Bischof Scheuer mahnt Solidarität mit Christen im Irak einneue Page
(KAP) Die Solidarität Österreichs mit den letzten Christen im Irak muss bestehen bleiben, damit diese in ihrem Heimatland Zukunft haben. Das hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer zum Abschluss seines Besuchs im Irak im "Kathpress"-Gespräch betont. Scheuer war vergangenen Woche in der autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak sowie in den umstrittenen Regionen Kirkuk und Mosul unterwegs, um Gespräche mit religiösen und politischen Verantwortlichen zu führen und Christen in Städten und Dörfern zu besuchen.
"Die Situation, in der sich die Christen befinden ist sicher dramatisch, ich hoffe aber sehr, dass das christliche Zeugnis im Irak lebendig bleibt", so Scheuer wörtlich. Die Menschen, von denen viele stark traumatisiert und mehrfach entwurzelt sind, bräuchten das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Neben konkreten Besuchen sei aber genauso materielle Hilfe für soziale und pädagogische Projekte notwendig. Dabei gelte es in erster Linie, auf die im Land selbst vorhandenen Ressourcen zu setzen, betonte der Bischof. Er warnte davor, "mit unseren westlichen Vorstellung von Effizienz und Logik an die Menschen in diesem so komplexen und teilweise widersprüchlichen Land herangehen zu wollen". Lösungen müssten vor Ort gefunden und gelebt werden.
In der Erdölmetropole Kirkuk war Scheuer mit dem Bagdader chaldäischen Weihbischof Shlemon Warduni, dem Vize-Gouverneur der Provinz Kirkuk, Rakan Said, sowie führenden muslimischen Scheichs und Imamen zusammengetroffen. In Erbil, Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan, führte Scheuer Gespräche mit dem chaldäisch-katholischen Erzbischof Bashar Warda, dem Gouverneur der Provinz Erbil, Nawzad Hady, sowie mit dem für die christliche Minderheit in der kurdischen Regierung zuständigen Generaldirektor Khalid Jamal Alber.
Im Norden Kurdistans besuchte Bischof Scheuer gemeinsam mit österreichischen und italienischen Journalisten zahlreiche christliche Dörfer, in denen die in Linz beheimatete "Initiative Christlicher Orient" (ICO) seit vielen Jahren Hilfsprojekte durchführt.
Diese Dörfer wurden in den 1970er-Jahren vom Regime Saddam Husseins zerstört, die Bevölkerung musste in den Süden des Landes übersiedeln. Nach dem Sturz des Diktators 2003 wollten die neuen kurdischen Machthaber die Christen zurückholen und bauten viele der Dörfer wieder auf. Den aus Bagdad und anderen Provinzen in den Norden geflohenen Christen fehlt es aber vielfach an Erwerbsmöglichkeiten und Infrastruktur.
Die vom Linzer Liturgiewissenschaftler Prof. Hans Hollerweger geleitete ICO hilft etwa bei der Anschaffung landwirtschaftlicher Geräte oder kleiner Handwerksbetriebe, sie fördert den Bau von Kindergärten oder die Anschaffung von Transportmitteln, damit Kinder aus den entlegenen Dörfern die Schulen in der Provinzhauptstadt Zakho besuchen können. Wie Prof. Hollerweger vor Ort sagte, habe die ICO bisher eine Million Euro für Projekte im Irak aufwenden können.
Vor dem Irakkrieg 2003 lebten gut 800.000 Christen verschiedenster Konfessionen im Irak. Inzwischen sind es nur mehr halb so viele. Rund 1.000 Christen wurden bei Terroranschlägen getötet. Viele flohen aus dem Süden und Zentralirak in den relativ sicheren Norden.