Aus verschiedenen Richtungen auf einem Weg des Dienens

Drei Theologen werden am Samstag, 9. März 2024, im Innsbrucker Dom zu St. Jakob zu Diakonen geweiht

Drei angehende Priester empfangen am "Tag der Versöhnung", Samstag, 9. März 2024, ihre Diakonenweihe. Den Weihegottesdienst im Innsbrucker Dom zu St. Jakob wird Bischof Hermann Glettler gemeinsam mit den Gläubigen feiern. Beginn ist um 16 Uhr. Bereits am 8. März findet von 19 bis 22 Uhr ein Gebetsabend zur Diakonenweihe in der Kirche des Priesterseminars in Innsbruck, Riedgasse 9, statt. 

Die Diakonenweihe wird außerdem im Internet live übertragen: https://www.youtube.com/watch?v=4hgTZX5xkTs 

 

Auch wenn die drei Weihekandidaten einen gemeinsamen Weg eingeschlagen haben, so unterscheidet sich ihr Berufungsweg wesentlich. Stephen Dsouza hat sich gegen Ende seines Betriebswirtschaftsstudiums entschlossen, Priester zu werden und kam deshalb aus Indien nach Innsbruck, um zu studieren. Fr. Lukas Agerer OCist arbeitete, bevor er dem Orden der Zisterzienser in Stams beitrat, für über 20 Jahre in der Pressearbeit und Kommunikationsberatung von Großkonzernen. Johannes Seidel hat zwar schon früh den Wunsch verspürt, ein geistliches Leben zu führen, hat dann aber geheiratet. Mittlerweile Vater von zwei erwachsenen Töchtern und verwitwet ist er seit 2021 Priesterseminarist in Innsbruck. 

 

Diener für die Menschen  

Mit dem Diakonat soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der Einsatz für die Mitmenschen zum Wesenskern und Grundauftrag von Kirche gehört. Diakon bedeutet Diener. Die Weihe drückt eine persönliche auf Lebenszeit ausgerichtete Verbundenheit und Treue zur Kirche aus. Für angehende Priester bildet die Weihe zum Diakon die erste Stufe des Weihesakramentes. 

 

Ein Diakon ist kein Priester, aber eine eigene Weihestufe, die es schon in der Urkirche gab. Neben der Feier von Begräbnissen und Wortgottesdiensten verkünden sie in der Messfeier das Evangelium, predigen, assistieren am Altar, spenden das Sakrament der Taufe und assistieren der Eheschließung. In der Pfarrgemeinde sollen sie als „Diener der Kirche“ die Botschaft der Nächstenliebe weitergeben sowie an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken. Vor allem den leidenden Menschen sollen Diakone beistehen, ein offenes Ohr schenken und Mut zusprechen. 

Im vergangenen Herbst wurden sieben Diakone im Dom zu St. Jakob geweiht. Foto: Sigl

Kurzportraits der Weihekandidaten

Stephen Dsouza

Obwohl in seiner Familie Religion einen großen Stellenwert hatte, nahm Stephen Dsouza in seiner Jugend „den Glauben nicht mehr so ernst“. Sonntags besuchte er die Kirche eher, „weil es für meine Großmutter wichtig war“. Nach der Matura 2009 begann der aus Indien stammende Weihekandidat ein Betriebswirtschaftsstudium. 

 

Gegen Ende seines Studiums besuchte er die Basilika Bom Jesu in Goa – „und dieser Besuch hat mich irgendwie innerlich berührt“. Der Glaube und das Gebet gewannen einen neuen Stellenwert für ihn. Auf den Rat seines Onkels hin begann er in Innsbruck 2017 Theologie zu studieren, ohne vorerst ins Priesterseminar einzutreten. „Erst als ich mir meiner Berufung zum Priester etwas sicherer war, bin ich ins Priesterseminar eingetreten,“ so der 33-Jährige. Derzeit macht Stephen Dsouza sein Pastoraljahr in Fritzens. 

 

„Ich habe in meinem eigenen Leben gesehen, welche Kraft, Hoffnung und Freude mir der Glaube gegeben hat. Ich möchte versuchen, diese Liebe, Hoffnung und Freude, die ich von Jesus Christus empfangen habe, selbst zu leben und den Menschen weiterzugeben. Dabei möchte ich mich besonders an diejenigen wenden, die von der Kirche nichts mehr wissen wollen oder noch nie mit ihr in Berührung gekommen sind. Ich möchte den Menschen die Botschaft Jesu verkünden und versuchen, sie durch Verkündigung und gelebtes Wort näher zu Gott zu führen.“ 

Stephen Dsouza - Portraitfoto: privat/Priesterseminar

Johannes Seidel

Im Jahr 1965 geboren, wuchs Johannes Seidel als zweites von drei Kindern in Niederhessen in Deutschland auf, nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In einer gemischtkonfessionellen Familie wurde er evangelisch getauft. “Durch eine wachsende Beziehung zur Heiligen Messe und der Kirche wurde ich mit 15 Jahren katholisch”, erzählt er. Wenig später zog er zur weiteren Schulausbildung nach Fulda und wohnte zwei Jahre im Konvikt. In dieser Zeit reiste er mit den Priesterseminaristen nach Rom und konnte Papst Johannes Paul II begegnen.  

 

Nach seinem Abitur verbrachte er ein Jahr bei den Passionisten in der Oberpfalz, bevor er in München mit dem Studium der Philosophie und etwas später auch der Theologie begann. Vermittelt durch einen Jesuiten, mit dem er zur Schule gegangen ist, arbeitete Seidel in der Obdachlosenhilfe des Benedikt-Labre-Vereins mit: “Das war für viele Jahre ein Anker in meinem Leben.” Geprägt hat ihn ebenfalls ein Auslandsjahr in Paris: “Ich hatte ein Zimmer in einer Kirche neben der Orgel und habe erfahren, wie es ist, als Christen in der Minderheit inmitten einer kirchenfernen Gesellschaft zu leben.” Nach seinem Studium arbeitete er in einer Unternehmensberatung. 

 

“Ein Wendepunkt in meinem Leben waren Exerzitien bei einem Priester aus Kerala, die schließlich dazu führten, dass ich für die nächsten 13 Jahre im für Neuevangelisierung und Alphakurse tätig war, dazu fünf Jahre für Pfarrerneuerung bei Pastoralinnovation in Graz”, so Seidel. In dieser Zeit wuchs seine Berufung zum Priestertum: “Ich bin verwitwet und habe zwei Töchter, die inzwischen beide erwachsen sind, so dass ich einen konkreten neuen Schritt machen konnte.” Seit Herbst 2021 ist er Priesterseminarist in Innsbruck. Zunächst als Pfarrhelfer in Lienz, ist er seit 2022 Pastoralpraktikant in Fließ. “Im letzten Herbst war ich für drei Monate in Indien, wo ich die Nöte der Menschen, aber auch ihre Freude und ihren ansteckenden Glauben kennenlernen durfte.” 

Johannes Seidel - Portraitfoto: privat/Priesterseminar

Fr. Lukas Agerer OCist

Der Zisterzienser ist im Tiroler Oberland aufgewachsen. Kirchlich sozialisiert in der Heimatpfarre Prutz als Ministrant und Jugendpfarrgemeinderat begann er in Innsbruck das Studium der Rechtswissenschaften und war politisch aktiv. Anschließend ging er nach Deutschland und absolvierte dort ein Studium für Kommunikation und Public Relations. Mehr als 20 Jahre war er Pressesprecher, Kommunikationsberater sowie Manager für politische Kommunikation in Energiekonzernen.  

 

Erst vor sechs Jahren, während einer beruflichen Auszeit, entschloss sich der mittlerweile 55-Jährige, Mönch zu werden: „Mein Weg des Rufes bis zum Eintritt ins Kloster dauerte etwa ein Jahr lang. In diesem Jahr war ich auf dem Weg zu meinem göttlichen Kern. Ich bin in dieser Zeit Gott begegnet und habe wunderbare Momente der Heilung erleben dürfen.“ Im Stift Stams übernimmt er, neben seinem Studium, vielfältige Aufgaben.  

 

In seiner Berufungsgeschichte erzählt Fr. Lukas Agerer OCist: „Dieses Leben vor dem ‚Mönch-Sein‘ war auch ein gutes Leben und die meiste Zeit bereichernd. Es ist jedoch nicht zu vergleichen mit dem inneren Reichtum, der mir mit meiner geistlichen Berufung geschenkt wurde.“ Er arbeitet gerne in der Seelsorge als geistlicher Begleiter mit Menschen zusammen, andererseits ist ihm der Rückzug in die Stille und zum Gebet eine wichtige Quelle für den Glauben.  

Fr. Lukas Agerer OCist - Portraitfoto: privat/Stift Stams