Diözese und Fakultät im Gespräch mit dem Atheismus

Das Gespräch mit modernen Strömungen, die die Existenz Gottes leugnen, suchte eine gemeinsame Veranstaltung der Diözese Innsbruck mit der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck am 26. April.

Die Diözese Innsbruck und die Theologische Fakultät der Universität Innsbruck haben am 26. April gemeinsam zu einer Tagung über atheistische Strömungen der Gegenwart geladen. Ziel der Veranstaltung war es, Argumente von atheistisch denkenden und lebenden Menschen zu hören und auf ihre kritische Sicht von Religion zu antworten. Die Veranstaltung trug den Titel "Der neue Atheismus: Argumente, Analysen, Antworten" und fand im Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät am Karl-Rahner-Platz 1 in Innsbruck statt.

Hauptreferent des Tages war Prof. Franz Josef Wetz von der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Der studierte Theologe und Philosoph ist Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich ganz bewusst einem nicht religiös fundierten Humanismus verpflichtet fühlt. Wetz, der sich selbst als einen "gemäßigten Religionskritiker" bezeichnet, kommt in seinem Referat zum Schluss, dass "das Christentum den Keim der Selbstzerstörung bereits in sich" trage. Er verwies in diesem Zusammenhang vor allem auf die seiner Ansicht nach auf das Christentum zurückgehende Forderung an den Menschen, sich selbst zu reflektieren, eine Innenschau zu betreiben um den eigenen Sünden auf die Spur zu kommen. Auf diesem Weg - so Wetz - schleiche sich jedoch auch der Keim des Zweifels an der Religion und am Glauben überhaupt ein. Wetz: "Das Christentum hat in Zusammenhang mit der Reflexion eine spezielle Selbsttechnik entwickelt, die dem Glauben zum Verhängnis gereichen kann, nämlich die Wahrhaftigkeit." Diese ziele auf absolute Redlichkeit sich selbst gegenüber. Und Wetz folgert: "Es kann nur eine Frage der Zeit sein, dass die grüblerische Selbstbespitzelung, die vom Christentum angesoßen wurde, auf das Christentum selbst überspringt. Der religiöse Zweifelsinn wird wach, man wird gegen den eigenen Glauben skeptisch."

Auch mit der aktuellen Religionskritik geht Wetz ins Gericht. Sie sei "langweilig" und werde von ihren Protagonisten "ohne Ernst" betrieben. Das seien oft "aggressiv-kämpferische" Spielarten der Religionskritik. Er selbst zähle sich zu den kultiviert-feinfühligen Religionskritikern.

Am Ende seines Referates öffent Wetz aber dennoch ein Fenster für die Religion: Er sei ein "existenziell betroffener Religionskritiker", für den der "fragende und suchende Mensch noch immer eine Bedeutung hat und dem es schwer falle, Gott nicht existieren lassen zu können, weil er die Plausibilitätsbedingungen nicht erfülle. Der existentielle Religionskritiker sei ein "hoffnungsloser Fall", weil er etwas "mit äußerster Kraft noch immer will, was nicht da ist". Daraus folge eine Enttäuschung, die sich schwer damit tut, dass nicht wahr sein soll, wovon so viel in unserer Gesellschaft noch zeugt in Kunst, Musik usw. Aber: "Intellektuelle Redlichkeit, gewissenhafte Selbsterforschung und wissenschaftliche Forschung haben mir den Weg zu den tröstlichen Verheißungen versperrt." Wetz zum Abschluss: "Das naturalistische Weltbild finde ich emotional höchst unbefriedigend, aber verstandesmäßig überzeugend. Religoion ist emotional befriedigend, aber verstandesmäßig nicht überzeugend.

Auf den Vortrag von Prof. Wetz antworteten drei Professoren der Theologischen Fakultät: Winfried Löffler, Christoph Jäger und Roman Siebenrock. Sie wiesen in kurzen Statements darauf hin, dass Wetz in seinen Ausführungen bestimmte Feststellungen gemacht habe, die zu wenig fundiert seien oder auf wichtige Aspekte vergessen hatte.

Am Nachmittag standen Workshops zu zahlreichen Themen rund um die moderne Religionskritik auf dem Programm. Den Abschluss der Tagung bildetete ein Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer in der Innsbrucker Jesuitenkirche.

Auf der folgenden Seite finden Sie den Hauptvortrag sowie die Antworten der Theologieprofessoren und die einleitenden Statements von Bischof Manfred Scheuer und Dekan Jozef Niewiadomski als Audiodatei. 

Zu den Audiobeiträgen 

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Diözese Innsbruck - Aktuell