Familienbischof: Verbundenheit ist, was zählt

Kirche feiert Welttag der Großeltern und älteren Menschen – Botschaft von Bischof Hermann Glettler für Sonntag, 27. Juli 2025

Am kommenden Sonntag, dem 27. Juli, begeht die katholische Kirche weltweit den Welttag der Großeltern und älteren Menschen. Der Tag lädt dazu ein, die Rolle älterer Menschen in Familie, Kirche und Gesellschaft neu zu würdigen und ihnen mit Dankbarkeit und Zuwendung zu begegnen. 

 

Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler erinnert in seiner Wortmeldung zum Welttag an die bleibende Bedeutung älterer Menschen: „Ihr Leben ist zu einer Botschaft der Hoffnung geworden, weil sie trotz vielfältiger Schwierigkeiten ihre Zuversicht und Lebensfreude nicht weggeworfen haben.“ Gerade in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen sei es wichtig, die Lebensleistung und das Glaubenszeugnis der älteren Generation nicht zu vergessen. 

 

Als Familienbischof spricht er auch die Schattenseiten des Alters offen an: „Viele ältere Menschen erleben eine bittere Einsamkeit und haben das Gefühl, nicht mehr wertgeschätzt oder gebraucht zu werden.“ Der Welttag sei daher ein Anlass, neue Wege der Nähe und Anteilnahme zu suchen – sowohl in der Kirche als auch im gesellschaftlichen Miteinander. 

 

Papst betont Großeltern als Vorbilder  

Papst Leo XIV. hatte in seiner diesjährigen Botschaft zum Welttag ebenfalls dazu aufgerufen, ältere Menschen stärker in die Gesellschaft einzubeziehen und ihnen Wertschätzung und Zuneigung entgegenzubringen. Er sprach von einer notwendigen „Revolution der Dankbarkeit und Fürsorge“ und betonte, dass Großeltern häufig Vorbilder des Glaubens und der Beharrlichkeit seien. 

 

Bischof Hermann sieht im Welttag eine konkrete Einladung zum Dialog zwischen den Generationen: „Jedes wirkliche Zuhören, jede Geste des Verständnisses füreinander kann Wunder wirken – ja Hoffnung stiften!“ Der Tag sei ein Auftrag für eine Kirche, in der Altsein nicht Abseits bedeuten dürfe, und für eine Gesellschaft, in der niemand vergessen oder benachteiligt werde. „Wie wir mit älteren Menschen umgehen, ist ein Spiegel unserer Menschlichkeit – von der ersten bis zur letzten Lebensphase“, schließt der Bischof ab. 

Familienbischof: Verbundenheit ist, was zählt
Foto: Ron Porter/Pixabay

Letztlich zählt Verbundenheit

Die vollständige Botschaft von Bischof Hermann Glettler im Wortlaut

Am Welttag der Großeltern und älteren Menschen schauen wir dankbar auf jene, die unser Leben durch ihre tatkräftige Fürsorge und ihren Glauben über Jahrzehnte mitgeprägt haben. Ihr Leben ist zu einer Botschaft der Hoffnung geworden, weil sie trotz vielfältiger Schwierigkeiten ihre Zuversicht und Lebensfreude nicht weggeworfen haben. Dadurch sind sie uns Inspiration und Vorbild. 

 

Dieser Tag ist jedoch auch ein Anlass zum ehrlichen Hinschauen: Viele ältere Menschen erleben eine bittere Einsamkeit und haben das Gefühl, nicht mehr wertgeschätzt oder gebraucht zu werden. Damit einhergehend wächst die Angst, jemandem zur Last zu fallen – gerade angesichts der öffentlich debattierten Schwierigkeiten, die nötigen Ressourcen für eine adäquate Altenbetreuung und Pflege heute zu finden. 

 

Im Heiligen Jahr 2025 sind wir als Kirche und Gesellschaft aufgefordert, neue Wege zu gehen, die von mehr Nähe, sozialer Anteilnahme und persönlicher Zuwendung geprägt sind. Letztlich zählen ja gerade am Ende des Lebens einzig und allein die menschliche Verbundenheit und das Vertrauen, dass das Leben mit all seiner Mühe nicht umsonst war. Wir beten deshalb an diesem Sonntag um mehr Vertrauen und Lebensmut für alle Menschen. 

 

Der jährliche Welttag ist eine Chance, den ehrlichen Dialog zwischen den Generationen in unseren Familien von Neuem zu versuchen. Jedes wirkliche Zuhören, jede Geste des Verständnisses füreinander kann Wunder wirken – ja Hoffnung stiften! Nicht selten gehört dazu auch eine einfache Bitte um Vergebung, weil wir einander immer etwas an Güte und Wertschätzung schuldig bleiben. 

 

Der kommende Sonntag ist ein Auftrag: Für eine Kirche, in der Altsein nicht Abseits bedeuten darf. Für eine Gesellschaft, in der niemand vergessen oder benachteiligt werden sollte. Und für ein Miteinander, das von echter Fürsorge und Achtung getragen ist. Wie wir mit älteren Menschen umgehen, ist ein Spiegel unserer Menschlichkeit – von der ersten bis zur letzten Lebensphase. 

 

Wortlaut der Papst-Botschaft in deutscher Sprache: https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/messages/grandparents/documents/20250626-messaggio-nonni-anziani.html