Das tiefere und richtige Verständnis von Gehorsam in der Kirche

Die Rolle des Gehorsams in der Kirche und dessen tieferes und richtiges Verständnis hat Bischof Manfred Scheuer bei der Priesterweihe in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt.

Die Rolle des Gehorsams in der Kirche und dessen tieferes und richtiges Verständnis hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer am Sonntag im Jakobsdom bei der Weihe von vier neuen Priestern in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt. Mit Blick auf den "Ungehorsamsaufruf" der "Pfarrerinitiative" vor einem Jahr hob Scheuer hervor, man dürfe das Gehorsamsversprechen "nicht von den evangelischen Räten der Armut und der Ehelosigkeit isolieren. Man kann auch nicht einfach ein dem Evangelium fremdes Verständnis des Gehorsams als Vorbild heranziehen. Primäre Bezugspunkte für den Gehorsam sind Gott und sein Evangelium", betonte der Innsbrucker Bischof.

"Der Gehorsam ist von Jesus Christus das innerste freie 'Ja' zu seiner Sendung und zu seinem Schicksal. Er ist in die personale liebende Beziehung zum Vater eingebunden", erinnerte Scheuer. Der "personale" Gehorsam solle "Raum für Liebe schaffen und in die Dynamik der Liebe hineinnehmen". Gehorsam richte sich aber auch auf Gebote, Normen und Tradition: "Und dieser Gehorsam ist für die Einheit der Gemeinschaft und der Kirche durchaus wichtig. Ohne Gehorsam als Wille zur Einheit würde die Kirche nicht erneuert, sondern in viele Freikirchen aufgesplittert", so Scheuer.

Keine "Flucht in die Vergangenheit"  

Kirchliche Gehorsam bedeute auch die Annahme der Gegenwart, so Scheuer weiter: "Das Gehorsamsversprechen taugt nichts für die Flucht in eine verklärte Vergangenheit der Kirche. Aber auch für utopische Träume kann er nicht herhalten." Gerade in der heutigen Zeit wünschten sich viele Menschen "die Erneuerung der Kirche aus der Kraft des Gottesgeistes". Scheuer: "Ich verstehe die Kirchenkrise als Kairos, als Entscheidungssituation und Chance."

Keiner könne "als Single Jesus nachfolgen", sagte der Bischof und an die Priesterkandidaten gewandt: "Ihr werdet nicht für euch selbst geweiht, sondern für andere. Es braucht die Hilfe, die Ermutigung, die Anregung, die Begleitung und auch die Kritik durch andere." Es gehöre "zum Geist des Gehorsams", sich "nicht versklaven zu lassen"

von den eigenen Lebenserwartungen, sondern "hinzuhören auf den Anspruch Gottes und der Mitmenschen". Scheuer hob in dem Zusammenhang die zölibatäre Lebensform hervor: "Zum sakramentalen Wesen dieser priesterlichen kirchlichen Gemeinschaft gehört, dass zeichenhaft der Vorrang Christi und sein Gegenüber zur Gemeinde sichtbar werden."

Gehorsam verlange auch das brüderliche Dienen, erinnerte der Innsbrucker Bischof weiter. Ein kirchlicher Amtsträger habe im Auftrag Jesu auch "in Wort und Tat Macht auszuüben, aber eben nicht die eigene Macht. Eine solche Macht wird nur ertragen, wenn der Priester transparent bleibt für die Macht und Ohnmacht Gottes."

Scheuer: "Wenn wir die Richtungen des Gehorsams betrachten: die Ausrichtung auf Gott, aber auch auf Obere, die Einbindung in die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern, aber auch der Dienst an den Kleinen und Schwachen, das Hören auf die Untergebenen, so ergeben diese Richtungen die Form des Kreuzes." So werde man auch "Erfahrungen der Erfolglosigkeit, des Schmerzes und des Kreuzes machen". Doch letztlich werde man nicht enttäuscht werden, erinnerte der Bischof an den Lebensweg Jesu.

Die Priesterweihe im Innsbrucker Dom empfingen Gabriel Thomalla, Ferdinand Pittl und Julius Desouza sowie Adrian Georg Gstrein, Prämonstratenser Chorherr aus dem Stift Wilten.

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