Bischof Hermann: "Es bleibt ein Auftrag an die ganze Kirche"

Für den Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler bleibt auch nach dem Tod von Papst Franziskus dessen Auftrag zu Dezentralisierung und Öffnung der Kirche bestehen

Der Auftrag "an die ganze Kirche, den geistvollen und zugleich menschennahen Weg von Franziskus fortzusetzen", bleibe, sagte Glettler im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (TT, Ausgabe 22. April). So habe der "Papst aus Lateinamerika" der "auf europäische Probleme fixierten Kirche eine Weitung ihrer Resonanzräume verordnet".

 

Auch die Weltkirche habe sich während des zwölfjährigen Pontifikats von Franziskus tatsächlich zur Weltkirche gewandelt - "wahrnehmbar als Gemeinschaft von Ortskirchen mit eigenen kulturellen Profilen". Inklusion sei gestärkt, aber Ausgrenzung hinterfragt und reduziert worden: "Hoffentlich geht dieser Weg einer vertrauensvollen Dezentralisierung weiter", so Gletter im TT-Interview wörtlich.

 

Der Innsbrucker Diözesanbischof würdigte Franziskus Pontifikat auch als Zeit eines inneren und äußeren Kulturwandels: "Weg von der Belehrung hin zu einer mitsorgenden und mitleidenden Kirche, weg von moralischer Überlegenheit hin zu einer Suche nach einem guten und würdigen Leben für alle." Glettler zeigte sich, ob einer "voreiligen Bilanz" über das Wirken dieses prophetischen Papstes aber noch vorsichtig. Denn: "Vieles, was Papst Franziskus angeregt und vorangetrieben hat, wird sich erst zeigen."

 

Mit Blick auf das kommende Konklave meinte Glettler, Franziskus habe Vorsorge dafür getroffen, "dass es keinen Eurozentrismus mehr geben kann". 109 der 135 wahlberechtigten Kardinäle seien von ihm ernannt worden. "Katholisch heißt ja übersetzt Weite und Tiefe, nicht Enge", so der Bischof. Der "evangeliumsgemäße Stil" von Franziskus werde daher auch das Konklave prägen, zeigte sich Glettler überzeugt. Als künftigen Papst hält Glettler sowohl Kandidaten aus Afrika als auch aus Asien für denkbar: "Ich vertraue darauf, dass letztlich nicht kirchenpolitische Wunschvorstellungen wahlentscheidend sein werden, sondern Gottes Geist."

 

Dass Österreich bei der Papstwahl nicht vertreten ist, bezeichnete Glettler als "leicht verkraftbaren Schmerz". Entscheidend sei, "dass eine Person gewählt wird, die sich der globalen Verantwortung bewusst ist und die Freude der österlichen Botschaft ausstrahlt".

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

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Foto: Franz Hinterholzer