Hausarbeit - mehr als Homeoffice
Der Papa arbeitet am Laptop im Homeoffice, dann braucht sein Sohn Hilfe beim Distance learning. Der Landwirt mistet den Stall aus, später putzt er auf Knien die Toilette. Der Theaterpädagoge übt ein Stück ein und saugt dann den Fußboden zuhause. Ein Mann werkt im Hobbykeller und wischt in der nächsten Szene das Mehl nach dem Backen von der Küchenplatte.
Vier Kurzvideos zum Thema „Hausarbeit – mehr als Homeoffice“: Die Männer sind keine Schauspieler, sondern stellen ihren Alltag dar. Als Nachsatz wählen sie: Männer machts (mehr) daheim! Hinter den humorvollen Filmen steht ein ernster Hintergrund.
Wegen der Coronakrise sind Familien durch Homeoffice und Homeschooling zusätzlich belastet. Das betrifft vermehrt Frauen, da sie traditionell mehr Arbeit in der Familie übernehmen.
Erwerbsarbeit und Fürsorge- bzw. Hausarbeit stehen in den Videos nebeneinander – wie im echten Leben. Arbeit ist es immer, aber es gibt einen fundamentalen Unterschied: Die eine Form von Arbeit wird bezahlt, die andere nicht. Die eine Form von Arbeit wird priorisiert, die andere marginalisiert.
Keine Form der Arbeit ist aber prinzipiell wichtiger oder moralisch besser als die andere. Das bringt der Landwirt im Video auf dem Punkt: „Es ist Arbeit, es gehört gemacht.“ Egal ob er den Stall ausmistet oder die Toilette putzt.
Doch gesellschaftlich werden die verschiedenen Arbeitsformen sehr wohl bewertet. Haus- und Fürsorgearbeit, öfter von Frauen erledigt, ist mit sozialer Ungerechtigkeit verbunden. Frauen, die sich Jahre lang um andere kümmern und im Alter dann finanziell ungesichert bleiben? Alleinerziehende, meist Frauen, leben am Existenzminimum? Mütter, die oft „nur“ in Teilzeit arbeiten, aber tatsächlich vor und nach der Erwerbsarbeit immer unter Strom stehen? Wo bleibt die gesellschaftliche Anerkennung für diesen Beitrag an der Gemeinschaft?
Eine unaufgeregte, selbstverständliche und ausgewogene Aufteilung der Arbeit zwischen Frauen und Männern kann etwas ändern - sie kann die Wertschätzung der Haus- und Familienarbeit verändern. Es sollte hier kein Entweder-Oder geben, keine Unterscheidung zwischen minder- und höherwertiger Arbeit und keine Entscheidung zwischen Wohlstand und Armut. Denn genauso wie Erwerbsarbeit sinnstiftend und erfüllend sein kann (oder eben auch nicht), ist auch die Arbeit „umsonst“ zu Hause und in der Familie neben der Anstrengung oft Ort der Kraftschöpfung - von der sozialen und gesellschafterhaltenden Funktion mal ganz abgesehen. Zudem entgehen Vätern und Söhnen wichtige Lebenserfahrungen und Kompetenzen, wenn sie an der Haus- und Fürsorgearbeit nicht teilnehmen. Die Frage nach einer gerechten Aufteilung der Arbeit – auch in Hinsicht auf finanzielle Absicherung – ist nach wie vor hochaktuell.
Und die Diskussion beginnt im eigenen Zuhause.
Die Videos könne auf www.youtube.com/dioezeseinnsbruck angesehen werden.