Fronleichnam: Den Glauben auf die Straße tragen
Das Hochfest Fronleichnam wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. In diesem Jahr fällt der bewegliche Feiertag auf den 19. Juni. Die Geschichte des Fronleichnamsfests reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Vielfältige Bräuche und Traditionen haben sich in den Jahrhunderten entwickelt.
Tiroler Landesprozession in Innsbruck
Am Fronleichnamstag findet die alljährliche Tiroler Landesprozession statt. Die Hl. Messe mit Bischof Hermann Glettler beginnt um 08:30 Uhr im Dom zu St. Jakob. Von dort nimmt die Prozession bei Schönwetter den Weg vom Vorplatz des Landestheaters zur Basilika Wilten mit Stationen bei der Annasäule, beim Landhaus, bei der Seniorenresidenz Veldidenapark und vor der Basilika Wilten, wo auch der Schlusssegen gespendet wird. Nach dem landesüblichen Empfang vor der Basilika Wilten sind alle zu einem gemütlichen Beisammensein beim St. Bartlmä-Kirchlein eingeladen.
Bei der Prozession wird die Monstranz unter einem „Himmel“ (Baldachin) getragen. Die vier Altäre sollen die vier Himmelsrichtungen symbolisieren. Sie stehen sinnbildlich für die vier Evangelisten. An jedem der Altäre wird deshalb ein Abschnitt aus einem der Evangelien gelesen.
Minis mit Stirnbändern und Schutzgarde – Tradition in Thaur
Bei den Fronleichnamsprozessionen erhalten sich häufig ortsspezifische Besonderheiten und alte Traditionen. In Thaur besteht beispielsweise noch der Brauch, dass die Ministrant:innen selbstgemachte Stirnbänder aus Sinngrün-Blättern tragen. Sie stehen in der Pfarre als Zeichen der Ehrerbietung vor dem Altarsakrament und werden einzig bei dieser Prozession am Fronleichnamstag getragen – aber nicht mehr bei der Prozession am folgenden Sonntag, weiß Michael Pöll, einer der Ministrant:innen-Betreuer der Pfarre.
„Früher haben die Ministranten alle einzeln für sich ein Stirnband gemacht. Heute machen wir das am Mittwochnachmittag vor Fronleichnam gemeinsam“, ergänzt der Thaurer. Die Blätter dafür werden am Wochenbeginn gesammelt. Das „Kleine Immergrün“ soll in der Vergangenheit sogar in manchen Gärten extra dafür angepflanzt worden sein. Die Ministrant:innen kleben sie auf Kartonbänder mit doppelseitigem Klebeband. „Man hat mir erzählt, dass dafür früher Stoff verwendet worden ist und die Blätter aufgenäht wurden“, erzählt Pöll. In der Gemeinde begleiten auch noch die sogenannten Partisaner das Allerheiligste. Diese Schutzgarden zählen seit 2013 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO Österreich. Sie gibt es neben Thaur in Tirol noch in Hall, Volders und Schwaz.
Wie ein zweiter Gründonnerstag
Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wie Fronleichnam seit 1970 offiziell heißt, ist wie ein zweiter Gründonnerstag: Es wird gefeiert, dass Jesus beim letzten Abendmahl seine bleibende Gegenwart in Brot und Wein verheißen hat. Der Glaube an die Gegenwart Christi wird von den katholischen ChristInnen auf die Straßen und in die Welt hinausgetragen. Das Wort "Fronleichnam" leitet sich vom mittelhochdeutschen "vron", das heißt "Herr", und "lichnam", also "lebendiger Leib", ab und bedeutet "Lebendiger Leib des Herrn". In den Prozessionen wird die konsekrierte Hostie in einem Schaugefäß, der Monstranz, mitgetragen. In Österreich und in mehr als einem Dutzend anderer Länder – darunter Portugal, Brasilien, Polen, Kroatien und mehrere deutsche Bundesländer - ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag.
