Gerald Baumgartner SJ in Syrien zum Diakon geweiht
Homs kennt Gerald Baumgartner gut: Dort wirkte er bereits zwei Jahre lang in der Jugendarbeit, bis er nach dem verheerenden Erdbeben 2023 von jetzt auf gleich die Koordination der Nothilfe übernahm. Nach seinem Theologiestudium in Innsbruck ist Gerald Baumgartner im Mai 2025 nach Syrien zurückgekehrt, dieses Mal nach Aleppo. Dort ist er in der Jugend-, Studierenden- und Pfadfinderarbeit sowie in der spirituellen Begleitung und in einem Ausbildungszentrum tätig. „Was ich mache, mache ich nicht alleine, sondern wir wirken als Kommunität“, betont er. Am Samstag, 29. Juni 2025 folgte nun die Diakonweihe an seinem Wirkungsort Syrien.
Eine Weihe unter dem Eindruck des Anschlags
Die Freude über die Weihe steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen: Nur eine Woche zuvor erschütterte ein Selbstmordanschlag das Land. „De facto ändert der Anschlag an unserem täglichen Leben nichts, aber gleichzeitig ändert er so vieles“, sagt Baumgartner. Die Angst sei spürbar gewachsen, viele junge Menschen sehnten sich nach einem Leben außerhalb Syriens. „Der Alltag verändert sich praktisch überhaupt nicht, aber er verändert, wie wir den Alltag leben und sehen“, erzählt der frisch geweihte Diakon.
Gerade deshalb bekam die Botschaft der Weihe für ihn noch mehr Gewicht: „Der Angst, dem Hass und der Zerstörung setzen wir die Hoffnung und die Liebe Christi entgegen. Der Frieden muss siegen!“
Hoffnung säen
Die Entscheidung, die Weihe in ein spirituelles Wochenende einzubetten, war schon vor dem Anschlag gefallen: Gestartet wurde mit einem Gebetsabend am Freitag, am Samstag in der Früh gab es Workshops zu Kunst, Spiritualität, Berufung und guter Entscheidungsfindung. Auch Baumgartners Schwester, ausgebildete Ärztin, hielt einen Workshop zum Thema „Wie man als Ärztin seine Berufung leben kann“. Am Samstagabend folgte dann die Diakonweihe.
„Durch dieses spirituelle Wochenende feiern wir unsere gemeinsame Sendung – nicht als Jesuiten, sondern als Christen hier in Syrien. Die Diakonenweihe ist ein Teil dieses Wochenendes. So sehe ich auch die Weihe selbst: Sie ist ein kleiner Teil, ein kleines Werkzeug für die Sendung, die wir als Christinnen und Christen in dieser Welt haben“, erklärt Baumgartner. Das Diakonat habe für den Jesuiten einen starken Dienstcharakter. „Diesen Dienst sehe ich für mich, hier in Syrien zu sein und den Menschen beizustehen.“
Neben Familie und Freunden aus Österreich reisten auch Jesuiten aus dem Libanon und Syrien sowie Ausbildungsdelegat P. Markus Inama SJ aus Wien an, um mitzufeiern – trotz der aktuellen Lage und erheblicher Reiseschwierigkeiten. „Alleine zu sehen, wie viele an diesem Wochenende mitwirken, ist sehr schön für mich“, so Baumgartner.
„Bitte vergessen Sie Syrien nicht“
Auch nach seiner Weihe wird Gerald Baumgartner weiterhin in Aleppo tätig sein. Der Sommer werde von der unsicheren Lage geprägt sein: „Es gibt keinen Plan, weil wir den sowieso jeden Tag verwerfen müssten. Aber jeden Tag gibt es etwas Sinnvolles zu tun.“ Im September wird er zu seiner Priesterweihe nach Österreich zurückkehren.
Am Ende des Gesprächs richtet er einen eindringlichen Appell an die Unterstützerinnen und Unterstützer in Europa: „Jeden, der das liest, bitte ich, Syrien nicht zu vergessen und für uns zu beten.“
Zur Person
Gerald Baumgartner wurde 1994 in Oberösterreich geboren. Er machte seinen Zivildienst in Jerusalem und studierte daraufhin in Graz Theologie. Dort lernte er auch die Jesuiten kennen und trat 2016 ins Noviziat in Nürnberg ein. Nach seinem Philosophiestudium in München lernte er im Libanon Arabisch und arbeitete im Sozialbereich mit. Von Sommer 2021 an lebte er für zwei Jahre in Homs (Syrien) und war dort in der Jugendarbeit tätig. Anschließend schloss er in Innsbruck seine theologischen Studien mit einer pastoralpsychologischen Arbeit über die traumasensible Gestaltung von pastoralen Zentren im Nachkriegskontext ab. Zurzeit ist er wieder in Aleppo in Syrien und unterstützt vor allem in der Jugendarbeit und in der ökumenischen Arbeit. Im September wird Gerald Baumgartner in Innsbruck zum Priester geweiht.
Quelle: jesuiten.org
