Bürgler hofft auf Bischofsernennung bis Sommer
Dass die lange Entscheidungsfindung von inzwischen 16 Monaten auf einen "Überraschungskandidaten" schließen lasse, halte er für unwahrscheinlich. Zugleich zeigte sich Bürgler überzeugt, dass "die Stimme der Diözese" gehört werde - zuletzt hatte sich der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter in einem Brief an den Apostolischen Nuntius in Österreich gewandt und gegenüber Medien öffentlich die lange Sedisvakanz beklagt.
In einem zeitgleich in der "Tiroler Tageszeitung" erschienenen Interview begrüßte Bürgler das Engagement Platters ausdrücklich. Schließlich gehe es Platter "nicht darum, jemanden zu favorisieren, sondern um das Bischofsamt in Tirol" und darum, in einem neuen Bischof "auch einen Partner in gesellschaftspolitischen Fragen" zu haben. Dennoch mahnt der Diözesanadministrator zur Ruhe: Im Vergleich zu dem, was die Welt sonst bewege, sei die Frage der Innsbrucker Bischofsernennung "sekundär", daher plädiere er "für Ruhe und Gelassenheit". Bürgler räumt aber auch ein, dass die gegenwärtige Situation für ihn persönlich "nicht einfach" sei - Bürgler gilt als ein möglicher Kandidat für die Nachfolge des vor 16 Monaten nach Linz abberufenen Bischofs Manfred Scheuer.
Innerkirchlich ortet Bürgler gegenwärtig eine doppelte Krise: zum einen den akuten Priestermangel, zum anderen eine schwindende Kirchenbindung unter den Gläubigen. Zwar dürfe man Menschen, die nur ab und zu an die Kirchentüren klopfen, nicht als "Fernstehende" abtun, sondern als Pilger begrüßen - die Herausforderung bestehe jedoch darin, diese Menschen wieder neu an die Kirche zu binden. Eine schwierige Aufgabe, so Bürgler in der "Tiroler Tageszeitung", schließlich sei die Gesellschaft "weltlicher und mobiler" geworden.
"Religion des offenen Gesichts"
"Froh" zeigt sich der Diözesanadministrator über die aktuell wieder aufgeflammte Diskussion über eine mögliche Weihe sogenannter "Viri probati", d.h. "bewährter" verheirateter Männer zum Priesteramt. Er gehe zwar nicht davon aus, dass es in den nächsten zehn Jahren zur Weihe solcher "Viri probati" kommen wird, "aber oft gibt es überraschende Bewegungen und Veränderungen". Er selbst könne sich jedenfalls "einen unterschiedlichen Zugang zum sakramentalen Amt der Kirche vorstellen." Daher sei er auch offen für die Diskussion, "aber es braucht ein gesamtkirchliches Nachdenken".
In der Debatte um die Präsenz religiöser Symbole in der Öffentlichkeit schlägt sich Bürgler ganz auf die Seite von Kardinal Schönborn: Religion solle in der Öffentlichkeit präsent bleiben, davon lebe die Geschichte des Landes, so Bürgler. Zugleich aber sei ein Verbot von religiösen Symbolen für bestimmte Berufsgruppen "durchaus sinnvoll, für eine offene Gesellschaft aber generell nicht hilfreich". Das Kreuz etwa solle durchaus im Gerichtssaal verbleiben; die Diskussion um das "Burka-Verbot" sei indes eine "Scheindiskussion", da die Zahl der Burka- bzw. Nikab-Trägerinnen in Österreich denkbar gering sei. Aus christlicher Sicht müsse einer Vollverschleierung indes widersprochen werden, so Bürgler weiter, da das Christentum "eine Religion des offenen Gesichts" sei - durch eine Vollverschleierung hingegen werde "die Persönlichkeit und Identität genommen".
Kritik an Außenminister Kurz
In einem Interview mit der "Austria Presse Agentur" (APA) am 11. April hatte Bürgler außerdem scharfe Kritik an Außenminister Sebastian Kurz und seiner Rede von einem "NGO-Wahnsinn" bei der Rettung von Flüchtlingen geäußert. Diese Aussagen seien "unerträglich", so Bürgler. "Ich bin irritiert über die Art, wie hier kommuniziert wurde"; NGOs zu beschuldigen, das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer quasi "mitzubefördern", sei "fehl am Platz".
Bürgler verteidigte gegenüber der APA auch die Haltung der Amtskirche in der Flüchtlingskrise: Zwar werde die Kirche "nicht ganz korrekterweise als Stimme der Willkommenskultur" betrachtet, aber es gebe nun einmal viele Menschen, die traumatisiert und arm seien. Die Kirche schaue "auf die konkreten Menschen", die ein besseres Leben suchen würden. Wer vor Krieg und Gewalt flüchte, müsse Asyl bekommen.
Eine Meldung von www.kathpress.at
