Energiekrise: Diözesen verstärken ihren Einsatz fürs Stromsparen
Die vom Krieg in der Ukraine verstärkte Energie- und Ressourcenkrise in Europa schärft in Österreichs Kirche das schon weit verankerte Bewusstsein für das Strom- und Energiesparen und gibt bestehenden Initiativen zur Nachhaltigkeit weiter Auftrieb: Das zeigt eine aktuelle Kathpress-Anfrage bei den Diözesen des Landes. Der Appell von "Umweltbischof" Alois Schwarz vom Dienstag, beim Stromsparen und nachhaltigen Umgang mit Energie mit gutem Beispiel voranzugehen, wird von den diözesanen Zuständigen für Nachhaltigkeit und Schöpfung gerne aufgegriffen.
Innsbruck: Nachhaltigkeit braucht Bildung
Die Diözese Innsbruck ist Mitglied im "Klimabündnis Tirol" und verfolgt seit 2018 eine Nachhaltigkeitsstrategie mit acht Handlungsfeldern, zu denen neben Energie und Mobilität unter anderem auch die Bildung zählt. Unter diesem Zeichen werden in Pfarren u.a. Vorträge zum Thema "Energieversorgung - sicher, sauber, leistbar?" gehalten. In Sachen Schöpfungsverantwortung verweist die Diözese auf Klimabündnisbetriebe und -pfarren, ein von ihr getragenes "klimaaktiv GOLD Standard"-Bildungshaus, sowie auf Initiativen wie das Autofasten, diverse Jugendkampagnen sowie Bildungsangebote. Ein Pilotprojekt im Dekanat Hall erhebt seit 2020 Energiekennzahlen sowie weitere relevante Daten zu Mobilität, Grünflächen und Klimawandel-Anpassungsstrategien.
Als konkrete Schritte zum Energiesparen gab und gibt es in der katholischen Kirche in Tirol u.a. die Umstellung auf LED-Beleuchtung, den Umstieg auf Fernwärme, PV-Anlagen, vorgeschriebene Richtlinien Ethischer Geldanlagen (FinAnKo) bei Veranlagung bis hin zur finanziellen Unterstützung bei Sanierungen von Pfarrhäusern durch die Diözese. Im Bewusstsein, dass sie noch keineswegs klimaneutral ist und CO
Die diözesane Umweltbeauftragte Daniela Soier, Fachreferat Schöpfungsverantwortung im Haus der Begegnung, sprach sich gegenüber Kathpress für Schritte der von Papst Franziskus geforderten "ökologischen Umkehr" aus. Nur durch diese könne "Mutter Schwester Erde als Lebensraum für alle Menschen und Mitgeschöpfe erhalten" werden.
Leitbild seit 1996 in Oberösterreich
Alle Initiativen für mehr Nachhaltigkeit gelte es im Sinne der Schöpfungsverantwortung zu unterstützen - "das Energiesparen, auch bei Beleuchtungen, gehört da unbedingt dazu", teilte der Sprecher der Diözese Linz, Michael Kraml, mit. Was speziell die Außenbeleuchtung von Kirchen betrifft, hat die Diözese Linz auf ihrer Website (https://www.dioezese-linz.at/oekologie) bereits Hinweise zusammengestellt, federführend gestaltet von Heribert Kaineder, einem 2020 verstorbenen ausgewiesenen Experten im Bereich der Lichtverschmutzung.
In Oberösterreich hat die katholische Kirche schon 1996 ein Umweltleitbild formuliert und sich im Jahr 2017 Umweltleitlinien gegeben, an denen sich die Pfarren und Einrichtungen der Diözese orientieren. Was das Energiesparen betrifft, ist ein "Energiebuchhaltungs-Tool" im Einsatz, bei dem Pfarren ihre Daten eingeben, die dann im diözesanen Sozialreferat zusammengeführt und ausgewertet werden - woraus wiederum der Fachausschuss Schöpfungsverantwortung des Pastoralrates weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und Energieeinsparung abgeleitet.
Die Ergebnisse dieser Strategie sind unter anderem die bereits seit einigen Jahren begonnene aktive Förderung des Einbau von Photovoltaikanlagen durch die Diözese Linz, bei dem mit Kirchenbeitrags-Mitteln wesentliche Teile der Herstellungskosten übernommen werden. Seit 2016 wurde der Einbau von rund 90 Anlagen zentral koordiniert. Die Gesamtfläche der Solarstromanlagen in der Diözese Linz beträgt bisher 3.000 Quadratmeter. Im Jahr 2019 wurden damit knapp 550.000 kWh erzeugt, das entspricht dem Jahres-Stromverbrauch von ca. 140 Haushalten mit je drei Personen.
Kärnten: Mobilität, Wärme und Strom im Blick
Auch in der Diözese Gurk-Klagenfurt war die Außenbeleuchtung schon zuletzt in vielen Pfarrkirchen und kirchlichen Gebäuden auf ein Minimum reduziert oder ganz abgestellt - wegen der Ressourcenschonung, aber auch zur Reduktion der Lichtverschmutzung und somit als Beitrag zur Artenvielfalt, wie Nina Vasold, die diözesane Referentin für Schöpfungsverantwortung, auf Kathpress-Anfrage darlegte. Um nachhaltiges Energiemanagement bemühe man sich in der Diözese seit mehreren Jahren, also um "Verbrauchsreduktion und Umstieg auf erneuerbare Energien". Beim Energieverbrauch gelte es stets die Bereiche Mobilität, Wärme und Strom zugleich zu beachten, betonte die Expertin.
Zu den Energiespar-Initiativen in Kärntner Pfarren gehören auch eigene Umwelt-Zuständige in Pfarrgemeinderäten sowie pfarrliche "Schöpfungsgruppen", die den Verbrauch dokumentieren und die Ressourceneinsparung planen. Bei Neubauten oder Renovierungen gibt es laut Vasolds Berichten bereits strenge Richtlinien und ökologische Standards, mit Augenmerk etwa auf Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien oder auf das Umsteigen auf erneuerbare Energieträger. "In der Diözese werden mittlerweile 60 Prozent der beheizten Gebäude in Pfarren mit erneuerbaren Energieträgern beheizt", so die diözesane Referentin. Besondere Vorreiter sind in Sachen Energiemanagement Pfarren mit dem Zertifikat EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), um welches sich derzeit auch die Zentralstellen der Diözese Gurk und der Caritas Kärnten sowie das Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje bewerben, gab Vasold bekannt.
Graz und Salzburg erstellen gemeinsam Leitlinien
Eine "strategische Festschreibung" des Energiesparens gibt es in der Diözese Graz-Seckau, wie auf Anfrage die diözesane Energie- und Umweltmanagerin Katharina Schwarzbauer berichtete. Besonders die Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 habe dazu beigetragen, dass 2017 in der steirischen Kirche Leitlinien zur Nachhaltigkeit eingeführt und eine darauf basierende Klima- und Energiestrategie formuliert wurde. "Das Ziel ist, dass wir ökologischer und klimafreundlicher werden. Entsprechende Maßnahmen werden laufend bei Sanierungen umgesetzt", erklärte die diözesane Zuständige.
Schwarzbauer nannte noch weitere Beispiele für pfarrliche Energiespar-Maßnahmen: Sitzbank- statt Raumheizungen in Kirchen, effiziente LED-Leuchten im Außen- und Innenbereich, wärmegedämmte Dachstühle in Pfarrhöfen sowie Photovoltaik zur eigenen Stromerzeugung. Vorbildhaft sei dabei besonders die Leobener Pfarre St. Xaver, Trägerin des diesjährigen Umweltpreises der Diözese, die mit Strom durch Sonnenkraft die LED-Beleuchtung und drei Elektrofahrzeuge betreibt. Auch im Grazer Dom erstrahlt LED-Licht, sowie schon bald die derzeit in Sanierung befindliche Basilika Mariatrost. "Wenn Bauprojekte anstehen, schauen wir bewusst auf das Energiesparen und die Klimafreundlichkeit", so die kirchliche Umweltmanagerin.
Gemeinsam mit der Erzdiözese Salzburg arbeitet man in Graz-Seckau derzeit am nächsten Wurf: Ein gemeinsamer Energieleitfaden, der aktuelle Tipps und Möglichkeiten aufzeigt, wie die Pfarren in unterschiedlichen Bereichen wie Kirche, Pfarrhof oder Kindergarten mit noch weniger Energie auskommen können. Die Broschüre soll demnächst verteilt werden.
Bischöflicher Appell zum Lichtabschalten
In der Diözese St. Pölten hatte am Dienstag Bischof Alois Schwarz - zugleich Leiter des Referats für Umwelt und Nachhaltigkeit der Bischofskonferenz - einen Brief an alle Pfarren versendet. Darin enthalten war die Bitte, für unnötigen Strom wie die Außenbeleuchtung wichtiger Gebäude eine von der niederösterreichischen Landesregierung gewünschte "Sperrstunde" einzuhalten. Nachhaltigkeit und achtsamer Umgang mit den Ressourcen müssten das "Gebot der Stunde" sein, forderte der Bischof, und weiter: Jede eingesparte Minute Strom helfe der gesamten Gesellschaft, "mit derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen umzugehen und schärft unsere Aufmerksamkeit für einen sorgsamen Umgang mit der Schöpfung".
Auch im St. Pöltner Diözesangebiet im westlichen Niederösterreich kann die Kirche schon auf eine lange Reihe von Aktionen zum Energiesparen verweisen. So führten im Rahmen der Aktion "Energie-Spar-Pfarre" 194 Pfarren bisher 357 Maßnahmen durch, von der Photovoltaik-Anlage über LED-Beleuchtung bis zur Heizungsumstellung. Von den insgesamt 6,5 Millionen investierten Euro unterstützte das Land Niederösterreich in Summe mit 1,2 Millionen Euro. Den Mitarbeitenden in den diözesanen Zentralstellen wurden zudem angehalten, durch rechtzeitiges Herunterfahren des Computers, die Vermeidung des Standby-Betriebs von Geräten oder der Beleuchtung ungenutzter Zimmer. Wo dies möglich sei, gelte es Strom einzusparen.
Eine Meldung von www.kathpress.at