in einer Bildungseinrichtung (darunter die drei großen Bildungshäuser) der Diözese Innsbruck. Theologische, soziale, politische, persönlichkeitsbildende und spirituelle Bildung wird vor Ort, in über 140 Gemeinden, und digital geboten. 25.000 Menschen sind in der Diözese Innsbruck in unterschiedlichster Form ehrenamtlich engagiert. Unter dem Motto „Am Leben wachsen“ begleitet, unterstützt und bildet der Fachbereich BILDUNG.gestalten diese Ehrenamtlichen (Bibliotheken, Eltern-Kind-Gruppen, SelbA-Trainings, …) aus.

 

Elisabeth Rathgeb, Direktorin der Caritas der Diözese Innsbruck, wies auf die hohe Armutsgefährdung im Inland hin. Rund 100.800 Menschen sind derzeit in Tirol von Armut betroffen (Quelle: Landesstatistik 2019-2021). Auch eine Analyse des Fiskalrats bestätigt die zunehmende Armutsgefährdung, v. a. aufgrund der Teuerungswelle: Die Zahl der Haushalte, deren Ausgaben die Einnahmen übersteigen, ist von 25 Prozent (2019) auf 35 Prozent (2022) gestiegen. Besonders betroffen davon sind Frauen. Die Caritas unterstützt die Menschen mit ihren über 30 Einrichtungen. Aktuell ist besonders die Sozialberatung gefordert. Besonders wertvoll ist derzeit der von der Diözese zur Verfügung gestellte Fonds in Höhe von 500.000 Euro für jene, die am meisten unter der Teuerung und den steigenden Energiekosten zu leiden haben.

 

Marlies Hofer-Perktold leitet die Abteilung Buchhaltung und Controlling in der Diözese Innsbruck und ist seit vielen Jahren Expertin für Fragen der ethischen und sozial gerechten Investments. Als solche leitet sie nicht nur die Ständige Kommission FinAnKo der Österreichischen Bischofskonferenz, sondern ist auch Mitglied in mehreren Ethik-Beiräten (u.a. „Global Challenges Index“ der Börse Hannover), die Finanzunternehmen hinsichtlich der ethisch-nachhaltigen Unternehmensauswahl beraten. Marlies Hofer-Perktold betonte die Vorreiterrolle der Diözese Innsbruck, die wie andere kirchliche Einrichtungen für die Pensionen der Priester selbst vorsorgen muss, da diese nicht in die staatliche Pensionsversicherung fallen. Einen weiteren Punkt, den sie bei dem Treffen ansprach, ist die Vernetzung mit Finanzdienstleistern, Ratingagenturen, anderen kirchlichen und Einrichtungen (auch in Deutschland, Schweiz sowie andere Konfessionen) um zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise beizutragen.

 

Sr. Judit Nötstaller SSND, gemeinsam mit Abt German Erd OCist Vorsitzende der Ordenskonferenz der Diözese Innsbruck, berät die Ordensgemeinschaften, darunter die 15 weiblichen Ordensgemeinschaften mit ihren 364 Ordensfrauen, in der Diözese zu gemeinschaftsübergreifenden und gesellschaftsrelevanten Themen. Die Ordenskonferenz ist dabei sehr gut vernetzt – v. a. auch auf internationaler Ebene. Sr. Judit schildert das Engagement der Orden v. a. im Bildungs- und Gesundheitsbereich (14 Ordensschulen mit 3.772 Schüler:innen, ein Ordenskrankenhaus,zwei Privatkrankenanstalten, fünf Alten- und Pflegeeinrichtungen in der Diözese Innsbruck) und in der Tiroler Soziallandschaft (u. a. Flüchtlingsarbeit – bei Frauenorden sind 284 Menschen mit Fluchterfahrung untergebracht, Herberge Barmherzige Schwestern) und berichtet die hohe Betroffenheit der Orden in Zusammenhang mit den Kinder- und Gewaltschutz betreffenden Themen (Aufarbeitung der Vergangenheit, Einrichtung von Präventionsbeauftragten, Schutzkonzepte). Zudem sind sich die Orden ihrer hohen Schöpfungsverantwortung bewusst. Da die Schwestern die Aufgaben in den Einrichtungen nicht mehr allein bewältigen können, gibt es verschiedene Modelle der Weiterführung der Einrichtungen und der Zusammenarbeit. Kompetente Männer und Frauen arbeiten mit den Schwestern zusammen. Die Barmherzigen Schwestern in Zams haben 1.800 Mitarbeiter:innen und die Barmherzigen Schwestern in Innsbruck ca. 1.000-. So gehören wir Ordensfrauen zu den größten Arbeitgeber:innen in der Diözese. Der Geist und die Werte werden von den Mitarbeiter:innen weitervermittelt und prägen mehr oder weniger die Menschen und so auch die Gesellschaft.

 

Julia Stabentheiner, Leiterin des Welthauses der Diözese Innsbruck und der Auslandshilfe der Caritas Tirol, berichtet von den vielen aktuellen Krisen, welche die Entwicklungszusammenarbeit derzeit stark fordern (u. a. Kriege, Klimawandel, …). Sie zählt die Länder auf, in denen die Caritas Tirol tätig ist: Burkina Faso, Mali, Armenien, Rumänien, … Noch nie gab es so viele Krisenstäbe der Caritas Auslandshilfe wie derzeit. Hoffnung gibt die hohe Spendenbereitschaft. Allein in der Diözese Innsbruck wurden im vergangenen Jahr rund fünf Millionen Euro für die Auslandsarbeit der kirchlichen Hilfswerke Bruder und Schwester in Not, Caritas Auslandshilfe, Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Aktion Familienfasttag der katholischen Frauenbewegung, missio und die MIVA  gespendet. Julia Stabentheiner betont weiters den Mehrwert der Katholischen Entwicklungszusammenarbeit – neben den notwendigen Hilfsgeldern ergibt sich durch das weltweit präsente Netzwerk und die gemeinsame christliche Ebene eine große Chance. Wichtig ist auch weiterhin der weltweite Kampf für Ernährungssicherheit und die Stärkung und Förderung von Frauen weltweit. Weiters betont sie, dass es auch Krisen gibt (bspw. In Burkina Faso), die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen und die Notwendigkeit, dort zu helfen.

 

Angelika Ritter-Grepl, ehrenamtliche Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung Österreichs, ist seit vielen Jahren in der Arbeit für Frauen- und Geschlechtergerechtigkeit tätig. Die katholische Frauenbewegung unterstützt und stärkt Frauen in ihrer Vielfalt und übernimmt auch die Anwaltschaft für Frauen. Angelika Ritter-Grepl greift vier aktuelle Themen der Katholischen Frauenbewegung heraus: Gewaltschutz (Hinweis auf 16 Tage Gewalt gegen Frauen), Care-Arbeit (es gibt nicht nur einen Gender-Pay-Gap, sondern auch einen Gender-Care-Gap), Leihmutterschaft (als absolute Ausbeugung von Frauen lehnt die Katholische Frauenbewegung diese ab) und Schwangerschaftsabbruch.

 

Maria Plankensteiner-Spiegel, Leiterin des Bischöflichen Schulamtes, berichtet von 420 Schulen mit 75.800  Kindern und Jugendlichen in der Diözese Innsbruck, von denen ca. 72 Prozent katholisch sind. 92 Prozent der katholischen Schülerinnen und Schüler besuchen den Religionsunterricht. Die am stärksten wachsende Gruppe sind die Schüler:innen ohne religiöses Bekenntnis, im Schuljahr 2022/23 knapp 7 Prozent. Der Religionsunterricht ist Teil des ganzheitlichen Bildungsauftrages der österreichischen Schule und bildet in seiner Vielfältigkeit Gesellschaft ab. Religionslehrpersonen stehen in der Schule mit ihrem Bekenntnis, ihrer „Confessio“ als Ansprech- und Diskussionspartner zur Verfügung und prägen somit einerseits den Diskurs, andererseits die Schulkultur mit. Kirche engagiert sich auch in der Lehrer:innenbildung (Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein) als auch im Bereich der Elementarpädagogik.  

 

Margit Haider, Leiterin der Fachabteilung Erwachsene und Familien, betont die vielen Herausforderungen, denen Familien, aber auch Alleinstehende in unserer Gesellschaft gegenüberstehen. Die Notwendigkeit von Vernetzung gerade im politischen und gesellschaftlichen Bereich ist dabei essenziell und muss ausgebaut werden. Die Abteilung stellt Angebote für Frauen, Männer (differenzierte Betrachtung ist hier sehr wichtig – bspw. bei Schwangerschaftsabbrüchen, wo auch Männer Verantwortung zu tragen haben), im Bereich der Inklusion zur Verfügung. Kernkompetenz ist die christliche Orientierung in der Familienarbeit, Eheseminare, Kommunikationsseminare, aber auch Angebote für Singles (Wochenende für Singles), …

 

Fiona Zöhrer, Leiterin des Zentralen Dienstes Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, unterstreicht anhand ihrer persönlichen Erfahrungen den beruflichen und persönlichen Mehrwert solcher Vernetzungstreffen. Diese Plattformen ermöglichen einen Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsfelder und Inhalte der Arbeitsbereiche der Frauen und fördern die Kommunikation und den Austausch.

Netzwerktreffen am Weltfrauentag im Bischofshaus. Bild: Baittrok/dibk