Eine Kurzform unseres Glaubens

Zum Dreifaltigkeitssonntag am 26. Mai: Das Kreuzzeichen als Bekenntnis zum dreifaltigen Gott. Ein Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Tiroler Sonntag.

Man hat das Kreuzzeichen einmal als eine Art „Beten mit der Hand“ bezeichnet. Wir
drücken damit den Glauben an den dreifaltigen Gott aus und stellen uns unter seinen Schutz. 

von Robert Prenner

Das deutsche Wort „segnen“ kommt vom lateinischen Wort „signum(crucis)“ = „Kreuzzeichen“. In der Antike trugen Skalven vielfach das Zeichen ihres Herrn auf der Stirn. Damit wurden sie als dessen Eigentum gekennzeichnet. Ähnlich zeichnete man schon sehr früh den Taufkandidaten bei der Aufnahme in das Katechumenat ein Kreuz auf die Stirn. Mit diesem Besitzzeichen bekannte sich der Betreffende zu Christus und vertraute auf die Rettung durch ihn. So machen auch heute der Priester, die Eltern und Paten dem Kind bei der Taufe das Kreuzzeichen auf die Stirn.
Beten mit der Hand. Von daher erinnert das Kreuzzeichen vor allem an die Taufe. Besonders deutlich ist das, wenn wir beim Betreten der Kirche die Hand in das gesegnete Wasser tauchen und uns damit bekreuzigen. Die Selbstbekreuzigung mit dem Daumen oder Zeigefinger auf die Stirn gehörte seit dem Ende des 2. Jahrhunderts zum Alltagsleben der Christen. Das älteste Zeugnis hat uns der Kirchenvater Tertullian (= 220) überliefert, wenn er schreibt: „Auf all unseren Reisen und in all unserem Handeln, in all unserem Kommen und Gehen, beim Schuhe Ausziehen, beim Baden, am Tisch, beim Kerzen anzünden, beim Hinlegen, beim Hinsetzen, welche Arbeit uns auch immer beschäftigt, kennzeichnen wir unsere Stirn mit dem Kreuzzeichen.“ 

Im 8. Jahrhundet kam der Brauch auf, sich auf Stirn, Mund und Brust zu bekreuzigen. Etwa ab dem 11. Jahrhundert entstand das sogenannte „große Kreuzzeichen“ von der Stirn zum Brustkorb und von Schulter zu Schulter. Auch in der Messfeier bezeichnen wir uns mit dem Zeichen des Kreuzes. Zu Beginn und am Schluss mit dem „großen“, vor dem Evangelium mit dem „kleinen Kreuzzeichen“ auf Stirn, Mund und Brust. Damit drücken wir aus, dass nicht nur der Kopf angesprochen ist, wenn wir Gottes Wort hören, sondern der ganze Mensch – mit Verstand, Mund und Herz. Dabei rufen wir den dreifaltigen Gott an, in dessen Namen wir getauft, erlöst und geheiligt sind. Auch bei jedem Gebet treten wir durch das Kreuzzeichen in Beziehung zum dreifaltigen Gott. So ist das Kreuzzeichen selbst schon eine Art „Beten mit der Hand“; es begleitet uns von der Taufe bis zum Begräbnis.
Älteste Form des Segens. Die Segnung der Kinder durch das Kreuzzeichen ist ein Ausdruck elterlicher Sorge; das Kind spürt, dass an Gottes Segen alles gelegen ist. Der Elternsegen scheint schon auf die frühe Zeit des Christentums zurückzugehen. Die älteste Form dieses Segens besteht nämlich darin, dass Vater oder Mutter Weihwasser nehmen und dem Kind ein einfaches Kreuzchen auf die Stirn zeichen und dabei ein Segensgebet sprechen, meist einfach „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das ist zugleich das kürzeste Glaubensbekenntnis und der kräftigste Segenswunsch. Vielen ist es daher eine liebe Gewohnheit geworden, ihre Kinder mit dem Kreuzzeichen zu segnen. Dieser Segen schafft Geborgenheit und schenkt Hoffnung füreinander, auch dort, wo man sich ohnmächtig und hilflos vorkommt. Noch zwei weitere Stimmen: Der große Tiroler Liturgiker J. A. Jungmann – er stammte aus Sand in Taufers und lehrte in Innsbruck – hat gemeint, dass diese älteste Form des Elternsegens in Tirol noch aus der Zeit der christlichen Missionierung stammt, also aus dem 7. und 8. Jahrhundert. Und der große Bischof Augustinus predigte vor über 1500 Jahren den Christen, dass sie öfters das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn zeichnen sollten. Alles Böse fliehe vor diesem Zeichen. 

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