„Lodzia und Marysia“ – Graphic Novel vorgestellt
Die Geschichte der Leokadia Justman ist das erste literarische Zeugnis einer Holocaust-Überlebenden in Tirol – und zugleich ein eindrucksvolles Beispiel für Freundschaft und Überlebenswillen während des Nationalsozialismus. Gestern, Donnerstag, wurde die Graphic Novel „Lodzia und Marysia“ des jungen Tiroler Illustrators Alwin Hecher erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Auf den rund 90 Seiten zeichnete er Leokadias Leben nach und schuf damit ein Plädoyer für Menschlichkeit und Freundschaft. An Leokadias Seite: Marysia Fuks, die ihre Freundin „Lodzia“ rief.
Für Illustrator Alwin Hecher ist es bereits das zweite Mal, dass er eine zeitgeschichtliche Biografie zeichnerisch interpretiert und so ein Stück Erinnerungskultur lebendig macht. Die Graphic Novel stellt ein weiteres Highlight rund um die derzeit laufende Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ im Landhaus dar. Die Ausstellung ist kostenlos zugänglich – Präsenzexemplare der Graphic Novel ergänzen die interaktive Ausstellung künftig.
„Erinnerung ist kein Rückblick – sie ist Auftrag und Verantwortung. Gerade in einer Zeit, in der Geschichtsverzerrung und Relativierung lauter werden, müssen wir dem mit klaren, lebendigen Formen des Erinnerns entgegentreten. Mit seiner Graphic Novel vermittelt Alwin Hecher die Geschichte Leokadias auf eine Weise, die besonders junge Menschen anspricht. Er macht das Vergangene erfahrbar, nahbar und greifbar. Das ist gelebte Erinnerungskultur – für die jungen Generationen genauso wie für uns alle“, konstatiert Landeshauptmann Anton Mattle.
Erinnerungskultur in neuer Form
Die Graphic Novel „Lodzia und Marysia“ entstand im Rahmen des Leokadia-Justman-Projekts an der Universität Innsbruck und wurde wissenschaftlich begleitet. Das Werk beruht auf dem autobiografischen Bericht, den Leokadia Justman kurz nach Kriegsende zu Papier gebracht hat. Darin schildert sie die beschwerliche Flucht nach Tirol und ihren Überlebenskampf gegen den nationalsozialistischen Terror.
Alwin Hecher verdichtet in „Lodzia und Marysia“ zentrale Wendepunkte aus Leokadias Überlebensweg und bringt die Dramatik ihrer Flucht in seinen Illustrationen auf den Punkt. „Durch die Überführung in das Format eines Comicromans erschließt er historische Inhalte auf neue Weise – und damit gelingt es ihm, insbesondere auch jüngere Leserinnen und Leser anzusprechen“, beschreiben die beiden Ausstellungskuratoren Niko Hofinger und Dominik Markl die jüngste Publikation.
„Bilder drücken oft mehr aus als Worte – besonders dann, wenn es um die Erinnerung an das Unaussprechliche geht. Gerade für jüngere Generationen eröffnet das Medium Graphic Novel neue Zugänge zu historischen Ereignissen wie dem Holocaust. Spätestens seit dem bahnbrechenden Bestseller ‚Maus‘ von Art Spiegelman haben wir gesehen, dass auch alternative Formate die Unsagbarkeiten dieser Zeit darstellen können“, so Kulturreferent LH Mattle.
Graphic Novel bereichert didaktisches Konzept der Ausstellung im Landhaus
Melanie Wiener, Vorständin der Abteilung Kultur des Landes Tirol, eröffnete die Festveranstaltung im Landhaus und betonte die Relevanz von Projekten wie diesem für das kulturelle Gedächtnis Tirols. Eindringliche Worte fand auch Jeffrey Wisnicki, Sohn von Leokadia Justman, der aus den USA zugeschaltet war und den Beteiligten für die Würdigung Leokadias Geschichte dankte.
Unter Einbindung des Publikums kamen die Schweizer Regisseurin und Philosophin Katharina Wyss und Illustrator Alwin Hecher ins Gespräch und diskutierten den Entstehungsprozess des Comicromans. Den Bogen zur Ausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ im Landhaus spannte Kurator Niko Hofinger: Er reflektierte die Zusammenarbeit mit Hecher und hob die Bedeutung seiner Grafiken für das didaktische Konzept der Ausstellung hervor.
