Bischof Scheuer: Franziska Jägerstätter war Zeugin für den Willen zur Versöhnung

Mit einem Kurzsymposium im Sanatorium der Kreuzschwestern in Hochrum erinnerte die Friedensbewegung Pax Christi Tirol am 16. März an Franziska Jägerstätter. Die Witwe des seligen Franz Jägerstätter, der den Wehrdienst unter dem NS-Regime verweigert h...

Mit einem Kurzsymposium im Sanatorium der Kreuzschwestern in Hochrum erinnerte die Friedensbewegung Pax Christi Tirol am 16. März an Franziska Jägerstätter. Die Witwe des seligen Franz Jägerstätter, der den Wehrdienst unter dem NS-Regime verweigert hatte, wäre am 4. März 101 Jahre geworden. Der 16. März ist ihr erster Todestag.

Die bedeutende Rolle von Franziska Jägerstätter bei der Bewahrung und Aufarbeitung des Glaubenszeugnisses ihres Mannes stand im Mittelpunkt der Ausführungen der Jägerstätter-Biografin Erna Putz. „Franziska hat seine Entscheidung mitgetragen und sie hat geholfen, sie der Nachwelt zugänglich zu machen“, betonte Putz. In zahlreichen Originalzitaten und Briefausschnitten zeichnete sie das Bild einer sehr gläubigen Frau, die ihre Spiritualität im gemeinsamen täglichen Gebet und im Lesen der Bibel mit ihrem Gatten beständig vertieft hat. Und wenn sie Franz Jägerstätter anfangs noch überreden wollte, die NS-Abstimmung über den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland nicht zu boykottieren, so habe sie bald gemerkt, „dass sei ihn in bestimmten Bereichen nicht unter Druck setzen dürfe“, so Putz.

Als Zeugin für den Willen zur Versöhnung und für die Feindesliebe hat Bischof Manfred Scheuer Franziska Jägerstätter gewürdigt. Er habe „Franziska als verwundete Frau erlebt, der das Leiden auch ins Gesicht gezeichnet war“, so Scheuer. Dennoch habe sie „Hoffnung ausgestrahlt und durch ihre Gastfreundschaft missioniert“.

Sowohl Scheuer als auch Putz gingen auf die Anfeindungen ein, die Franziska Jägerstätter wegen der Entscheidung ihres Mannes ausgesetzt war. Manche hätten ihr vorgeworfen, dass ihr Mann erst durch sie so tief religiöse geworden sei, so Putz. Scheuer wiederum betonte: „In St. Radegund hatten viele kein Verständnis für die Entscheidung von Franz. Mies war auch die Behandlung von Franziska durch die Behörden“. Auf die Frage, warum das Gedächtnis an Franz Jägerstätter nach dem Krieg so lange verhindert wurde, verwies Bischof Scheuer auf den Versuch der Kirche, „die ausgetretenen Nazis wieder zum Eintritt in die Kirche zu bewegen, und zwar ohne Umkehr des Herzens.“ Erst das Zweite Vatikanische Konzil und katholische Kreise aus Amerika hätten dem entgegengewirkt und an Jägerstätter erinnert.

Angesprochen auf die Frage nach einer möglichen Seligsprechung von Franziska Jägerstätter sagte Bischof Scheuer: „Die Anregung dazu ist direkt aus der Kongregation für Heiligsprechungen in Rom gekommen.“ Das solle jedoch erst fünf Jahre nach dem Tod von Franziska Jägerstätter beginnen. Jetzt sei es wichtig, „das Gedenken zu bewahren und in eine Gebetsgemeinschaft mit Franziska einzutreten“, so Scheuer.

Auf die gegenseitige Anteilnahme als wichtigen Aspekt der Frömmigkeit des Ehepaares Jägerstätter verwies der Maximilian Thaler OPraem vom Stift Wilten in Innsbruck. Thaler hat sich in seiner Diplomarbeit mit der Spiritualtät der Ehe von Franz und Franziska Jägerstätter beschäftigt. Diese Anteilnahme und das gegenseitige Stärken im Glauben seien eine Anregung für das eheliche Leben heute, so Thaler.

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