500 Jahre Petrus Canisius: Medienexperte, Sprachgigant, Vorbild

Experten aus Kirche, Wissenschaft und Orden würdigten den Gegenreformator bei Symposion in Wien aus Anlass seines 500. Geburtstages.

Er war Theologe, Jesuit, viel gelesener Autor und glühender Gegenreformator: Petrus Canisius (1521-1597), dessen Geburtstag sich am 8. Mai zum 500. Mal jährte. Aus diesem Anlass hatte das Katholische Bildungswerk der Erzdiözese am Montagabend Fachleute aus Kirche, Wissenschaft und dem Ordensleben zu einem Symposion geladen, um herauszuarbeiten, wo und inwiefern dieser katholische Denker an der Schwelle der Neuzeit auch in den pastoralen Herausforderungen der Gegenwart noch von Bedeutung sein kann.

Einig zeigten sich Jesuitensuperior P. Markus Inama, die evangelische Kirchenhistorikerin Astrid Schweighofer und die Linzer Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl darin, dass Canisius - bei aller Sperrigkeit - ein Vorbild an Sprachgewalt, an authentischer Glaubensfestigkeit und zugleich an Mut zur Nutzung zeitgemäßer Medien war. In einer Welt dramatischer Umbrüche im Zuge der Reformation habe Canisius - trotz mancher Verirrungen etwa im Blick auf Hexenverbrennungen - eine erstaunliche Klarsicht erwiesen und durch seine Katechismen, seinen missionarischen Eifer und seine Betonung des Wertes der Bildung ein fast modernes Konzept von Seelsorge verfolgt.

Einen ersten Überblick zu Leben und Werk des Petrus Canisius bot der Superior der Jesuitenkommunität Wien, P. Markus Inama. Canisius habe als Jesuit ganz jenem Ordenscharisma entsprochen, stets dorthin zu gehen, "wo die Not am größten ist und wo andere nicht hingehen", zeigte sich Inama beeindruckt. Von Canisius lernen bedeute daher auch, diese Orte an den Rändern der Gesellschaft auszumachen, an denen man als Ordensmann heute gefordert sei. Darin seien sich Canisius und Papst Franziskus schließlich ebenso ähnlich wie im von Franziskus in seinem Buch "Wage zu Träumen" geschilderten Dreischritt "Sehen - Wählen - Handeln". An Canisius könne man lernen, wie man diesen Dreischritt auch dann leben könne, wenn einem der Gegenwind ins Gesicht blase, so Inama.

Wien war 1552 bereits "gefallen"
Die Wiener evangelische Theologin und Kirchenhistorikerin Astrid Schweighofer skizzierte in einem zweiten Vortrag den zeithistorischen Kontext im Blick auf Wien um 1550. Canisius wirkte ab 1552 für einige Jahre in Wien, wo er u. a. die katholische Fakultät der Universität wieder aufbaute, das erste Jesuitenkolleg im deutschen Sprachraum gründete, als Prediger aktiv war und schließlich für ein Jahr Administrator der damals jungen Diözese Wien wirkte. Die Situation in Wien sei aus katholischer Sicht damals dramatisch gewesen, zeigte Schweighofer in Form von Briefzitaten u. a. des Reichshofrates Georg Eder auf, der die Stadt angesichts des Erfolgs der Reformation als "gefallen" bezeichnete - und der Wiener Hauptkirche prognostizierte, dass sie bald "zu ainer wuesten werde". 

Tatsächlich seien im Wien jener Zeit der Antiklerikalismus und "Pfaffenhass" weit verbreitet gewesen, so Schweighofer. Offen liegende kirchliche Missstände, eine darnieder liegende katholische Seelsorge gepaart mit einer starken spirituellen Sehnsucht der Menschen habe dafür gesorgt, dass innerhalb kurzer Zeit bis zu 87 Prozent der Bevölkerung evangelisch wurde. "Es gab also einiges zu tun für die Vertreter der Gesellschaft Jesu" - und Petrus Canisius.

Auch heute "religiös auskunftsfähig" sein
Den pastoralen Sprung in die Gegenwart vollzog schließlich die Linzer Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl. Wenn man die Eckpunkte seines Lebens und Wirkens betrachte - sein unerschütterlicher Katholizismus, seine Bereitschaft, flexibel und lösungsorientiert zu handeln, seine Reisetätigkeit und seine Bereitschaft, damals moderne Medien wie den Buchdruck zu nutzen, um Menschen zu erreichen - dann enthalte dies durchaus das Programm einer zeitgemäßen Pastoral. Auch in der heutigen Seelsorge gelte es schließlich "religiös auskunftsfähig" zu sein und dies zugleich in einer modernen und zeitgemäßen Sprache. 

Gewiss, die Welt sei heute eine andere, vielfältig religiös gebrochen und plural - "das hätte sich Canisius als Mensch des Mittelalters wohl so nie vorstellen können"; zugleich aber sei Canisius in seiner Bereitschaft, unumwunden auf Menschen zuzugehen und sich auf deren religiöse Sprachformen einzulassen, modern gewesen. Einen wunden Punkt machte Eder-Cakl schließlich in Canisius' Unterstützung der Hexenverbrennungen aus. Dies sei insgesamt ein "sehr dunkles Kapitel in der Katholischen Kirche", das weiterhin aufgearbeitet werden müsse.

Schönborn dankbar für Canisius' Verdienste
Dem Symposion war ein Gottesdienst im Wiener Stephansdom im Gedenken an Petrus Canisius vorausgegangen, bei dem sich Kardinal Christoph Schönborn dankbar zeigte für alles, was Canisius für Wien getan habe. Es sei um so bewegender, der Person und seines Werkes zu gedenken, wenn man die Umstände der damaligen Zeit beachte, so Schönborn - etwa die Tatsache, dass es damals im Zuge der Reformation über 20 Jahre lang keine katholischen Priesterweihen in Wien gab. 

In seiner Predigt betonte der Wiener Jesuit P. Josef Maureder, dass die tiefste Wurzel des Handelns von Petrus Canisius sein unerschütterlicher Glaube gewesen sei. Indem er "Halt in Jesus Christus" gefunden habe, habe er die Kraft gefunden, "Haltungen" in der Welt einzunehmen und zu so zu einem glaubwürdigen Zeugen des Glaubens zu werden, so P. Maureder.

Eine Meldung von www.kathpress.at