„Laudate Deum“: Deutliche Worte über die Brisanz der Klimakrise

Kommentar von Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, zum Papst-Schreiben „Laudate Deum“

Ob es wohl ein Zufall ist, dass Papst Franziskus am Vormittag des 4. Oktober 2023 die Weltsynode eröffnet und am Nachmittag desselben Tages sein neues Apostolisches Schreiben „Laudate Deum“ vorstellt?

 

Nein, sicher nicht.

 

Acht Jahre nach Laudato Si´ findet Papst Franziskus in einem deutlich kürzeren Schreiben noch wesentlich deutlichere Worte über die Brisanz der Klimakrise; er kritisiert ganz klar die Leugner der Erderwärmung und ihrer Folgen, und er bringt gleichsam eine Ehrenrettung der Klimaaktivisten.

 

Franziskus benennt globale Zusammenhänge, kritisiert Allmachtsdenken und Glauben an unbegrenzten Fortschritt und spricht von der Schwäche der internationalen Politik. Ganz nüchtern und bestechend klar benennt er, dass bei der enormen Schädigung der Erde oft nur noch Schadensbegrenzung möglich ist (16). Gleichzeitig spricht er Verantwortung und Lebensstil der einzelnen an: „Es gibt keine dauerhaften Veränderungen, keinen kulturellen Wandel ohne eine Reifung im Lebensstil … und ohne einen Wandel im Menschen.“ (70) Und wieder gleichzeitig appelliert er an die Fähigkeit zum strategischen, systemischen Handeln, um kluge Lösungen zu finden (60).

 

Es gehört zur christlichen Grundhaltung von Ordensgemeinschaften, mit Schöpfung bewusst umzugehen und Überfluss zu vermeiden. Wir als Österreichische Ordenskonferenz unterstützen daher das Mahnschreiben, das Papst Franziskus zur Rettung der Schöpfung verfasst hat. Es ist ein richtiges und wichtiges Zeichen, genau zur rechten Zeit. Papst Franziskus hat sehr klare und deutliche Worte gefunden – geht es doch immerhin um die Zukunft der Menschen auf der Erde.

 

Franziskus schaut auf die internationalen Klimakonferenzen der letzten Jahre und Jahrzehnte – und benennt ihre bescheidenen und halbherzigen Ergebnisse. Im Blick auf die bevorstehende Klimakonferenz im Dezember 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten ermutigt er, „auf die Fähigkeit des Menschen zu vertrauen, über seine kleinen Interessen hinauszugehen und im Großen zu denken“ (54). Und ohne naiv-unrealistisch zu werden, fügt er hinzu: „Zu sagen, man brauche nichts zu erwarten, gliche einer Selbstverstümmelung“ (53).

Ganz im Sinne der Synode setzt Franziskus im Hinblick auf Erderwärmung und Klimakrise auf eine gemeinsame Wahrnehmung der Wirklichkeit, mit größerer Beteiligung von Betroffenen, also um Sensibilität und Gesprächsprozesse: Es geht um „ein neues Verfahren der Entscheidungsfindung“, und „In diesem Kontext sind notwendigerweise Räume des Gesprächs, … der Konfliktlösung … letztlich also eine Art „größere Demokratisierung auf Weltebene erforderlich“ (43).

 

Denn eines ist sicher: Die Klimakrise können wir nur gemeinsam bewältigen! Dazu gehören auch ein Hinhören und Zuhören, um zusammen nach Lösungen zu suchen. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, für die nachkommenden Generationen einen lebenswerten Planeten zurücklassen. Dazu müssen auf allen Ebenen Handlungen für eine gerechte Welt gesetzt werden! Das Papst-Schreiben „Laudate Deum“ spricht genau die richtigen Punkte an und setzt ein starkes Zeichen für die Schöpfungsverantwortung von uns allen.

Sr. Franziska Bruckner, Sr. Christine Rod und Erzabt Korbinian Birnbacher bei der Präsentation der Summa 2021. (c) ÖOK/Mayr